15 - Geheimagent Lennet und das Kommando Sonderurlaub
vergebens getreten, um Sie zur Diskretion zu bewegen. Sie wurden nur noch neugieriger.«
»Silvia hat aber immer am Duft gemerkt, wann Madame Crencks bei Ihnen war. Sie dachte, daß Sie...«
»Daß ich Julie heimlich empfing, weil ich sie liebte.«
»Ja, denn durch Ihre Heimlichtuerei hatte sie sich in den Kopf gesetzt, Madame Crencks sei geschieden und Sie wollten sie heiraten. Das machte sie unglücklich, denn sie meinte, Madame Crencks liebe Sie nicht.«
»Was ist Silvia für ein kleiner Dummkopf! Fahren wir schnell nach Fecamp, um sie zu beruhigen. Als ob ich ihre liebe Mama je vergessen könnte!«
»Wir brauchen nicht erst nach Fecamp zu fahren, Monsieur.
Silvia! He, Silvia! Er heiratet sie nicht!« schrie Lennet, als sie aus dem Schuppen traten. Das Mädchen sprang aus dem Wagen und warf sich in die Arme ihres Vaters. Lennet entfernte sich taktvoll. Er wußte, daß das Gespräch jetzt auf die verstorbene Madame Marais kommen würde, die er nie gekannt hatte...
Während er sich also die Beine vertrat, dachte er über die letzten Ereignisse nach. Sein Auftrag war glänzend gelöst. Er hatte nur zwei Tage gebraucht, um das von Didier inszenierte Durcheinander zu entwirren. Aber dennoch blieben ein paar Fragen offen. Wo befand sich der kombinierte Sender und Empfänger? Wodurch drehte sich der Tisch? Wie würde es der Professor aufnehmen, wenn er seinen Rechenschaftsbericht abgeben mußte? Oder war es besser, Marais seinen Spaß weiterhin zu lassen und nur Didier kurz zu informieren? Montferrand hatte ihm acht freie Tage, als Sonderurlaub getarnt, zur Verfügung gestellt. Durfte er, Lennet, die restlichen sechs Tage trotzdem noch ausnützen, oder mußte er nach Paris zurückkehren? Wie war es möglich, Figuren zu schaffen, die sich obendrein bewegten, aber aus keinem festen Material bestanden? »Lennet, wo steckst du?« unterbrach Silvia die Gedanken ihres Freundes. Der Agent ging zum Wagen zurück.
»Weißt du", empfing sie ihn freudestrahlend, "Papa heiratet sie nicht!« Es war nicht sehr einleuchtend, warum sie diese Neuigkeit ausgerechnet Lennet verkündete, denn er hatte sie ihr schließlich zuerst gesagt.
»Kinder", meinte Marais, »mir schlagen Gefühlsduseleien immer schrecklich auf den Magen. Was haltet ihr von einem guten Essen in einem feinen Restaurant? Das wäre doch eine kleine Abwechslung zu Silvias Kochkünsten, oder?«
»Bist du damit nicht zufrieden?« fragte seine Tochter beleidigt.
»Aber nein, meine Kleine, ich bin nur für eine Abwechslung.« Das Essen war ganz nach Marais' Geschmack. Das heißt, die jungen Leute gaben sich mit einer Fischsuppe und Langusten zufrieden, während der Professor zu seinem Räucherlachs Burgunder bestellte und seinen Wildschweinbraten mit Kaviar garnierte. Marais schenkte Silvia und ihrem jungen Freund immer wieder Champagner nach und stellte ihnen Rätsel über Rätsel. »Nehmen wir an, ich zünde zwei Kerzen an. Eine ist zehn Zentimeter lang, die andere fünf. Welche brennt länger?«
»Natürlich die, die zehn Zentimeter lang ist", meinte Silvia.
»Falsch!« triumphierte ihr Vater.
»Wieso?«
»Keine von beiden brennt länger...«
»Höchstens kürzer", antwortete Lennet. »Da fällt mir ein, das Rätsel, das uns der sogenannte Sokrates gestellt hat, das mit dem Gefangenen...«
»Äh, das ist eines der schwersten Rätsel aller Zeiten!«
»Ich habe hin und her überlegt und keine Lösung gefunden!«
»Überlegen Sie weiter", forderte Marais den Agenten auf. »Es wäre schade, wenn ich Ihnen die Lösung verraten würde, da Sie sie auch selber finden können. Eduard kennt sie dagegen, und es hätte mir viel Spaß gemacht zu sehen, wie sich Petitluron mit dem Rätsel abmüht.«
»Wie haben Sie herausgefunden, daß Petitluron für die Polizei arbeitet?« erkundigte sich Lennet.
»Es stand ihm förmlich im Gesicht geschrieben. Und dann pensionierter Beamter aus dem Innenministerium - das kam mir merkwürdig vor. Außerdem fing der gute Mann an, mir Rätsel aufzugeben, die er selber nicht verstand...«
»Und jetzt, Monsieur, können Sie mir sagen, was Holographie ist?«
»Tja, mein Junge, das gehört zwar überhaupt nicht in meinen Bereich, und daher kann ich es nur ganz unfachmännisch erklären. Es handelt sich darum, daß man eine räumliche Figur zu sehen glaubt, die mit Hilfe von Laserstrahlen erzeugt wird.«
»Und die Bewegung?«
»Die Bewegung? Nun, Sie sind es, der sich bewegt, und nicht die Figur oder das Bild. Aber es
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