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1472 - Wahnsinn in Manhattan

1472 - Wahnsinn in Manhattan

Titel: 1472 - Wahnsinn in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bevölkert. Der Tod holt sich immer genau das, was er braucht.«
    »Und das hat er auch mit dir gemacht?«
    »Klar.«
    Dora schaute ihre Mitbewohnerin an und schüttelte wieder den Kopf. So richtig begriffen hatte sie das alles nicht.
    Das Gleiche galt auch für uns, und nicht nur ich spürte den leichten Schauer, der über meine Haut an den Armen rann.
    Ich hatte einen guten Blickwinkel und sah mir Susan Walters genau an. Sie sah aus wie ein normaler Mensch. Sie verhielt sich auch so, aber trotzdem hatte mich eine gewisse Unsicherheit erfasst, und ich fragte mich, ob ich es bei Susan noch mit einem normalen Menschen zu tun hatte.
    Suko dachte ähnlich, denn er wisperte mir zu: »Wer ist diese Frau?«
    »Das siehst du doch.«
    »Ach, Unsinn. Die ist nicht mehr normal. Sie hat den Tod gesehen, und der Tod hat ihr gewisse Dinge gezeigt. Ich glaube nicht, dass man da von Normalität sprechen kann. Einen Moment habe ich sogar gedacht, es mit einem Zombie zu tun zu haben, aber das scheint sie wohl nicht zu sein.«
    »Genau, das ist sie nicht. Aber wir werden sie auch nicht mehr laufen lassen. Sie muss uns diesen Tod…«
    Den Rest des Satzes ließ ich unausgesprochen, denn Dora Caine sagte einen Satz, der uns aufhorchen ließ.
    »Ich habe dich nicht kommen hören.«
    »Oh, man hört mich auch nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich bin etwas Besonderes geworden, und ich werde auch nicht mehr bei dir wohnen bleiben.«
    »Ach. Und wohin willst du?«
    »Zu ihm. Wer einmal seiner Faszination erlegen ist, der will immer wieder zu ihm. Seine Macht ist groß, und du solltest ihn auch erleben. Deshalb bin ich hierher zurückgekommen.«
    »Moment, wie meinst du das denn? Ich soll den Tod kennen lernen?«
    »Ja.«
    »Und warum?«
    »Weil du meine Freundin bist. Das allein ist der Grund. Ich war der Anfang, es werden mir viele Menschen folgen, das kann ich dir versprechen. Der Tod möchte sie alle besitzen. Er wird sie zu sich holen, und es wird nicht mehr lange dauern.«
    »Kannst du mir auch sagen, wie er das anstellen wird?«
    »Gern, meine Liebe. Es gibt den Wahnsinn in Manhattan.«
    »Du meinst das Theaterstück?«
    »Genau, Dora, genau. Das ist der Schlüssel. Wer es sich anschaut, kann nur fasziniert sein. Es ist ein absurdes Theater, aber mal ganz anders. Völlig auf den Kopf gestellt, denn der Mittelpunkt sind nicht nur die Schauspieler, sondern auch diejenigen, die sich das Stück anschauen, und dazu habe ich ebenfalls gehört.«
    Dora Caine musste erst ihre Gedanken ordnen. »Haben die anderen Zuschauer auch so reagiert wie du?«
    »Nein, ich machte den Anfang, aber heute Abend wird es anders aussehen. Der Tod wird sich nicht mehr mit nur einer Person zufrieden geben. Ich bin ein Test gewesen. Auch andere Zuschauer sollen seine Macht erleben, und ich möchte dabei sein.«
    »Das kannst du ja.«
    »Auch du sollst den Tod erleben.«
    Dora schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich nicht. Ich habe Angst. Jeder normale Mensch hat Angst vor dem Tod. Da ergeht es mir nicht anders. Ich will nicht sterben.«
    »Das musst du auch nicht.«
    Dora hatte darüber eine andere Meinung. »Aber wer mit dem Tod zusammenkommt, der hat keine andere Chance. Das solltest du wissen.«
    »Vertrau mir.«
    »Das will ich nicht.«
    »Doch, du musst mit mir kommen.« Susan lächelte, aber es war ein falsches Lächeln.
    Zugleich dachte ich, dass wir lange genau gewartet hatten. Wir mussten etwas tun, denn hier ging es jetzt nicht mehr nur um Susan, sondern auch um Dora.
    Dora sah Susan Walters als eine normale Frau. Nur war sie das nicht mehr. Die Begegnung mit dem Tod hatte sie verändert. Ihre Freunde standen jetzt auf einer anderen Seite.
    »Bitte, Susan, nicht. Bitte, nicht du. Nicht ich. Nicht wir beide. Du bist so anders geworden. Das spüre ich genau. Geh jetzt wieder. Das ist für uns beide am besten.«
    »Nein, ich werde nicht gehen. Nicht mehr allein, nicht ohne dich. Das weißt du doch. Wir wohnen zusammen, wir kennen uns gut. Du sollst erkennen, dass es noch andere Dinge gibt.«
    Suko und ich nickten uns zu.
    Zu sagen brauchten wir nichts mehr.
    Als Susan Walters einen langen Schritt nach vorn ging, hielt uns nichts mehr.
    Wir waren schnell, und wir mussten wie zwei Geister erschienen sein, denn plötzlich standen wir vor Susan Walters und versperrten ihr den Weg zu Dora Caine…
    ***
    Ob man Susan Walters noch als normalen Menschen ansehen konnte, das wussten wir nicht. Jedenfalls standen wir da wie eine Mauer, und wir erkannten, dass sie

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