147 - Cardia, die Seelenlose
hier fortholen, ehe die mich in meine Bestandteile zerlegen? Ich will nach Hause, Sir.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Cruv, ich hole Sie heim«, versprach der Industrielle und legte auf.
***
Tucker Peckinpah rief an. Da ich in der Nähe des Telefons saß, nahm ich den Anruf entgegen.
»Fündig geworden, Partner?« fragte ich.
»Cruv lebt!« überfiel mich der Industrielle.
»Was?« Ich sprang auf, als stünde mein Sessel plötzlich unter Strom.
»Sie haben ihn unter den Trümmern des Hauses gefunden«, berichtete Peckinpah, »haben ihn ausgebuddelt und ins Krankenhaus gebracht.«
»Ist er verletzt?«
»Nein, Tony, es geht ihm gut. Er hat sich bei mir über die Ärzte beschwert. Ich rufe aus meinem Wagen an, bin zum Krankenhaus unterwegs, um den Kleinen nach Hause zu holen.«
»Großartig!« rief ich begeistert aus. »Bestellen Sie dem Knirps herzliche Grüße von mir.«
»Mit dem größten Vergnügen.«
Ein riesiger Felsblock polterte mir vom Herz. Cruv lebte! Das war die wunderbarste Nachricht seit langem. Mir war, als spürte ich, wie wir allmählich in den Aufwind gerieten.
Es hatte mich sehr geschmerzt, Cruv verloren zu haben. Umso mehr freute es mich nun, zu hören, daß es ein Irrtum gewesen war. Ich war schon lange nicht mehr von so einem Glücksgefühl erfüllt worden.
Wenn es uns jetzt auch noch gelang, Cardia zu retten, so daß wir uns zu Shrogg begeben konnten, blieben kaum noch Wünsche offen.
Ich legte auf und strahlte meine Freunde an.
***
»Wir brauchen Blut für die Dämonenweihe«, sagte Asmodis.
Mortimer Kull war bereit, jedes Opfer zu bringen. Sogar sein eigenes Blut hätte er hergegeben, denn nichts war ihm wichtiger, als dem Höllenadel eingegliedert zu werden.
»Wessen Blut?« fragte Kull rauh.
Asmodis forderte ihn auf mitzukommen. Er führte Kull zu einer goldbeschlagenen Tür, schrieb mit den Händen Zeichen in die Luft, die die geschlossene Tür durchsichtig machten.
Mortimer Kull erblickte ein junges Mädchen von außergewöhnlichem Liebreiz. Sie war schlank und hatte feste Brüste, trug eine spärliche, knapp sitzende Kleidung aus weichem Schlangenleder.
Die Hörner auf ihrer Stirn ließen Kull erkennen, daß es sich um eine Teufelin handelte.
»Ihr Blut«, sagte Asmodis.
»Wieviel?« wollte Kull wissen.
»Jeden Tropfen, den sie in sich hat.«
»Das bedeutet, ich muß sie töten«, sagte Mortimer Kull nüchtern.
Asmodis nickte.
»Aber sie ist eine Teufelin. Wenn ich sie töte, vernichte ich ein Wesen der Hölle. Das kann dir doch nicht recht sein.«
»Ich betrachte Tarsa als meine Feindin.«
»Tarsa… Ist das ihr Name?«
»Ja«, sagte Asmodis. »Sie war an einer Verschwörung beteiligt, die sich gegen mich richtete. Loxagon deckte sie auf und brachte Tarsa hierher. Sie hat ihr Leben verwirkt. Du wirst sie für das, was sie tun wollte, bestrafen. Damit kannst du deine Loyalität mir gegenüber beweisen.«
»Ich habe keine Hemmungen, diesem Mädchen das Leben zu nehmen«, sagte Mortimer Kull.
»Es soll gleichzeitig eine Mutprobe sein«, erklärte Asmodis.
»Ich habe keine Angst vor Tarsa.«
»Sie ist falsch und gefährlich«, sagte der Höllenfürst. »Wenn du durch diese Tür trittst, werden deine magischen Fähigkeiten draußen bleiben. Unbewaffnet mußt du Tarsa gegenübertreten. Du wirst mit ihr allein sein, und doch werden wir dir zusehen. Wir werden durch die Wände sehen. Der Höllenadel wird diesen Kampf sehr aufmerksam verfolgen. Wenn du diese Mutprobe bestehst, wird dir einer von uns eine Waffe zuwerfen. Wenn nicht, wird Tarsa dich töten, dann warst du nicht wert, zum Dämon geweiht zu werden.«
Mortimer Kull hob trotzig den Kopf. »Ich bin bereit, Fürst der Finsternis. Ich nehme die Herausforderung an.«
»Dann geh«, sagte Asmodis und wies auf die durchsichtige Tür, und Professor Mortimer Kull setzte sich entschlossen in Bewegung.
***
Mein Herz trommelte kräftig gegen die Rippen. Ich rief Vicky Bonney an, um ihr die erfreuliche Neuigkeit zu berichten. Meine Freundin stieß einen Jubelschrei aus.
Die einzigen, die an dieser großen Freude nicht teilhaben konnten, waren Cardia und Cnahl. Vor allem Cardia stand vor einer unüberwindlichen Mauer.
Der Zauber würde sie nicht mehr lange am Leben erhalten, und keiner von uns wußte, wo sich der Tempel der Hölle befand. Nur wenn wir ihn ausfindig machten, konnten wir Cardia und Sammeh wieder zusammenbringen.
Gelang uns das nicht, hatte die Reisende keine Chance, am Leben zu bleiben.
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