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1472 - Wahnsinn in Manhattan

1472 - Wahnsinn in Manhattan

Titel: 1472 - Wahnsinn in Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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irgendjemand musste schließlich die Fäden ziehen.
    Wir schritten über das alte Pflaster, das hin und wieder von einem Teerbelag mit unzähligen Löchern unterbrochen wurde. Die Hitze hatte den Untergrund an einigen Stellen sogar weich werden lassen.
    Bisher waren wir niemandem begegnet. Das änderte sich, als wir an einem Hintereingang vorbeikamen, dessen Tür in einer Nische lag.
    Dort hockte ein junger Mann. Er hatte sich quer hingesetzt und die Beine halb ausgestreckt. Bekleidet war er mit einer Hose, die fast nur aus Taschen bestand, und mit einem schwarzen T-Shirt mit dem hellen Aufdruck SHIT. Auf seinem Bauch stand ein kleiner Rucksack.
    Er saß so, dass er in Richtung des Theaters schaute, und wir hatten das Gefühl, dass er den alten Bau beobachtete.
    Als wir stehen blieben, drehte er den Kopf. Unter den wirren braunen Haaren mit der Elektroschock-Frisur sahen wir ein noch recht junges Gesicht, auf dessen Kinn der dünne Bartschatten wie aufgemalt aussah.
    Sekundenlang sprach niemand. Wir starrten einander stumm an.
    Bis der jungen Mann es leid war.
    »Was ist los?«
    »Wartest du auf den Beginn des Theaterstücks?« fragte ich.
    »Warum?«
    »Weil es so aussieht.«
    Er verengte die Augen. »Kann schon sein.«
    »Dann haben wir etwas gemeinsam.«
    »Aha.«
    »Und hoffentlich kein Problem«, sagte Suko.
    »Ach. Wieso das denn?«
    Suko deutete auf das Theater. »Ich denke mal, dass hier nichts mehr laufen wird.«
    »Kann sein.«
    »Aber du wartest trotzdem hier.«
    Der Typ verzog den Mund. »Ich will mich hier nur ausruhen. Das ist alles.«
    »Aber du weißt, dass sich dort ein Theater befindet.«
    »Vielleicht.«
    »Warst du schon mal in dem alten Bau?«
    Wir wurden angestarrt. Nicht eben freundlich. Sein Blick war deutlich misstrauisch.
    »Was geht euch das an?«
    »Weil wir uns eine Vorstellung ansehen wollen«, sagte Suko. »Wir haben gehört, dass heute Abend eine läuft.«
    Der Knabe fing an zu lachen. Es hörte sich glucksend an. »Nein, heute läuft nichts. Ihr könnt wieder gehen. Die Show ist vorbei.«
    »Aber du sitzt hier.«
    »Klar.«
    »Warum?«
    »Warum nicht?« Mit dieser Gegenfrage war für ihn das Gespräch beendet. Er drehte den Kopf in eine andere Richtung und schaute gegen die schmale Nischenwand, die ihm gegenüber lag.
    Es waren nicht die Antworten gewesen, die wir uns vorgestellt hatten. Auf der anderen Seite konnten wir ihn auch nicht zwingen, uns etwas zu sagen, und so hoben wir nur die Schultern, bevor wir uns wieder in Bewegung setzten.
    »Was sagst du dazu?« fragte Suko.
    »Hier läuft was.«
    »Das denke ich inzwischen auch. Der Typ saß nicht in der Nische, um sich auszuruhen. Allerdings macht er auf mich auch keinen gefährlichen Eindruck. Irgendetwas scheint ihm nicht zu passen. Er wartet auf etwas, und ich bin davon überzeugt, dass trotzdem etwas passieren wird, obwohl offiziell nichts läuft.«
    Es brachte uns nicht weiter, wenn wir über ungelegte Eier sprachen. Taten waren wichtiger, die auch von der anderen Seite her kommen mussten. Aber noch gab es keine Veränderung. Es ließ sich auch kein weiterer Mensch in der Gasse blicken, und so erreichten wir das Theater, ohne dass man uns angesprochen hätte.
    Wir schauten beide in die Höhe. Cinema stand über dem Eingang.
    Früher hatten die einzelnen Buchstaben wohl mal geleuchtet, aber das war längst vorbei.
    Über die Hälfte der Glasbuchstaben waren zersplittert.
    Den Eingang gab es auch noch. Flügeltüren mit Griffen aus Metall, die verrostet waren. Die beiden Türhälften waren geschlossen, aber nicht verschlossen, und genau das wunderte uns. Ich drückte die rechte Seite auf und lachte leise, als mich der Ruck nach vorn in den Vorraum trieb.
    Suko folgte mir auf dem Fuß, und so konnten wir beide uns nur wundern.
    »Das war eine Einladung«, sagte ich leise, bevor ich mich umschaute.
    Wir befanden uns in einem Vorraum, wie man ihn aus alten Kinos kannte. Da hatten an den Wänden oft die Fotos zu dem Film gehangen, der gespielt wurden. Auch die Bilder der demnächst gespielten Filme waren vorhanden, und es hing sogar noch ein vergilbtes Plakat nahe des Kassenhäuschens. Ein Western mit Franco Nero.
    Niemand saß in dem Kassenhaus. Es war nicht schmutzig, aber auch nicht sauber. Dafür aber recht stickig. Ich hatte den Eindruck, den Staub zu riechen und zu schmecken. Auf den Fliesen am Boden lag ebenfalls ein Staubfilm, aber es waren auch die Fußspuren von Menschen zu sehen, die den Vorraum irgendwann mal betreten

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