1473 - Sandrines Voodoo Lehre
Autos in den Ort fuhren, dann waren sie zumeist von Touristen besetzt, die von einem Ausflug an den Strand zurückkehrten.
Sandrine hatte schon öfter an dieser Mauer gestanden und in Richtung Meer geschaut. Aber nie mit einem so guten Gefühl wie heute.
Sie erlebte eine Euphorie. Sie hätte jubeln können, und sie sah die Welt mit ganz anderen Augen an. Vor ihr lag eine tolle Zukunft. Die Leiden der Vergangenheit waren vorbei, und sie freute sich auf ein neues Leben, das unter Mama Rosas Schutz stand.
Es war einfach nur wunderbar, durchatmen zu können. Die anderen gingen sie nichts mehr an.
Ein wenig ärgerte sie sich, dass sie keine Puppen mitgenommen hatte. Einige standen schon noch auf ihrer Liste, besonders ein paar Typen in ihrem Alter, die sie immer ausgelacht hatten, weil sie nicht die richtigen Klamotten trug und keine Feten mitmachen konnte.
Da standen noch ein paar Namen auf der Liste, aber es gab nicht nur den heutigen Tag.
Sie drehte sich um.
Jetzt schaute sie wieder auf den Platz, und der hatte sich mehr und mehr gefüllt.
Die Clique aus dem Ort war da. Junge Erwachsene in ihrem Alter.
Mit der Ruhe war es vorbei. Jetzt, wo die Dämmerung allmählich einbrach, spielten sie sich wieder auf. Die Latin Lovers, die nichts anbrennen ließen und letztlich doch nur Arschlöcher waren.
Natürlich waren auch ihre Freundinnen dabei. Nicht alle wohnten im Ort. Sogar von der Küste waren welche heraufgekommen. Die Mädchen hingen wie Kletten an ihren Freunden.
Sandrine kannte sie fast alle.
Wut stieg in ihr hoch.
Als die erstem Musikfetzen über den Platz dröhnten, zog sich Sandrine zurück. Das Dorf kannte sie wie ihre eigenen Fingernägel. Sie hatte sich entschlossen, bei der Party mitzumischen, aber so, wie es sich keiner der Feiernden vorgestellt hatte.
Jetzt musste sie nur so schnell wie möglich nach Hause, um dort einige Puppen in den Rucksack zu packen. Die wilden Feten gingen immer bis in den frühen Morgen hinein, denn Alkohol war stets genug vorhanden.
»Also gut«, sagte Sandrine. »Ich komme wieder, und dann geht die Feier erst richtig los…«
***
Lydia Noir, die Köchin, hatte sich mit dem Dinner große Mühe gegeben. Salat, Entenbrust, eine Hummersuppe und ein Fischteller für zwei Personen waren einfach nicht zu toppen.
Die Gäste saßen im Innenhof, der durch den weichen Lichtschein einen romantischen Touch bekam. Auf den Tischen standen Windlichter, und die Flammen der Kerzen spiegelten sich in den Weingläsern.
Dagmar und Harry hatten sich für einen leichten Rose entschieden, der wunderbar erfrischend war. Dagmar trug ein Kleid mit einem Blumenmuster, wobei die Farben Rot und Gelb vorherrschten.
Harry hatte ein Sommerjackett übergestreift, und beide hätten sich kaum wohler fühlen können, wenn nicht die Ereignisse des heutigen Mittags stets präsent gewesen wären, obwohl sie sich bemühten, während des Essens nicht davon zu sprechen. Aber ihre Gedanken hingen daran fest.
Über etwas freuten sich beide. John Sinclair hatte zugestimmt. Sie würden ihn morgen Nachmittag in Nizza abholen. Ein kleines Zimmer war im Hotel auch noch frei, mehr eine Notunterkunft, aber besser als gar nichts.
Zum Dessert konnten sie auswählen. Käse oder eine Creation à la Maison.
Die junge Bedienung trat an ihren Tisch und fragte nach dem Dessert. »Was dürfen wir servieren?«
Dagmar schaute auf ihren Bauch und schüttelte den Kopf. »Für mich bitte nichts. Ich habe sowieso schon zugenommen und möchte nicht als Tonne nach Hause fahren.«
»Aber doch nicht Sie, Madame!«
»Danke. Ich nehme trotzdem nur einen Espresso.«
»Schade. Und Sie, Monsieur?«
»Das Dessert, bitte.«
»Eine gute Wahl. Ein Küchlein mit Eis und Kirschen.«
»Super.«
Die Bedienung zog sich zurück. Dagmar und Harry schauten sich an. Zwischen den einzelnen Tischen war genügend Platz, um sich ungestört unterhalten zu können.
»Das hat gut getan«, sagte Dagmar, »und ich hoffe, dass bei diesem Essen alles glatt über die Bühne geht.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Was macht dich so sicher?«
»So etwas wird sich nicht so schnell wiederholen, das kann ich dir versprechen.«
»Hoffentlich hast du Recht.«
»Bestimmt.«
Dagmar streckte ihre Beine aus. »Und was unternehmen wir nach dem Essen?«
Harry spielte mit seinem Besteck. »Unternehmen, hast du gesagt? Das hört sich fast nach Arbeit an.«
»Kommt darauf an, wie satt du bist. Aber ein kleiner Spaziergang tut immer gut. Ich muss nur
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