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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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über­se­hen­den Un­zu­läng­lich­kei­ten sei­ner Frau. Als ich ihm von Dai­sys Vor­lie­be für Schau­er­ge­schich­ten er­zähl­te, zog er sei­ne Frau prompt mit ih­rer ei­ge­nen Schüch­tern­heit auf. Ob­wohl sie wüß­te, daß die gan­ze Ge­schich­te ein aus­ge­mach­ter Schwin­del wä­re, wür­de sie im­mer ängst­li­cher. Nichts könn­te sie da­zu brin­gen, nach An­bruch der Nacht in das be­wuß­te Zim­mer zu ge­hen – sie tat so, als gä­be es den Geist wirk­lich.
    Mrs. Keen­an warf den Kopf in den Nacken und zisch­te är­ger­lich. Sie stritt das al­les ab. Sie wür­de selbst­ver­ständ­lich je­der­zeit nach oben ge­hen. Und mit je­der­zeit mein­te sie na­tür­lich auch nach An­bruch der Nacht!
    »So? Und wie wä­re es zum Bei­spiel jetzt? Es ist fast Mit­ter­nacht. Warum bringst du der ar­men, kran­ken Frau nicht ei­ne Tas­se Kaf­fee hin­auf?« Keen­an sag­te das in ei­nem Ton­fall, als wol­le er Rot­käpp­chen zu der ar­men al­ten Groß­mut­ter schi­cken.
    »Bit­te ma­chen Sie sich kei­ne Um­stän­de«, be­eil­te ich mich zu sa­gen. »Der Re­gen hat et­was nach­ge­las­sen. Ich wer­de nach oben ge­hen und mei­ne Frau ho­len. Wir kön­nen jetzt ge­trost wei­ter­fah­ren. Sie wis­sen doch, daß wir noch nach Va­los wol­len.«
    »Den­ken Sie ja nicht, daß ich Angst ha­be«, mein­te Mrs. Keen­an stör­risch. Sie han­tier­te schon klap­pernd mit dem Kaf­fee­topf her­um. Ih­re Be­we­gun­gen wa­ren al­ler­dings ein biß­chen fah­rig, als sie ei­ne Tas­se füll­te.
    »Daß ihr Män­ner nichts wei­ter könnt, als über eu­re Frau­en zu me­ckern. Ich wer­de es euch be­wei­sen!« Sie nahm die Tas­se und ging sehr auf­recht an ih­rem Mann vor­bei.
    Mir wur­de auf ein­mal him­mel­angst.
    Ich wur­de stock­nüch­tern.
    »Keen­an«, flüs­ter­te ich.
    »Was denn?«
    »Wir müs­sen sie auf­hal­ten, Keen­an.«
    »Aber warum denn?«
    »Sind Sie nachts schon ein­mal nach oben ge­gan­gen?«
    »’tür­lich nich«, lall­te er. »Wo­zu auch? Is­so stau­big. Muß aber den Dreck lie­gen­las­sen für die lie­ben Be-Be­su­cher. Was soll ich oben? Geh’ nachts nie rauf.«
    »Wo­her wol­len Sie dann wis­sen, daß die Ge­schich­te nicht stimmt?« frag­te ich und beug­te mich vor.
    »Was?«
    »Ich mei­ne – viel­leicht gibt es einen Geist.«
    »Quatsch!«
    »Keen­an, ich ha­be oben et­was Un­heim­li­ches ge­spürt«, sag­te ich ein­dring­lich. »Sie ha­ben sich schon so sehr an den Raum ge­wöhnt, daß Sie nichts mer­ken. Aber ich ha­be es ge­fühlt .«
    »Quatsch!«
    Ich pack­te sei­nen Arm. »Kein Quatsch! Ich ha­be den Haß ei­ner Frau ge­fühlt, Keen­an. Den Haß ei­ner Frau!« Ich schrie fast.
    Ich zerr­te den Wi­der­stre­ben­den vom Stuhl hoch und ver­such­te ihn auf den Gang hin­aus­zu­schie­ben. Ich muß­te ir­gend­wie sei­ne Frau auf­hal­ten. Mich über­kam ei­ne pa­ni­sche Angst.
    »Der Raum ist von ei­ner un­aus­ge­spro­che­nen Dro­hung er­füllt.« Mei­ne Stim­me über­schlug sich fast, als ich ihm has­tig von mei­nen Ge­dan­ken, die ich mir nach­mit­tags über die to­te Frau ge­macht hat­te, be­rich­te­te. Die Frau, die ih­rem Mann ah­nungs­los in das Mord­zim­mer ge­folgt war und in der, in dem Au­gen­blick, als sie er­schla­gen wur­de, ein Haß ge­bo­ren wur­de, der ih­ren Kör­per über­lebt hat. Ein Haß, der sich im­mer wie­der Ge­nug­tu­ung ver­schaf­fen muß, ein Haß, der die Axt hoch­he­ben und nie­der­sau­sen läßt.
    »Quatsch!«
    »Las­sen Sie Ih­re Frau nicht hin­auf«, schrie ich wie von Sin­nen. »Hal­ten Sie sie auf!«
    »Und was ist mit Ih­rer Frau?« ki­cher­te Keen­an. Er schiel­te mich von der Sei­te an und schi­en et­was zu über­le­gen. Dann ki­cher­te er wie­der und lall­te in sei­nem Suff: »Jetzt will ich Ih­nen mal was sa­sa­gen, was ich gar nich sa­gen woll­te. Iss näm­lich al­les Schwin­del.« Er zwin­ker­te mir ver­trau­ens­se­lig zu.
    Ich ach­te­te nicht dar­auf, son­dern schob ihn wei­ter ener­gisch auf die Trep­pe zu.
    Er wur­de lang­sam et­was nüch­ter­ner und schnauf­te. »Nun mal lang­sam! Ha­ben Sie nicht ge­hört, was ich ge­sagt ha­be? Es ist al­les Schwin­del! Nicht nur die Sa­che mit dem Geist! Nichts stimmt! Es hat nie­mals we­der einen Ivan Klu­va noch

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