1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik
Yrmakarem getötet haben? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Bis zum 12. Dezember verliefen die Testreihen ohne jeden Zwischenfall. Dann begann Taphon wiederum damit, scheinbar unwichtige Seitenlinien anzulegen. Er entwickelte Tätigkeiten, die mir zunächst sinnlos vorkamen, und die ich für Ablenkungsmanöver hielt. Er veränderte an einigen Maschinen einige Kleinigkeiten, die jede für sich unbedeutend waren, in ihrer Summe jedoch allmählich Konturen bekamen.
Ich beobachtete ihn genau und rekonstruierte für mich selbst jeden einzelnen seiner Schritte, bis sich nach vielen Stunden intensiver Arbeit endlich ein Bild abzeichnete, mit dem ich etwas anfangen konnte.
Taphon konstruierte eine höchst komplizierte, aber äußerst wirksame Bombe!
Welches Ziel er damit verfolgte, war mir schnell klar. Er wollte die Baalol-700er in die Luft jagen!
Als ich erst einmal erfaßt hatte, um was es ging, war ich wie gelähmt. Ich war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Auf der einen Seite mußte ieh ihm recht geben. Wenn ef seinen Auftrag als Widder zielstrebig- und konsequent verfolgte, dann blieb ihm gar keine andere Wahl, als die 37 Klone zu vernichten. Sie waren das Beste, was wir jemals erreicht hatten, stellten somit also auch die gefährlichste Waffe für WIDDER dar. Eine solche Waffe mußte er Peeroush aus der Hand schlagen.
Auf der anderen Seite war ich V/issenschaftler. Die Baalol-700-Serie war das Ergebnis jahrelanger intensiver Forschungsarbeit. Sie war die Krönung unseres Fleißes und unserer Intuition, der Lohn für zahllose Frustrationen und Demütigungen, die wir hatten hinnehmen müssen. Wie oft waren wir Aras deprimiert gewesen, weil alle unsere Anstrengungen, unser oft unmenschlicher Einsatz vergeblich gewesen waren!
Und jetzt sollte eine Bombe alles vernichten, was wir erreicht hatten? Das konnte ich nicht ohne weiteres hinnehmen. Es ging über meine Kräfte. „Machen wir Schluß für heute", sagte ich am frühen Nachmittag.
Taphon blickte mich überrascht an.
Seltsam, dachte ich. Er müßte eigentlich betroffen oder enttäuscht sein. Er ist so dicht vor seinem Ziel.
Nur noch wenige Handgriffe, und die Bombe ist fertig. Er braucht höchstens noch eine Stunde, um sie zünden zu können. Aber er zeigt es nicht. „So früh schon?" fragte er. „Ich bin müde", schwindelte ich. „Die Konzentration läßt nach. Das ist nicht gut. Gehen wir nach oben an die frische Luft."
„Es regnet", entgegnete er. „Um so besser." Ich brachte ein Lächeln zustande. „Ich liebe den Regen. Aber du mußt ja nicht mitkommen."
„Wenn mein Chef Entspannung vorschlägt, werde ich mich hüten, ihm den Gehorsam zu verweigern", scherzte er.
Wir verließen den Raum durch eine Strukturlücke im Schutzschirm und glitten im Antigravschacht nach oben. Als wir im Freien waren, konnte ich sicher sein, daß uns niemand abhörte.
Solange wir unter dem Blätterdach der wild wuchernden Riesenpflanze waren, spürten wir nur wenig vom Regen. Als wir jedoch die Klippen erreichten, schüttete es auf uns herab. Der Regen fiel so dicht, daß wir kaum hundert Meter weit sehen konnten. Mir machte es nichts aus, daß meine Kleidung völlig durchnäßt wurde. Ich würde anschließend duschen und mir andere Sachen anziehen. „Der Regen ist erfrischend und kühl", sagte Taphon. „Vielleicht gerade richtig, um die Gemüter abzukühlen", erwiderte ich. „Ich verstehe nicht. Wie meinst du das?"
„Ich bin noch nicht soweit, daß ich zusehen könnte, wie du die Baalol-700er mit einer Bombe vernichtest.
Ich habe zu lange daran gearbeitet."
Jetzt fand ich kein freundliches Funkeln mehr in seinen Augen. Er blickte mich kühl und distanziert an, als hätten wir uns nie zuvor gesehen. Zwischen uns schien eine Wand aus Eis entstanden zu sein. „Was soll das?" fragte er. „Ich will wissen, ob du meine Frau umgebracht hast", erwiderte ich, ohne darauf einzugehen.
Wir standen einander so dicht gegenüber, daß wir uns fast berührten. Ich wich seinen Blicken nicht aus.
Er wußte noch nicht, was er von mir zu halten hatte. „Nein", antwortete er ruhig. „Ich kann mir nicht erklären, was sie getötet hat."
„Die Baalol-700er?"
„Nein." Er schüttelte energisch den Kopf. „Es muß etwas anderes gewesen sein."
Er war ruhig und gelassen. Ich fragte mich, wie ich mich an seiner Stelle gefühlt hätte, wenn ich mitten im feindlichen Gebiet als Agent entlarvt worden wäre. Vermutlich hätte ich mich nicht so in der Gewalt gehabt wie
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