15 Gruselstories
wortlos an. Dann schaltete er das Licht aus, ließ sich in sein Bett fallen und suchte Schlaf.
Die Nacht verging.
Bei Tageslicht wirkte alles ein wenig albern. Aber sie schaute ihn am Morgen wieder lange an. Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und machte sich daran, die Koffer herbeizuschaffen. Als sie das Frühstück zubereitet hatte, war er schon dabei, seine Anzüge auf dem Bett auszubreiten. Nach dem Essen ging sie wieder nach oben, um nunmehr ihre Kleider von Bügeln und Haken zu nehmen. Er brauchte nur noch die Kleidersäcke vom Boden zu holen. Sobald sie wußten, wohin sie ziehen würden, konnten die Möbelpacker bestellt werden.
Das Haus war ruhig. Es unternahm nichts; auch wenn es von ihren Plänen gewußt haben sollte. Es war ein trüber, unfreundlicher Tag. Die schwarzen Wolken hingen sehr tief; und es wollte überhaupt nicht richtig hell werden. Sie und er taten so, als kämen sie überhaupt nicht auf den Gedanken, das Licht anzuschalten. Aber beide wußten ganz genau, daß sie es nur wegen der Fensterscheiben und der Geschichte mit der Spiegelung unterließen. Er hätte natürlich die Fensterscheiben zerschlagen können, aber das kam ihm doch zu dumm vor. Außerdem würden sie nicht mehr lange hier sein.
Als sie das Geräusch hörten, schauten sie sich ruckartig an. Von irgendwoher kam ein Tröpfeln und Blubbern. Irgend etwas schien genau unter ihren Füßen zu plätschern. Sie rang sichtlich nach Atem.
Er legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das Wasserrohr – im Keller«, meinte er und lächelte leicht.
»Wir sollten besser nachsehen.« Ihre Stimme zitterte verdächtig, als sie zur Treppe gehen wollte.
»Warum willst du denn hinuntergehen? Komm, laß, ich werde mich darum kümmern.«
Sie schüttelte energisch den Kopf und machte sich auf den Weg. Eben war ihre Angst fast mit ihr durchgegangen, und sie mußte beweisen, daß sie sich nicht fürchtete. Sie mußte es ihm beweisen – und auch dem Es .
»Warte einen Moment«, sagte er. »Ich hole rasch den Schraubenschlüssel aus dem Auto.« Er eilte zur Hintertür hinaus.
Sie blieb erst unschlüssig stehen, dann ging sie achselzuckend auf die Kellertreppe zu. Das Plätschern war mittlerweile immer lauter geworden. Das Wasser, das aus dem undichten Rohr hervorschoß, bedeckte schon die ganze Bodenfläche des Kellers. Das Plätschern und Sprudeln war ein seltsames Geräusch. Es wirkte wie Lachen.
Er hörte es ebenfalls, als er beim Auto angelangt war und den Kofferraum öffnete. Irgend etwas ist mit alten Häusern immer los; er hätte es eigentlich wissen sollen. Mal ein Wasserrohrbruch, mal dieses, mal jenes.
Als er mit dem Schraubenschlüssel in der Hand wieder auf das Haus zuging, konnte er überdeutlich das gurgelnde Wasser und die Schreie seiner Frau hören.
Und wie sie schrie! Die Schreie gellten aus dem Keller, aus der Dunkelheit.
Er rannte und schwang den schweren Schraubenschlüssel. Die gellenden Schreie erschütterten ihn bis ins Mark. Er fiel fast die Treppe, die in die Dunkelheit führte, hinunter. Sie war gefangen. Es hatte sie erwischt. Sie wehrte sich verzweifelt, aber es war zu stark, viel zu stark. Neben dem zerbrochenen Rohr fiel ein Lichtschein in den Keller, der auf der Wasseroberfläche glitzerte und funkelte. Er sah, wie sich nicht nur ihr Gesicht widerspiegelte, sondern auch die Schatten von anderen Gesichtern, die um sie herumwirbelten und sie festhielten.
Er hob die Hand mit dem Schraubenschlüssel und ließ sie auf die Dunkelheit der anderen Gesichter hinabsausen. Er schlug wild darauf los. Er schlug und schlug. Er schlug so lange, bis die Schreie erstarben. Dann erst hörte er auf und blickte auf sie hinunter. Es spiegelten sich keine Schatten mehr, aber sie war immer noch da. Sie war ganz ruhig
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