1468 - Zentralplasma in Not
weiter. Er schien gar nicht erst auf die Idee zu kommen, daß man ihn in einer solchen Situation anlügen könnte. „Gebt mir Deckung", flüsterte Tenquo Dharab seinen Begleitern zu -sein Flüstern geriet tatsächlich so leise, daß man es in zehn Meter Entfernung nicht mehr verstehen konnte.
Augenblicke später glitt die Tür beiseite. Sie gingen hinein. Einer der Haluter schloß die Tür.
*
Punternats Gefühle schwankten zwischen Begeisterung und Stolz auf das eigene Heldentum und Angst vor der Vergeltung, die unweigerlich kommen würde. Selbst wenn man ihn wirklich zum Fremdenführer gerade dieser Gruppe bestimmt haben sollte - woran er mehr und mehr zweifelte -, so hatte man doch gewiß nicht daran gedacht, ihn bis in die Nähe einer Kommunikationsstelle zu lassen, geschweige denn in das Innere eines solchen Raumes hinein.
So weit, so schlecht. Im allgemeinen Durcheinander mochte all dies für einige Zeit untergehen, und im äußersten Notfall ließ sich gewiß irgendeine Ausrede finden.
Aber das hier...
Im Überschwang der Gefühle hatte er sich dazu hinreißen lassen, seinen Schützlingen bis hierher zu helfen, und nun steckte er in der Falle. Er konnte sich nicht gut aus dem Staub machen, nachdem sie erst einmal bis hierher gelangt waren. Und das bedeutete nichts anderes, als daß all seine Sünden offenkundig waren und irgendwo gespeichert wurden. Denn einen solchen Raum betrat man nicht einfach so, ohne daß dies irgendwo registriert wurde. Davon war Punternat fest überzeugt.
Zunächst hoffte er noch, daß dieser Kelch irgendwie an ihm vorübergehen würde, denn natürlich würde das Zentralplasma sich nicht melden. Ganz gewiß nicht. Es hatte jetzt sicher anderes zu tun, als sich mit den Halutern zu unterhalten, und es war auch ganz bestimmt nicht zu einem mehr oder weniger unverbindlichen Schwätzchen aufgelegt.
Auf der anderen Seite wünschte Punternat sich natürlich nichts sehnlicher, als daß die Haluter tatsächlich die Lösung der Probleme kannten, worin auch immer diese Probleme bestehen mochten. Wenn es ihnen gelang, dem Zentralplasma zu helfen und das augenblickliche Durcheinander zu beenden, würde Punternat natürlich als Held dastehen. Niemand würde es dann noch wagen, ihm einen Vorwurf zu machen. Wenn...
Und wenn nicht?
In diesem Augenblick erhellte sich der Bildschirm.
Punternat hatte sein ganzes bisheriges Leben in der Anlage verbracht, aber er hatte das Zentralplasma noch niemals gesehen. Es war in riesigen metallenen Kuppeln untergebracht, in denen es völlig von der Außenwelt abgeschlossen war. Es war anzunehmen, daß einige Posbis Zugang zu diesen Kuppeln hatte, und vielleicht gehörten auch einige Matten-Willys zu den Auserwählten, aber Punternat kannte keinen von ihnen.
Er hatte die Kuppeln seit jeher als völlig selbstverständlich hingenommen, und er interessierte sich nicht sonderlich für den Inhalt dieser Bauten. Im Grunde genommen wußte er noch nicht einmal, warum er auf der Insel Paumoa lebte und welchen Zweck er hier zu erfüllen hatte. Er verspürte auch kein besonderes Verlangen danach, es jemals herauszufinden.
Sein Leben war ein Spiel, ein großes, berauschendes Spiel, in dem er allein die Hauptrolle spielte. Alles andere verblaßte dagegen zur totalen Bedeutungslosigkeit. Und wenn irgend jemand kam und von ihm verlangte, daß er sich mit ernsthafteren Dingen abgeben sollte, machte er auch daraus ein Spiel. Er hielt seine künstlerischen Ambitionen für ernsthaft genug. Mehr brauchte er nicht, um seinem Dasein einen Sinn zu geben.
Was ihn aber keineswegs daran hinderte, neugierig zu sein.
Wie gesagt: Er hatte das Zentralplasma nie gesehen und sich auch nie den Kopf über das Aussehen dieses Wesens zerbrochen. Aber jetzt konnte er den Augenblick der Wahrheit kaum erwarten.
Wie gebannt starrte er auf den Bildschirm.
Im ersten Augenblick war er maßlos enttäuscht, als ein Posbi darauf sichtbar wurde. Er glaubte nichts anderes, als daß Tenquo Dharabs Versuch, eine Verbindung zum Zentralplasma herzustellen, fehlgeschlagen war, ganz wie er es ja auch erwartet hatte.
Aber dann sagte der Posbi mit der Stimme eines Haluters: „Seid willkommen, wenn ihr helfen könnt."
Und in diesem Augenblick begriff Punternat, daß der vermeintliche Posbi nur ein Fiktivbild war, das das Zentralplasma erschaffen hatte, um sich seinen Gesprächspartnern darzustellen.
Für Punternat war es überraschend und ziemlich unverständlich, daß das Zentralplasma
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