1484 - Der Tod eines Nakken
nicht: Ich habe mich mit einem Nakken angefreundet. Sein Name ist Banishaard. Er war es, der mir den Trick mit den Raumzeit-Falten erklärt hat."
„Und wie hast du es geschafft, einen Nakken zu freundschaftlichen Gefühlen zu überreden?"
„Es hat sich so ergeben", erklärte Ahab leichthin. „Manchmal kommen Nakken nach Lokvorth-Therm. Sie sind hier fremd, und es ist schwer für sie, sich zurechtzufinden. Banishaard befand sich in einer Lage, in der er Hilfe brauchte. Ich konnte ihm diese Hilfe geben. So hat unsere Freundschaft angefangen."
Shingo mußte an den Nakken denken, den er draußen zwischen den Trümmern gesehen hatte. „Dann war es vielleicht dieser Banishaard, der uns beobachtet hat!" platzte er heraus.
Captain Ahab warf ihm einen schnellen, scharfen Blick zu, der den jungen Mann auf der Stelle verstummen ließ.
Shingo erinnerte sich daran, daß der Nakk keinen sehr freundlichen Eindruck gemacht hatte.
Andererseits -wer wollte schon aus der Haltung eines Nakken auf dessen Gefühle schließen? „Es wäre möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich", sagte Ahab dann auch prompt. „Banishaard hätte sich anders verhalten, als du es geschildert hast."
„Wo steckt dieser Nakk?" fragte Sato Ambush. „Kannst du ihn dazu überreden, ein Gespräch mit mir zu führen?"
Captain Ahab schien darüber nachzudenken. „Ich werde es versuchen", versprach er schließlich, und dann stürzte er sich aufs neue in allerlei technische Erläuterungen.
Er schien allmählich aufzutauen, denn er lachte viel, erklärte bereitwillig die Funktionen zahlloser Geräte und ging mit seinem typischen bissigen Humor auf jede einzelne Bemerkung ein, die Sato Ambush zu machen beliebte.
Shingo, der von technischen Dingen nicht viel verstand und sich daher mehr darauf konzentrierte, dieses seltsame, bärtige Wesen zu beobachten, kam zu dem Schluß, daß Ahabs jetziges Verhalten auch wieder nur ein Ablenkungsmanöver darstellte. Captain Ahab hatte erkannt, daß Sato Ambush sehr unbequem werden konnte, wenn er zu dem Schluß kam, daß man ihm etwas verschwieg. Also setzte er dem kleinen Mann mit dem großen Kopf so viele und so umfangreiche Antworten auf relativ harmlose Fragen vor, daß der Pararealist gar nicht dazu kam, an die weniger harmlosen Fragen zu denken.
Es war sehr unwahrscheinlich, daß das bei einem Mann wie Sato Ambush längere Zeit hindurch funktionieren würde - falls das überhaupt der Fall war und der Pararealist das Spiel nicht längst durchschaut hatte.
Trotzdem hielt Shingo es für besser, wenn er jemandem seine Beobachtungen mitteilte. Da er an Sato Ambush im Moment nicht herankam, Ohne gleichzeitig auch in Captain Ahabs Hörweite zu bleiben, wandte er sich an Loydel Shvartz.
Der Kommandant der UXMAL betrachtete den jungen Mann vom Planeten Durtning nachdenklich. „Du könntest recht haben", sagte er leise, nachdem er sich mit einem schnellen Blick davon überzeugt hatte, daß Ahab hinreichend damit beschäftigt war, Sato Ambush irgendein technisches Detail zu erklären. „Aber genausogut kannst du auch völlig danebenliegen. Dieses Wesen, das wir Captain Ahab nennen, ist fast genauso schwer zu durchschauen wie die Nakken."
„Aber er ist ein Mensch", widersprach Shingo zögernd. „Oder etwa nicht?"
Und dabei dachte er an diesen fremden Geruch, der von Captain Ahab ausging und der so gar nicht zu einem Springer passen wollte - überhaupt zu keinem lebenden Wesen, das er je gerochen hatte.
Loydel Shvartz schüttelte den Kopf. „Das dort", sagte er leise, „ist Stalker - der ehemalige Sotho der Milchstraße."
„Oh!" machte Shingo überrascht.
Und von da an sagte er lange Zeit gar nichts mehr. Er war hinreichend damit beschäftigt, sein Gedächtnis nach Informationen über Stalker zu durchforschen.
Er fand nicht viel. Seine Schulung war nicht komplett. Er hatte es allzu eilig gehabt, in den Weltraum zurückzukehren und die Suche nach seiner Familie wiederaufzunehmen
6.
Captain Ahab beendete die Führung durch sein technisch gut ausgestattetes Versteck ziemlich abrupt, indem er vor einer Batterie von Ortungsgeräten anhielt und ein Bild der Stadt Lokvorth-Therm mitten in den Raum projizierte. „Was ich von euch brauche", sagte er dabei, „ist technische Unterstützung bei einem Vorhaben, mit dem ich mich schon seit einer ganzen Weile herumschlage."
Das Bild der Trümmerstadt wurde von allerlei leuchtenden Linien durchzogen. Ahab deutete auf das schimmernde Netz und fuhr fort: „Meine
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