147 - Cardia, die Seelenlose
Verflixt, wie sollten wir es anstellen, ihr das Ende zu ersparen?
Ich setzte mich mit dem »Weißen Kreis« in Verbindung, doch auch seine Mitglieder wußten nicht, wo sich der Tempel der Hölle befand. Auch von Lenroc hatten sie noch nicht gehört.
Es zeugte von Größe, als Cardia -anstatt sich um sich selbst zu sorgen -sagte, sie habe Angst um Angie Laszlo und Bill Landers.
»Wieso das?« fragte ich.
»Sie kennen Lenrocs Geheimnis«, sagte die Hellseherin.
»Befürchtest du, daß er etwas gegen sie unternehmen wird?«
»Ja, Tony, ich glaube, daß das Mädchen und der junge Mann in Gefahr sind.«
»Dann müssen wir ihnen beistehen«, sagte Mr. Silver sofort.
»Es wäre mir recht, wenn Metal das übernehmen könnte«, entgegnete ich. »Er ist zur Zeit unbestritten der bessere Kämpfer. Oder bezweifelst du das?«
Der Ex-Dämon überraschte mich mit einem resignierenden Nicken. Es gab keine lange Diskussion, ich brauchte Mr. Silver nicht erst zu überzeugen, er sah selbst ein, daß Metal die bessere Alternative war.
»Okay, Tony, Metal geht mit dir.«
Ich legte dem Hünen - dankbar für seine Einsicht - die Hand auf die Schulter. »Deine Zeit bricht bald wieder an«, versprach ich ihm.
»Ich bin in Gedanken bei euch«, sagte Mr. Silver.
So weich war er früher nicht gewesen. Hatten ihn die Ereignisse mürbe gemacht? Ich ertappte mich dabei, wie ich leichte Zweifel daran hegte, daß der Ex-Dämon wieder so werden würde, wie er einmal war.
Wütend verwarf ich diesen Gedanken sofort wieder.
***
Professor Mortimer Kull schritt durch die geschlossene Tür. Er spürte, wie ihm die Magie abgestreift wurde. Nichts von dieser Kraft blieb ihm. Er kehrte dennoch nicht um.
Tarsa kehrte ihm den Rücken zu. Sie hatte einen atemberaubenden Körper, den Kull sehr anziehend fand, aber sollte es Tarsa darauf anlegen, ihn zu verführen, so würde ihr das nicht gelingen.
Sie hatte muskulöse lange Beine. Das bißchen Schlangenhaut bedeckte nur spärlich ihre Blößen.
Kull wollte den unsichtbaren Zuschauern kein langes Schauspiel bieten. Er hatte die Absicht, über die Teufelin herzufallen und ihr mit einem jähen Ruck das Genick zu brechen. Er pirschte sich an sie heran.
Als er die Mitte des großen Raumes erreichte, drehte sich Tarsa unvermittelt um. Kull blieb stehen. Tarsa musterte ihn argwöhnisch, und ihre Hörner leuchteten mit einemmal schwefelgelb.
Sie kniff die Augen zusammen. »Wer bist du?«
»Mein Name ist Mortimer Kull.«
»Schickt dich Asmodis? Sollst du mich töten? Warum tut er es nicht selbst?«
Kull überlegte sich blitzschnell einen Plan. Er wollte versuchen, Tarsas Vertrauen zu gewinnen, um sie leichter überrumpeln zu können.
»Asmodis’ Schergen haben mich in diesen Raum gestoßen«, behauptete er. »Ich war vogelfrei.«
»Was hast du getan?« fragte Tarsa interessiert.
»Ich war an einem Komplott beteiligt. Ich sollte Loxagon meuchlings ermorden, doch ehe ich an den Teufelssohn herankam, wurde ich überwältigt, und nun bin ich hier, im Palast des Satans. Ich habe nicht mehr lange zu leben. Irgend jemand wird den Auftrag bekommen, mich zu vernichten.«
»Aus diesem Raum kam noch nie jemand lebend raus«, sagte Tarsa. »Hast du Angst vor dem Tod?«
»Nein, aber lieber würde ich leben«, antwortete Kull.
»Wer nicht?« sagte die Teufelin. Ihre Augen waren nachtschwarz, ihr Blick war stechend. Mit schleichenden Bewegungen kam sie auf Mortimer Kull zu.
»Was hast du verbrochen?« wollte er wissen.
Sie sagte es ihm, und sie war immer noch stolz darauf. Sie bereute nichts, würde es wieder tun, behauptete sie. »Aber noch einmal würde ich mich nicht erwischen lassen.«
Kull schlug ihr vor, sich mit ihm zusammenzutun und auszubrechen. Sie war damit sofort einverstanden. Er lachte in sich hinein. Es war nicht schwierig gewesen, ihr Vertrauen zu erschleichen.
Zwei Schritte vor ihm blieb sie stehen. Irgend etwas schien sie zu irritieren.
Hatte sie Verdacht geschöpft?
Sie preßte die Arme seitlich an den Körper, den mit einemmal ein Beben durchlief - zuerst leicht, dann immer stärker. Was wirkte auf sie ein?
Einen Augenblick befürchtete Mortimer Kull, daß Asmodis ein falsches Spiel mit ihm trieb, aber er sah keinen Grund dafür. Er hatte dem Höllenfürsten ein wertvolles Geschenk gebracht und keine Forderungen daran geknüpft.
Tarsa veränderte sich!
Die Arme wuchsen in den Körper, die Schlangenhaut wanderte nach oben und nach unten, überzog den ganzen Mädchenleib.
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