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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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– und sie wür­de für al­le Zei­ten ru­hig blei­ben. Das Was­ser färb­te sich an der Stel­le, wo ihr Kopf ruh­te, rot. Ge­nau­so rot, wie das En­de des Schrau­ben­schlüs­sels, den er in der Hand hat­te.
    Er mach­te den Mund auf, um ihr al­les zu er­klä­ren, aber dann merk­te er, daß sie tot war.
    Jetzt gab es nur noch ihn und es.
    Er schlepp­te sich die Trep­pe hin­auf. Sei­ne Hand um­klam­mer­te im­mer noch den blu­ti­gen Schrau­ben­schlüs­sel. Er wank­te zum Te­le­fon, um die Po­li­zei an­zu­ru­fen.
    Er sank auf den Hocker, der vor dem Te­le­fon stand und grü­bel­te, was er der Po­li­zei sa­gen soll­te, wie er das Gan­ze er­klä­ren könn­te. Es wür­de nicht so ein­fach sein. Wis­sen Sie, da war die­se Ver­rück­te, die so lan­ge in die Spie­gel starr­te, bis ihr Spie­gel­bild le­ben­di­ger als ihr Kör­per war. Des­halb leb­te sie auch ir­gend­wie wei­ter, nach­dem sie Selbst­mord be­gan­gen hat. Sie er­scheint in Spie­geln und im Glas und in je­dem Ma­te­ri­al, das et­was re­flek­tiert. Sie tö­tet an­de­re oder treibt sie in den Tod. Und die Spie­gel­bil­der der To­ten ver­ei­nen sich mit dem der Ver­rück­ten und ge­win­nen mehr und mehr an Macht. Ei­tel­keit, dein Na­me ist Weib. Und dar­um, mei­ne Her­ren, ha­be ich mei­ne Frau um­ge­bracht. War das nicht ei­ne fei­ne Er­klä­rung? Aber sie wür­de die Flut der Fra­gen nicht auf­hal­ten. Die Flut! Das Was­ser ! Wenn er nur einen Mo­ment lang nach­ge­dacht hät­te, hät­te er es wis­sen müs­sen. Es war doch klar, daß Was­ser Spie­ge­lun­gen her­vor­ruft. Ge­nau­so wie die Fens­ter­schei­be, in die er jetzt starr­te.
    Und auf ein­mal war es hin­ter ihm, woll­te aus dem Schat­ten her­aus auf ihn zu. Er sah das bär­ti­ge Männer­ge­sicht, die star­ren, lee­ren Au­gen ei­nes klei­nen Mäd­chens und den glot­zen­den Blick ei­ner auf­ge­ta­kel­ten Grei­sin. Es war hin­ter ihm, ne­ben ihm, um ihn her­um. Als er auf­stand, schloß sich sei­ne Hand fest um den Schrau­ben­schlüs­sel. Es war nicht greif­bar, aber er muß­te es be­kämp­fen und sich da­mit aus­ein­an­der­set­zen.
    Er dreh­te sich um, tau­mel­te zu­rück, aber der Ring der schat­ten­haf­ten Ge­sich­ter schloß sich im­mer dich­ter um ihn. Dann sah er, wie ihr Ge­sicht durch die an­de­ren hin­durch auf ihn zu­kam. Es war ihr Ge­sicht – nur mit dem einen Un­ter­schied, daß da, wo ih­re Au­gen ge­we­sen wa­ren, jetzt glei­ßen­de Split­ter fun­kel­ten. Die­ses Ge­sicht konn­te er nicht be­kämp­fen. Er konn­te nicht noch ein­mal auf sie ein­schla­gen.
    Es be­weg­te sich vor­wärts. Es be­weg­te sich rück­wärts. Sein Arm schnell­te zu­rück. Er hör­te, wie das Fens­ter­glas hin­ter ihm zer­split­ter­te, und muß­te un­will­kür­lich dar­an den­ken, daß die al­te Frau so ge­stor­ben war. Ge­nau­so, wie er jetzt starb: Er fiel durch das Fens­ter und schnitt sich die Keh­le auf. Der Schmerz durch­ras­te sei­nen Kör­per und zer­riß sein Ge­hirn. Er bau­mel­te hilf­los in den Glas­scher­ben und ver­blu­te­te lang­sam.
    Dann war es vor­bei.
    Auf dem Bo­den bil­de­te sich ei­ne La­che, die sich be­weg­te und an­wuchs. Das Licht, das von drau­ßen auf die Pfüt­ze fiel, ließ ei­ne Spie­ge­lung er­ken­nen.
    Ir­gend et­was er­hob sich jetzt deut­lich aus dem Schat­ten, schwoll an und quirl­te und wir­bel­te und tau­mel­te durch die Dun­kel­heit.
    Es hat­te das Ge­sicht ei­ner Grei­sin, das Ge­sicht ei­nes Kin­des, das Ge­sicht ei­nes bär­ti­gen Man­nes, ihr Ge­sicht und sein Ge­sicht. Es ver­än­der­te sich stän­dig, ver­wisch­te die ein­zel­nen Ge­sich­ter, misch­te sie und trenn­te sie wie­der.
    Es tanz­te und wand sich, bis es auf ein­mal zum Still­stand kam und ru­hig ver­harr­te. Nach­dem es end­lich al­lein im Haus war, kau­er­te es sich in ei­ne Ecke und war­te­te. Es hat­te wei­ter nichts zu tun, als auf den nächs­ten zu war­ten. Bis da­hin konn­te es sich in dem im­mer grö­ßer wer­den­den ro­ten Spie­gel­bild auf dem Fuß­bo­den be­wun­dern …
     

 
Ich küsse deinen Schatten
     
    Joe El­li­ot saß in mei­nem Lieb­lings­ses­sel, trank mei­nen bes­ten Whis­ky und zün­de­te sich ei­ne Zi­ga­ret­te von mei­ner

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