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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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sei­ne Frau ge­ge­ben. Und es hat nie ein Mord statt­ge­fun­den. Den al­ten Hau­klotz hat­te ein Metz­ger aus­ran­giert. Und die Axt ge­hört mir. Kein Mord – kein Geist – nichts, wo­vor man sich fürch­ten müß­te. Nur ein üb­ler Scherz – der mir ’nen Hau­fen Dol­ler ein­bringt. Al­les ist Schwin­del!«
    »Kom­men Sie!« schrie ich. Mei­ne ent­setz­li­chen Ge­dan­ken kehr­ten zu­rück und häm­mer­ten in mei­nem Hirn. Ich ver­such­te ihn die Trep­pe hin­auf­zu­zie­hen und hat­te doch die schreck­li­che Er­kennt­nis, daß es zu spät war. Aber ich muß­te ein­fach ir­gend et­was un­ter­neh­men …
    Dann schrie sie.
    Ich hör­te es.
    Ich hör­te, wie sie aus dem Zim­mer stürz­te und den Gang ent­langrann­te. Als sie den Trep­pen­ab­satz er­reicht hat­te, schrie sie wie­der. Dann ver­wan­del­te sich ihr Schrei­en in ein Gur­geln und Rö­cheln. Wir konn­ten nichts se­hen, denn oben war es dun­kel. Doch dann wank­te ih­re Sil­hou­et­te aus der Dun­kel­heit. Sie schi­en einen Mo­ment zu er­star­ren, dann sack­te ihr Kör­per zu­sam­men, und sie roll­te und pol­ter­te die Trep­pe her­un­ter. Es klang, als hüp­fe ein schwe­rer großer Gum­mi­ball von Stu­fe zu Stu­fe. Aber es war kein Gum­mi­ball! Es war Keen­ans Frau, die vor un­se­ren Fü­ßen lie­gen­blieb. Die Axt steck­te im­mer noch in ih­rer Keh­le.
    In die­sem Au­gen­blick hät­te ich mich um­dre­hen und da­von­lau­fen sol­len, aber ir­gend et­was in mei­nem In­nern zwang mich zu blei­ben. Ich stand wie zur Salz­säu­le er­starrt ne­ben Keen­an, der auf den Kör­per sei­ner Frau hin­abblick­te.
    Dann brach es wirr und un­zu­sam­men­hän­gend aus mir her­vor.
    »Ich ha­be sie ge­haßt – Sie kön­nen sich nicht vor­stel­len, wie einen die vie­len Klei­nig­kei­ten zum Wahn­sinn trei­ben kön­nen – und Jean­ne war­tet – und die Le­bens­ver­si­che­rung – wahr­schein­lich hät­te ich es in Va­los ge­tan – hier war es fast ein Un­fall. Noch bes­ser – viel bes­ser –«
    Doch Keen­an hör­te nichts von al­le­dem. »Es gibt hier kei­nen Geist«, mur­mel­te er. »Es gibt hier kei­nen Geist.« Er starr­te fas­sungs­los auf die ge­spal­te­ne Keh­le.
    »Als ich die Axt sah und sie dann ohn­mäch­tig wur­de, über­kam es mich mit al­ler Macht … Ich hät­te so lan­ge ge­war­tet, bis Sie völ­lig be­trun­ken ge­we­sen wä­ren … dann hät­te ich sie hin­aus­ge­schafft … Sie hät­ten nie er­fah­ren …«
    »Was hat mei­ne Frau ge­tö­tet?« flüs­ter­te er hei­ser. »Es gibt hier kei­nen Geist.«
    Ich muß­te wie­der an mei­ne Theo­rie den­ken, nach der der Haß ei­ner Frau den Tod über­le­ben kann und durch stän­di­ge Aus­übung ei­ner Art Ver­gel­tung und Ra­che wei­ter­e­xis­tiert. Ich sah in Ge­dan­ken, wie der kör­per­lo­se Haß die Axt er­grif­fen und zu­ge­schla­gen hat­te. Ich sah, wie Mrs. Keen­an dann zu Bo­den ge­sun­ken war …
    Als ich den Blick hob und in die grin­sen­de Dun­kel­heit starr­te, fol­ter­te mich mein Ge­hirn. Es quäl­te mich, bis ich dem Zwang, zu spre­chen, nicht wi­der­ste­hen konn­te.
    »Es gibt fort­an einen Geist hier«, krächz­te ich. »Als ich hin­auf­ging, um nach Dai­sy zu se­hen, ha­be ich die Axt ge­nom­men und sie er­schla­gen, müs­sen Sie wis­sen …«
     

 
Mutter der Schlangen
     
    Die­se Ge­schich­te hat sich vor vie­len Jah­ren, kurz nach dem Auf­stand der Skla­ven, zu­ge­tra­gen. Die Skla­ven wa­ren nach vie­len vor­an­ge­gan­ge­nen blu­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen durch Tous­saint l'Ou­ver­ture, Des­sa­li­nes und Kö­nig Chri­sto­phe von der fran­zö­si­schen Will­kür­herr­schaft be­freit wor­den. Sie hat­ten dar­auf­hin ein Kö­nig­reich ge­grün­det, des­sen Grau­sam­kei­ten und Här­ten die der vor­he­ri­gen Re­gie­rung je­doch bei wei­tem in den Schat­ten stell­ten.
    Die Schwar­zen auf Hai­ti wa­ren in je­nen Ta­gen al­les an­de­re als glück­lich. Sie hat­ten zu vie­le Quä­le­rei­en und Met­ze­lei­en mit­er­lebt. Den Skla­ven und den Nach­kom­men die­ser Skla­ven war das sorg­lo­se Le­ben ih­rer west­in­di­schen Nach­barn völ­lig un­be­kannt.
    Auf Hai­ti war ein selt­sa­mes Ras­sen­ge­misch ent­stan­den. Es

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