1491 - Im Schloss der Hexen
später werden würde.
Ich schaute zu, wie der Kaffee in die Glaskanne rann. Meine Gedanken bewegten sich dabei in ganz andere Richtungen.
Hatten wir schon jetzt verloren?
Diese Frage stellte sich einfach, denn es gab für mich keine Möglichkeit, den Zugang zu dieser anderen Dimension aufzubrechen.
Als ich es versucht hatte, war die gesamte Hütte durch das Feuer vernichtet worden, aber das Bild, das ich zuvor gesehen hatte, würde ich nie vergessen.
Die Frau im dunklen Kleid, bewaffnet mit einem langen Messer und ein mir unbekanntes Mädchen an der anderen Hand.
Das war der Hammer!
Ich schenkte den Kaffee in die Tasse, nahm zwei Stücke Zucker und ging in unser Büro, wo Suko mich mit einem fragenden Blick anschaute.
Beim Hinsetzen hörte ich ihn sagen: »Sind wir an unsere Grenzen gestoßen, John?«
»Ich hoffe nicht.«
»Siehst du denn eine Chance?«
Ich probierte den Kaffee. Er schmeckte mir nicht so wie sonst.
Mochte der Teufel wissen, wie Glenda das immer schaffte.
»Soll ich sagen, dass es immer eine Chance im Leben gibt?«
»Gern, aber wo ist sie?«
»Das ist unser Problem.«
Diesmal stellte ich Suko eine Frage. »Und was ist mit dem Kind, dem Mädchen?«
Er hob die Schultern.
»Kennst du es?«
»Nie gesehen.«
»Es ist von der Hexe entführt worden«, sagte ich. »Davon bin ich überzeugt, und ich stelle mir schon jetzt die Frage, ob es das einzige Kind ist.«
Suko schrak leicht zusammen. Er wollte etwas sagen, presste dann aber die Lippen zusammen, schüttelte den Kopf und flüsterte: »Du denkst, dass noch mehr Kinder verschwunden sind?«
»Ja, das will ich nicht ausschließen.«
»Dann sollten wir herausfinden, welche Kinder in der letzten Zeit vermisst werden.«
Es war eine Möglichkeit. Ich wollte sie auch weiterhin im Auge behalten, grübelte aber darüber nach, ob es nicht noch eine bessere Chance gab, den Fall zu klären.
Wären in den vergangenen Wochen viele Kinder vermisst gemeldet worden, hätte sich das bis zu uns herumgesprochen. So etwas bleibt niemals unter der Decke, aber wir beide konnten uns nicht erinnern, darüber etwas gehört zu haben.
»John, ich weiß nicht.« Suko lächelte säuerlich. »Und mit der Hütte können wir auch nichts anfangen. Die ist verbrannt. Und das durch ein Feuer, das ich mir nicht erklären kann. Da stehe ich wirklich auf dem berühmten Schlauch.«
»Ein magisches Feuer«, murmelte ich.
»Tatsächlich?«
»Wieso? Hast du eine andere Erklärung?«
»Ja, die habe ich.« Suko streckte seine Beine aus. »Dieses Feuer kann magisch gewesen sein. Aber nur an diesem Ort, wo es aufloderte. Aber die Magie ist verschwunden, sobald es die andere Zone verließ. Verstehst du?«
»Ich bin nicht taub.«
»Das Feuer hat zwei Seiten, John. Einmal kann man es als magisch bezeichnen, auf der anderen Seite ist es normal. Und dieses Wechselspiel gefällt mir nicht.«
»Gut. Aber mich würde interessieren, wer dahinter steckt. Mit dem Namen Radmilla kann ich nicht viel anfangen. Sie ist eine Frau, eine Hexe, eine Mörderin. Sie sucht sich Kinder aus, und man kann sie als ein Produkt des Bösen aus einer Märchenwelt bezeichnen, die es geschafft hat, sich in unsere Gegenwart einzuschleichen. Hier werden plötzlich Kinder entführt, eine Mutter wird grausam ermordet, und ich frage mich, warum das geschieht.«
Das musste einfach raus. Ich konnte mich von meinen Gedanken an Evi und ihren Vater einfach nicht lösen. Für mich war es grauenhaft, was die beiden erleben mussten. Man hatte dem Mann die Frau und dem Kind die Mutter entrissen. Warum?
Die Chance, etwas über die Hütte herauszufinden, war uns genommen worden. Sicher würde sich unser Freund Tanner dahinter klemmen. Er würde herausfinden wollen, ob die Hütte nur geliehen oder durch die Besitzerin selbst aufgestellt worden war. Das gehörte alles zu diesem Puzzle, aber ob es uns weiterbringen würde, war zweifelhaft.
Dafür vielleicht das Telefon, dessen Geräusch das Schweigen zwischen Suko und mir unterbrach.
Abheben und den Lautsprecher einschalten, das geschah automatisch. So konnte Suko ebenfalls mithören, denn ich hatte mir den Hörer geschnappt.
»Sinclair…«
»Na, da habe ich aber Glück.«
Meine düsteren Gesichtszüge erhellten sich. Das Lächeln war echt, denn ich freute mich über den Anruf, wobei man bei Harry Stahl nie wusste, ob er privat oder dienstlich war.
»Harry, dass du noch lebst!«
»Klar lebe ich noch. Der Sensenmann ist für mich nicht stark genug. Und ich habe
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