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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch andere Reiche gab.
    Auch eines, in der sich die Hexen wohl fühlten. Es war ein lebendiges Bild, keine Fotografie, auch kein Hologramm. Und so wusste er, dass diese Frau in dem langen schwarzen Kleid nur darauf gewartet hatte, das Mädchen Julia zu entführen. Beide standen noch auf der Treppe, doch er glaubte nicht, dass sie wieder in die Hütte zurückkehren würden. Für ihn war es eine Entführung. Die Hexe würde mit Julia noch weiter die Treppe hochsteigen und sie dann durch die breite Tür am Ende der Treppe stoßen, um für immer zu verschwinden.
    Harry wusste nicht, was sich hinter der Tür befand. Nach der Größe der Tür zu schließen, musste sie in ein großes Haus führen, möglicherweise in ein Schloss.
    Eine Hexe entführt ein Kind!
    Das war perfekt. Das war das wahr gewordene Märchen. Er wollte nicht glauben, dass dieses Märchen hier ein gutes Ende hatte. Die Hexe wollte das Kind, und sie hatte es sich geholt.
    Ihm wurde fast übel, weil er nichts dagegen unternehmen konnte.
    Er stellte noch fest, dass er gegen einen harten Widerstand traf, wenn er mit Fäusten gegen das Fenster drosch.
    Aber die Szene, die er nicht aus dem Blick lassen konnte, blieb lebendig. Die beiden so unterschiedlichen Gestalten gingen weiter die Treppe hinauf, und ihr Ziel war die große Tür.
    »Sie schafft sie weg!« schrie Marion Jäger. »Um Himmels Willen, sie schafft meine Tochter weg!«
    Sie irrte sich nicht. Hexe und Kind gingen weiter. Die Tür war das Ziel, und sie beeilten sich nicht einmal, sie ließen sich alle Zeit der Welt.
    Aber sie erreichten die Tür nicht.
    Warum und wieso das passierte, das wusste Harry Stahl nicht. Jedenfalls änderte sich die Szene innerhalb einer winzigen Sekunde.
    Plötzlich entstand eine lange Flammenbahn und schoss die Stufen der Treppe herab.
    Harry Stahl hatte nicht gesehen, wo das Feuer so plötzlich aufgelodert war. Er zuckte nur zusammen und ging in die Knie, wobei er seine Hände noch in die Höhe riss, weil er sein Gesicht schützen wollte.
    Das Feuer tat ihnen nichts. Es blieb in der anderen Dimension.
    Aber es ließ auch die Hexe und das Mädchen ungeschoren, denn beide standen innerhalb des Flammenumhangs und ließen die Feuerzungen an sich vorbeihuschen.
    Wenig später war alles wieder normal.
    Sie sahen weder die Hexe noch das Kind, auch keine Treppe und keine Tür mehr.
    Dafür hörten Dagmar Hansen und ihr Freund Harry das herzzerreißende Schluchzen der Mutter…
    ***
    »Tot, tot! Sie ist tot. Elendig im Feuer verbrannt! Meine kleine Julia lebt nicht mehr!«
    Marion Jäger war völlig fertig und mit den Nerven am Ende, was jeder begriff. Sie konnte nicht mehr, saß auf der Tischkante und schüttelte immer wieder den Kopf.
    Dagmar Hansen saß neben ihr. Sie hatte einen Arm um die Schultern der Frau geschlungen, sprach leise auf sie ein und glaubte nicht daran, dass ihre Worte verstanden wurden. Trotzdem würde es der Frau gut tun, die tröstende Stimme zu hören.
    Marion Jäger hielt den Kopf zur Seite gedreht und presste die Stirn gegen Dagmars Schulter. Über den Haarschopf hinweg schaute Dagmar auf ihren Partner. In ihren Augen lag eine Leere, der Beweis, dass sie überfordert war.
    »Was war das, Harry?«
    »Die Wahrheit, sorry.«
    »So grausam?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann nichts Genaues sagen, Dagmar. Ich stehe selbst vor einem Rätsel.«
    »Aber wer war das?«
    »Das war die Hexe«, sagte Harry und sprach dabei mehr zu sich selbst. »Ja, es war eine Hexe, und sie hat sich ein Kind geholt. Julia Jäger. Sie hat sie in ihre Welt gezerrt, fast wie jemand, der Kinder sammelt, als wollte er so Märchen wahr werden lassen. Wir sind hier in einen Fall gestolpert, den wir aufklären müssen. Das ist etwas für uns, Dagmar. Wir müssen versuchen, ihn zu lösen.«
    »Und wie?«
    Harry hob die Schultern. Er war ratlos und wütend. Er starrte auf das Fenster. Dort war nichts mehr zu sehen. Die Szene und das Feuer hatten sich zurückgezogen, es war praktisch nur noch das auf die Wand gemalte Fenster vorhanden.
    Harry wollte es genau wissen. Er tastete das Rechteck ab und musste schon bald aufgeben.
    »Und jetzt?« fragte Dagmar.
    »Ich kann dir nichts sagen. Ich stehe vor einem Rätsel. Wir haben nicht die Möglichkeiten, das Tor zu öffnen.«
    »Wer hat sie dann?«
    Harry warf seiner Partnerin einen langen Blick zu. »Das weißt du so gut wie ich.«
    In der Tat musste Dagmar nicht lange nachdenken. »Denkst du an John Sinclair?«
    Harry setzte sich auf die

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