1484 - Der Tod eines Nakken
geliefert, und zwar im Tausch gegen verschiedene Pläne, Dokumentationen und so weiter.
Das war für ihn ein sehr gutes Geschäft. Natürlich stichelte er manchmal ein bißchen. Er wollte meine Sammlung sehen. Er war ein echter Plutokrat, und er dachte, ich wäre auch einer. Ich habe ihn in diesem Glauben gelassen, weil es mir als praktisch erschien. Er muß natürlich mitbekommen haben, daß ich viel weniger Material hatte als er, und das gab ihm ein Gefühl der Überlegenheit. Dies wiederum erleichterte mir den Umgang mit ihm. Er hatte das Gefühl, daß er mir helfen und mich unterstützen könnte, und er erzählte mir alle möglichen und unmöglichen Geschichten über das Humanidrom."
Captain Ahab legte eine Pause ein, räusperte sich und zupfte an seinem Bart herum - er wirkte beinahe verlegen. „Er betrachtete mich gewissermaßen als seinen Schüler", sagte er mit einem Schulterzucken. „Er machte sich ständig Gedanken darüber, was nach seinem Tod,aus seiner Sammlung werden sollte, und er spielte offenbar mit der verrückten Idee, daß ich den ganzen Kram übernehmen sollte, wenn es soweit war."
„Dann muß er dich sehr gemocht haben", stellte Sato Ambush fest. „Ja", murmelte Captain Ahab. „Das hat er wohl auch. Das einzige, was ihn an mir störte, war die Sache mit meiner Sammlung - die es nicht gab. Aber das wußte er ja schließlich nicht. Der einzige Lokvorther, der je auch nur einen winzigen Teil meines Verstecks von innen gesehen hat, war Zaeddel. Und dadurch wußte Zaeddel natürlich auch, daß bei mir einiges zu holen ist. Diese Laus muß den armen Kroesorus hierhergeführt haben. Und Kroesorus konnte der Versuchung nicht widerstehen. Er wollte endlich meine Sammlung sehen und sich davon überzeugen, daß ich auch tatsächlich der würdige Nachfolger war, für den er mich hielt. Zaeddel wollte natürlich nur mein Versteck plündern."
„Kannte Zaeddel das Geheimnis dieser Wand?" fragte der Pararealist skeptisch. „Das Geheimnis kannte er nicht, aber er kannte die Wand. Wahrscheinlich hat er gehofft, daß Kroesorus das Rätsel irgendwie lösen würde."
„Wie hat Kroesorus das angestellt?"
„Überhaupt nicht", erwiderte Captain Ahab. „Das Ganze war ein blödsinniger Zufall. Kroesorus hatte keine Beine. Er benutzte eine kleine Antigravplatte, um sich fortzubewegen. Ich beginne jetzt erst zu verstehen, wie die Zusammenhänge liegen, und zwar durch diesen Roboter dort. Es war die Antigravplatte. Als sie in direkten Kontakt mit der Wand kam, hat es gekracht."
„Und Kroesorus hatte keine Chance", sagte Sato Ambush leise und nickte nachdenklich. „Zaeddel bekam einen furchtbaren Schrecken und rannte weg."
„Er hat mir nie erzählt, daß er dabei war, als Kroesorus starb", bemerkte Captain Ahab grimmig. „Na warte, der kann was erleben!"
Shingo Leddigg, der sich im Hintergrund hielt und schweigend zuhörte, fragte sich beklommen, was Captain Ahab wohl mit diesem Zaeddel anfangen würde. Dieses Thema schien Sato Ambush jedoch nicht zu interessieren. „Hat Kroesorus dir gegenüber jemals ein Mädchen namens Mathlyn erwähnt?" fragte er statt dessen. „Ja", erwiderte Captain Ahab düster. „Hast du erfahren können, wo dieses Mädchen lebt?"
„Mich interessieren keine lokvorthischen Mädchen", bemerkte Captain Ahab, und diesmal lag wieder der gewohnte spöttische Klang in seiner Stimme. „Aber von der Kolonie hast du sicher gehört?"
„Kolonie?"
„Ein Ort außerhalb der Stadt."
„Außerhalb der Stadt ist nur der Dschungel."
Sato Ambush schüttelte ärgerlich den Kopf. „Paß auf", sagte er. „Wir haben bei unserem ersten Besuch zwei Frauen auf Lokvorth zurückgelassen.
Sie sind mit Mathlyn in die Kolonie gegangen. Ich muß wissen, was aus ihnen geworden ist!"
Loydel Shvartz warf dem Pararealisten einen merkwürdigen Blick zu, und sogar Shingo wußte, was dieser Blick sagen sollte: Sato Ambushs Fragen waren unsinnig.
Irmina Kotschistowa und Jennifer Thyron waren dem Tode schon sehr nahe gewesen, als sie Mathlyn in den Dschungel folgten. Sie hatten diesen Weg gewählt, um einen Ort zu finden, an dem sie in Frieden und Würde ihr Leben beenden konnte, unbehelligt von Medizinern, die ohnehin nicht mehr helfen konnten, und vom Mitleid, das ihnen inzwischen nur noch lästig war.
Die beiden waren sicher längst tot. Nur ein Wunder hätte sie noch retten können - ein Wunder in Gestalt von zwei Zellaktivatoren. Die aber wuchsen auch auf dem Planeten Lokvorth nicht auf den
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