1491 - Im Schloss der Hexen
vor, auch noch einige Zeit am Leben zu bleiben, das kann ich dir versprechen.«
»Gut. Dann ist ja alles okay. Suko und ich sind ebenfalls noch da, und jetzt fragen wir uns, wann du uns mal wieder in London besuchst.«
»Würde ich gern. Aber ich habe hier ein Problem.«
»Und wir sollen dir dabei helfen, es zu lösen.«
»Ihr könntet es mal versuchen.«
»Okay, wir sind ganz Ohr.«
Unser deutscher Freund Harry Stahl war ein Mensch, der schnell zur Sache kam. Er blieb dabei in der Sprache der Kriminalisten, doch diesen Fall zu beschreiben fiel ihm nicht leicht. Er sprach davon, dass er mit seiner Partnerin auf dem Nürnberger Christkindlmarkt gewesen war und die beiden mit einem Hexenhaus konfrontiert worden waren.
»Das ist ein Hammer!« flüsterte ich.
»Wieso?«
»Erzähl bitte weiter.«
»Okay.«
Wir hörten eine Geschichte, die wir ihm auch hätten erzählen können, weil sie mit der unseren fast identisch war. Harry sprach von einer Hexe und von einer verschwundenen Julia Jäger, die er selbst in Begleitung dieser Hexe gesehen hatte.
Ich hielt mich mit Bemerkungen nicht zurück. Wir kamen auf die Treppe zu sprechen, die hinauf zu einem Schloss führte, und Harry konnte plötzlich lachen.
»Das sind ja Parallelen, die ich nie für möglich gehalten hätte«, fügte er noch hinzu. »Wir arbeiten praktisch am selben Fall. Wir suchen eine Person, die Kinder entführt.«
»Ja, und die dabei brutal vorgeht.«
»Wie das?«
Jetzt war ich an der Reihe, Harry Stahl aufzuklären. Ich berichtete ihm von dem grausamen Mord an Linda Morton, und auch Harry konnte nicht begreifen, warum er passiert war.
»Das müssen wir diese Radmilla fragen.«
»Und wie kommen wir an sie heran, John?«
»Genau das ist das Problem. Suko und ich sitzen uns gegenüber und suchen nach einer Lösung. Die Hexenbude hier ist dem Feuer zum Opfer gefallen, da sind alle Spuren gelöscht. Bei dir wird es anders sein, Harry, aber ob uns die Hexenhäuser weiterbringen, glaube ich nicht. Für mich sind sie nur Mittel zum Zweck gewesen. Es würde mich nicht wundern, wenn auf anderen Weihnachtsmärkten ebenfalls Hexenhäuser stehen, die von dieser verdammten Hexe kontrolliert werden.«
»Daran haben Dagmar und ich auch schon gedacht. Es wird eine Heidenarbeit werden, das zu überprüfen.«
»Stimmt, Harry, aber ich glaube nicht, dass uns diese Zeit bleiben wird. Es würde auch nicht viel dabei herauskommen. Wir müssen es anders herum versuchen.«
»Prächtig. Und wie?«
»Darüber haben Suko und ich soeben nachgedacht.«
»Und wie sah die Lösung aus?«
»Dein Anruf hat uns unterbrochen.«
Harry Stahl lachte. »Ja, so hätte ich auch geantwortet an deiner Stelle. Aber mal im Ernst. Habt ihr noch keine Idee, wie ihr das Problem am besten angeht?«
»Die haben wir leider nicht.«
»Dann stehen wir zu viert ziemlich dumm da. Diese verdammte Hexe hat eine Brücke zwischen den Dimensionen geschaffen. Über sie holt sie sich, was sie braucht.«
»Und das sind leider Kinder«, fügte ich mit leiser Stimme hinzu.
»Es ist schon schlimm, verdammt.«
»Ja, das sehe ich auch so.«
Harrys Stimme war leiser geworden und verklang. Auch er litt darunter, dass es wieder einmal die Schwächsten erwischt hatte, aber machen konnte man dagegen nichts. Es blieb dabei, dass wir im Moment nicht in der Lage waren, eine Lösung zu finden.
»Eines hat uns dein Anruf gebracht, Harry«, sagte ich. »Wir brauchen keine Vermisstenliste hier durchzugehen. Diese verfluchte Radmilla arbeitet international.«
»Leider.« Stahl räusperte sich. »Ich habe auch versucht, mit Julias Mutter Marion zu sprechen, um eine Spur zu finden, aber auch da muss ich passen. Es gab keinen Hinweis auf die Hexe oder irgendwelche Hexen, die von dem Kind gekommen wären. Die Lade ist geschlossen, da kannst du machen, was du willst.«
»Ich rechne mit einigen Kindern, die von irgendwelchen Weihnachtsmärkten verschwunden sind.«
»Und wo sind sie jetzt?«
»Denk an die Treppe, Harry. Sie führte nicht ins Nichts, sondern zu einem Ziel. Das Ziel war eine Tür, und sie muss zu irgendeinem Gebäude gehören. Ich denke da an ein großes Haus oder an ein Schloss, in dem sich Hexen aufhalten, die sich um Kinder kümmern.«
»Kümmern ist gut.«
»Ich will nicht zu negativ denken.«
»Und das Schloss, bleiben wir mal dabei, finden wir in einer anderen Dimension?«
»So könnte es sein.«
Harry Stahl stöhnte auf. »Sorry, John, aber das ist nicht mein Ding. Damit müsst ihr
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