1478 - Planet der Sammler
Kopf. „Ich glaube, wir haben es geschafft", sagte Dao-Lin-H'ay. „Wir wollen aber besser kein Risiko eingehen. Bleibt, wo ihr seid - ich zeichne alles auf."
Der optische Teil der Aufzeichnung war rätselhaft und nicht einzuordnen, was Zeit und Ort dieser Lokalität betraf. Den Hintergrund bildete eine Wand, die teils aus gewachsenem, mit groben Werkzeugen bearbeitetem Fels, teils aus künstlich hinzugefügtem Mauerwerk bestand. Vor diesem Hintergrund stand ein sehr großer, niedriger Tisch aus schwerem, dunklem Holz. Und auf diesem Tisch befanden sich all die Geräte. die man brauchte, um die Amimotuo anzusprechen.
Eine seltsame Mischung: Produkte einer hochentwickelten Technologie, aufgestellt in einer Umgebung, die dem finsteren Mittelalter zu entstammen schien.
Aber diese optische Komponente schien - zumindest für den Augenblick - nicht weiter wichtig zu sein. Es war der Bericht, auf den es ankam.
Dieser Bericht stammte von Ernst Ellert. Dao-Lin-H'ay erkannte seine Stimme und seine Sprechweise. „Ich bin noch immer auf der Suche nach Gesil", sagte Ernst Ellert. „Ich befinde mich jetzt auf einem Planeten, der von seinen Bewohnern Karapon genannt wird."
Dao-Lin-H'ay mußte sich an der Tischkante festhalten, um nicht vor Überraschung in die Luft zu gehen.
Dies war eines jener Kapitel in der Geschichte der Perle Moto, das ihr schon sehr viel Kopfzerbrechen bereitet hatte. Sie hatte endlos darüber nachgegrübelt, wie - um alles in der Welt -die Karaponiden in den Besitz dieses Kleinods gelangt sein mochten. „Ich bin ein Gefangener der Karaponiden", fuhr Ellert fort. „Aber das ist nicht wichtig."
Das sieht dir ähnlich! dachte Dao-Lin-H'ay wütend und wünschte sich, sie würde diesem Ellert einmal persönlich begegnen. Dann wollte sie ihm schon klarmachen, daß seine Auffassungen darüber, was wichtig und was nicht wichtig war, andere Leute zum schieren Wahnsinn treiben konnte. „Die Karaponiden", sagte Ellert, „sind ein Teilvolk der Kartanin. Sie haben einen feudalistischen, kriegerischen Weg eingeschlagen. Es sieht jedoch ganz so aus, als hätten sie dies nicht ganz und gar aus eigenem Antrieb getan. Sie hatten einen Lehrmeister, den sie wie einen Schutzheiligen verehren. Bei diesem Lehrmeister scheint es sich um einen Terraner zu handeln, oder doch zumindest um ein Wesen, das einem Terraner gleicht. Dieses Wesen nannte sich Simed Myrrh von Lokvorth, und es bezeichnete sich als Sohn der Kosmokratin Keh-Zil. Ich werde von Karapon fliehen, und zwar notfalls auch ohne das Bruchstück der Amimotuo. Ich werde in die Milchstraße zurückkehren. Mein nächstes Ziel ist der Planet Lokvorth."
Es war totenstill. Sie starrten auf den Bildschirm und warteten, aber da kam nichts mehr, und auch die Stimme schwieg. Schließlich erlosch das Büd. „Das ist ungewöhnlich!" sagte Dao-Lin-H'ay sofort. „Ich wette, da steckt noch irgend etwas drin."
„Wir werden das untersuchen", versprach Sato Ambush und spielte die Aufzeichnung noch einmal ab.
Nach einigem Hin und Her gelang es ihnen tatsächlich, noch einige zusätzliche Informationen zu bekommen. Demnach mußte das Wesen, das sich Simed Myrrh nannte, um das Jahr 470 NGZ herum in Hangay tätig gewesen sein, und es war damals noch sehr jung gewesen - vielleicht um die zwanzig Jahre alt, sofern man sich auf die Aussagen der Karaponiden zu diesem Thema verlassen konnte. „Simed Myrrh von Lokvorth", murmelte Sato Ambush. „Sohn der Kosmokratin Keh-Zil. Damit hat unser Gegner endlich einen richtigen Namen, wie mir scheint."
„Bist du sicher?" fragte Jennifer Thyron skeptisch. „Ein kleiner Rest von Unsicherheit bleibt immer", erwiderte Ambush nüchtern. „Aber daß das Ganze ein Zufall sein sollte - nein, das wäre allzu unwahrscheinlich. Keh-Zil - Gesil. Er hat den Namen seiner Mutter auf die kartanische Sprechweise übertragen. Sohn einer Kosmokratin. Wie viele Kosmokratinnen mit ähnlich klingenden Namen sollen denri da draußen herumschwirren? Und der Hinweis auf Lokvorth ist doch ziemlich eindeutig. Natürlich könnte es sich um einen ähnlich klingenden Namen irgendeines anderen Planeten handeln. Auch ein Ernst Ellert kann sich irren oder sich verhören."
Er sah nachdenklich vor sich hin, sprang dann plötzlich auf und rannte davon. „Den hat's erwischt", kommentierte Irmina Kotschistowa spöttisch. „Er wird nicht viel erreichen", sagte Dao-Lin-H'ay nachdenklich. „Ich glaube nicht, daß jetzt irgend jemand Zeit hat, sich mit diesen Dingen zu
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