1496 - Die Paratrans-Mission
fest. „Und was soll ich deiner Meinung nach mit ihnen machen? Soll ich sie in Eisen legen lassen? In die hinterste Ecke des untersten Laderaumes verbannen, bei Wasser und Brot? Einzeln und in Dunkelhaft? Oder schwebt dir .vielleicht eher etwas Handfestes vor? Wie wäre es denn mit Daumenschrauben?"
Die Kartanin hatte sich geschworen, sich nicht provozieren zu lassen. „Nimm Creona Dhauby aus dem Paratrans-Team - aber nicht offiziell, sondern unter irgendeinem Vorwand", sagte sie. „Schick sie samt ihrem heißgeliebten Signar Faust zur alten Station und laß die beiden dort alles bis zum letzten Staubkorn hinab vermessen und untersuchen. Nur halte sie von der Waffe fern. Und laß die beiden gründlich untersuchen."
„Sonst noch was?"
Dao-Lin-H'ay seufzte. „Was ist denn nur mit dir los?" fragte sie. „Warum bist du plötzlich so stur?"
„Ich bin stur?" Nikki Frickel sah aus, als stünde sie kurz vor einer Explosion. „Diese Creona Dhauby wurde überprüft - mehrmals. Willst du wissen, was dabei herausgekommen ist? Absolut nichts. Wir haben ihren Lebenslauf - er ist lückenlos. Ihre medizinischen Daten - einwandfrei. Ihr Gehirn ist sauber - keine Spur von Beeinflussung, Hypnose oder ähnlichen Dingen. Nichts! Was verlangst du noch? Soll sie im Kopfstand einen Treueschwur aus Terras antiken Theaterstücken rezitieren?"
„Ich bin sicher, daß sie das könnte", murmelte Dao-Lin-H'ay. „Im Gegensatz zu dir und allen anderen hier an Bord."
„Was soll das nun wieder heißen?" fragte Nikki Frickel scharf. „Nichts weiter, als daß diese Creona Dhauby mit Sicherheit absolut perfekt auf diese Mission vorbereitet wurde", erwiderte Dao-Lin-H'ay mit einem schnurrenden Unterton, der beruhigend wirken sollte, in diesem Augenblick bei Nikki Frickel aber keine Wirkung zeigte.
Die stellvertretende Kommandantin der JOLLY ROGER starrte Dao-Lin-H'ay an und schüttelte ungeduldig den Kopf. „Hör auf, um den heißen Brei herumzureden", empfahl sie ärgerlich. „Du hast sie im Verdacht, allen Untersuchungsergebnissen zum Trotz, und ich möchte jetzt, verdammt noch mal, wissen, warum! Hat es etwas mit ihren Gedanken zu tun?"
Dao-Lin-H'ay betrachtete nachdenklich ihre Hände.
Dies war ein Thema, über das sie auch mit Nikki Frickel nicht sprechen wollte. Nicht jetzt und nicht hier. „Sie blinzelt nicht", sagte sie schließlich. „Wie bitte?"
„Sie blinzelt nicht!" wiederholte Dao-Lin-H'ay, die allmählich auch ein wenig ungeduldig wurde. „Ist dir denn das noch nicht aufgefallen?"
Nikki Frickel nahm wortlos ein paar Schaltungen vor und deutete mit einer ruckartigen Bewegung auf den Bildschirm. „Da!" sagte sie. „Sieh genau hin!"
„Ich weiß, daß sie hin und wieder für einen Moment die Augen schließt..."
„Also blinzelt sie!"
„... aber sie tut es auf völlig falsche Weise."
„Entweder sie blinzelt, oder sie blinzelt nicht", knurrte Nikki Frickel. „Komm mir bloß nicht mit irgendwelchen Spitzfindigkeiten!"
„Sie blinzelt so selten", erwiderte Dao-Lin-H'ay ruhig. „Und wenn sie nervös wird oder sich aufregt, hört sie ganz damit auf. Kein normaler Mensch kann volle zwanzig Minuten lang die Augen geöffnet halten ohne zu blinzeln!"
Nikki Frickel blickte auf den Schirm. „Na schön", murmelte sie schließlich. „Und bei diesem Signar Faust ist es genauso?"
„Ja."
„Es könnte medizinische Ursachen haben!"
„Soweit es Creona Dhauby betrifft, müßte das in den Unterlagen vermerkt sein", sagte Dao-Lin-H'ay nüchtern. „Aber da steht nichts darüber. Was diesen Signar Faust angeht, so kann ich natürlich nichts Bestimmtes sagen. Aber findest du es denn nicht auch ein bißchen merkwürdig, daß er so plötzlich hier aufgekreuzt ist?"
„Aufgekreuzt ist gut", sagte Nikki Frickel sarkastisch. „Die Cantaro haben ihn gejagt, falls du das vergessen haben solltest."
„Aber sie haben ihn nicht erwischt! Komm schon, Nikki, das ist doch ein uralter Trick, und du weißt das!
Schon allein die Tatsache, daß er alleine war, müßte dir doch beweisen, daß da etwas faul ist!"
„Die anderen sind tot!"
„Das behauptet er."
„Niemand kann dieses Inferno überlebt haben."
„Wie praktisch, findest du nicht auch? Auf diese Weise ist keiner da, den wir über ihn ausfragen können."
„Er kann die USAMBARA nicht alleine gesteuert haben. Dazu ist das Schiff zu groß."
„Du sagst es."
„Aber ich kann doch diesen Mann jetzt nicht unter Druck setzen, nur weil er der einzige Überlebende
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