1466 - Tödliche Küsse
strömten zu jedes Tageszeit die Menschen hin, um sich in Londons größter grüner Lunge zu erholen. Wir mussten zusehen, dass wir einen Parkplatz fanden, was fast so gut wie unmöglich war. Der Grünstreifen und die Häuserzeile waren vom Wagen zu sehen, aber es gab nirgendwo einen freien Platz, an dem wir den Golf abstellen konnten. Die Lücken, die vorhanden waren, warteten nur darauf voll gestellt zu werden, damit die Kollegen dann die Autos mit einer Wegfahrkralle bestücken konnten.
Ich sah einen Bobby, und mir kam die Idee. »Es ist ja eine Dienstfahrt«, sagte ich, hielt den Golf an, und es war genau eine Stelle, an der er abgeschleppt werden würde.
Das sah auch der uniformierte Kollege. Er eilte mit schnellen Schritten heran, und wir waren kaum ausgestiegen, als er vor uns stand und uns mit einem bösen Blick anschaute.
»Ich weiß, was Sie sagen wollen, Officer, aber es gibt auch Notfälle.« Nach dem letzten Wort präsentierte ich ihm bereits meinen Ausweis.
Jane schaute von der gegenüber liegenden Wagenseite zu.
Der Kollege schwitzte, was wohl eher am Wetter lag und bestimmt nicht an uns.
»Das ist etwas anderes«, sagte er. »Da muss ich wohl eine Ausnahme machen.«
»Danke.«
»Und – ähm – Sir, wo wollen Sie hin?«
Ich erklärte es ihm.
»Ah, dieser Block. Wer dort wohnt, der gehört nicht zu den armen Menschen, denke ich.«
»Sie kennen sich hier aus?« fragte Jane.
Der Bobby nickte. »Ich weiß nicht, ob man das auskennen nennt, aber einige Mieter sind mir schon bekannt, das gebe ich zu.«
Jane fragte weiter. »Sagt Ihnen der Name Attila Caine etwas?«
Der Kollege überlegte. Er fuhr dabei mit einem Finger über seinen Nasenrücken. »Ja, schon. Ich weiß, wen Sie meinen. Ich weiß auch, wo er wohnt. Sie müssen durch einen Durchgang in den Hof gehen. Da werden sie zu ihm kommen.«
»Sehr gut.«
»Und sonst ist Ihnen nichts über ihn bekannt?« fragte ich.
»Nein, nichts großartig Negatives. Er lebt allein, aber«, und jetzt grinste der Kollege, »er bekommt oft Besuch. Und zwar von Frauen, nur von Frauen.«
»Was schließen Sie daraus?«
»Nun ja…« Der Kollege zierte sich ein wenig. »Ich will nichts Abwertendes über Menschen sagen, aber komisch ist es schon. Nur hat er kein Gesetz übertreten.«
»Er ist ein Callboy, nicht?«
»Kann man so meinen.«
»Beschreiben Sie ihn uns!« forderte Jane ihn auf.
Da sah sich der Kollege erst mal um. Er dachte nach, er grübelte, und schließlich gab er eine Beschreibung ab, die sehr sachlich war.
Eine Frau hätte sicherlich in schwärmerischen Worten gesprochen.
Wir erfuhren, dass er recht groß war, durchtrainiert, braune Haare hatte und ein immer etwas kalt wirkendes Gesicht.
»Meinen Sie ein arrogantes?« fragte Jane.
»Hm. Ja, das ist wohl der bessere Ausdruck. Er ist einer, der sich nicht um andere Manschen kümmert. Da kann man schon von einer gewissen Arroganz sprechen.«
»Danke.« Jane lächelte. »Dann können wir davon ausgehen, dass er sich in seiner Wohnung aufhält?«
»Ja, das können Sie.«
Wir bedankten uns für die Auskünfte und ließen den Golf stehen, den der Kollege mit einem leicht zerknirschten Blick begutachtete.
Er hätte ihn wohl gern entfernt.
Wir gingen das kurze Stück an der Westseite des grünen Parkrechtecks vorbei. Der Wind blies uns die warme Luft entgegen, die von einem sommerlichen Duft erfüllt war. Wir nahmen den Geruch von frisch geschnittenem Gras auf, aber rochen auch die wilden Blumen, die überall wuchsen. Vom nahem Hyde Park hörten wir hin und wieder den Klang von Stimmen, aber auch der Autoverkehr riss kaum ab, und so sahen wir diese Gegend nicht eben als erholsam an.
»Jetzt wünsche ich mir nur, dass unser Freund zu Hause ist.«
»Und dann?«
»Werde ich mich zu erkennen geben und ihm Fragen nach einer gewissen Sue Hellman stellen.«
»Tu das.« Ich legte ihr beim Gehen einen Arm über die Schultern.
»Und ich könnte deinen Assistenten spielen. Wie wäre das?«
»Schlecht.«
»Ach, warum?«
»Weil ich erst die Frau spiele, die ihn unbedingt besuchen muss, um ihren sexuellen Frust loszuwerden. Ich denke, dass ich mich erst in der Wohnung zu erkennen geben werde.«
»Das ist auch nicht schlecht.«
»Nicht nur das. Es ist sogar super. Nur so kann man diesen Hundesohn reinlegen.«
»Ist das nicht eine Vorverurteilung?«
»Mag sein, John, aber wie gesagt, auch ich habe eine innere Stimme, auf die ich gern höre, und die sagt mir etwas ganz anderes.«
Wenn Jane
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