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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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heut­zu­ta­ge.
    Und an Män­nern hat­te es Lau­ra da­mals nicht ge­man­gelt. Sie gin­gen im Haus ein und aus. Ih­re Schu­he wa­ren auf Hoch­glanz po­liert, sie die­ner­ten und stri­chen ih­re mit Bril­lan­ti­ne ge­tränk­ten Schnurr­bar­te glatt. Sie lä­chel­ten den al­ten Job an, sie zwin­ker­ten den Haus­mäd­chen zu und starr­ten in mond­süch­ti­ger Ver­zückung auf Lau­ra.
    Lau­ra be­trach­te­te die­se Hul­di­gun­gen als ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, aber, du lie­ber Gott, von ge­wis­sen Din­gen hielt sie nichts. Und nicht et­wa, weil Pa­pa noch leb­te oder weil sie sich zum Hei­ra­ten zu jung fühl­te. Nein, nur so. Sie hat­te auch noch nie so recht da­von ge­hört. Und warum auch das Gan­ze? Es war doch so herr­lich, nur Freun­de zu ha­ben …
    Mond­schein und Man­do­li­nen, Par­ties und Pick­nicks, Ru­der­par­ti­en und Schlit­ten­fahr­ten, Kon­fekt und Blu­men, Ge­schen­ke, Bäl­le und Punsch. Ver­eh­rer, Ver­eh­rer, Ver­eh­rer. Mo­de­sa­lons, Schön­heits­pfläs­ter­chen, Rit­te über die wei­ten Fel­der und Rad­par­ti­en. Und wie­der Mond­schein und Man­do­li­nen. Die Jah­re gin­gen da­hin.
    Dann kam der Tag, an dem der al­te Job die Au­gen für im­mer schloß. Der Arzt er­schi­en, der Pries­ter und der Rechts­an­walt, der lan­ge über Erb­schaft und jähr­li­ches Ein­kom­men re­de­te.
    Dann war Lau­ra al­lein. Es gab im Haus au­ßer ihr nur noch die Be­diens­te­ten und die Spie­gel. Lau­ra und ih­re Spie­gel. Der Tag be­gann mit den Spie­geln, in de­nen sie sich aus­gie­big und sorg­fäl­tig be­trach­te­te. Dann ging es so wei­ter: Spie­gel am Vor­mit­tag, am Mit­tag, am Nach­mit­tag und am Abend, ehe die Ver­eh­rer ka­men. Spie­gel, wenn die Kut­schen vor­fuh­ren, und Spie­gel, ehe sie ei­nem neu­en Tri­umph ent­ge­gen­wir­bel­te. Spie­gel im Mor­gen­grau­en, die ihr zu­frie­de­nes Lä­cheln auf­nah­men und den Er­zäh­lun­gen über die Er­fol­ge des ver­gan­ge­nen Abends lausch­ten.
    »Spieg­lein, Spieg­lein an der Wand, wer ist die Schöns­te im gan­zen Land?«
    Die Spie­gel sag­ten Lau­ra die Wahr­heit. Spie­gel lü­gen nicht. Spie­gel grei­fen nicht nach ei­nem oder flüs­tern oder ver­lan­gen ei­ne Ge­gen­leis­tung, wenn sie die Schön­heit prei­sen.
    Moch­ten auch die Jah­re ver­ge­hen, die Spie­gel ver­än­der­ten sich nicht. Sie al­ter­ten nicht. Und Lau­ra al­ter­te nicht.
    Im Lau­fe der Zeit wur­den die Ver­eh­rer ra­rer, und ei­ni­ge der al­ten Freun­de wa­ren selt­sam ver­än­dert. Sie schie­nen ir­gend­wie äl­ter ge­wor­den zu sein. Aber wie war das nur mög­lich, denn Lau­ra Bell­man war so jung wie eh und je? Die Spie­gel be­stä­tig­ten es ihr täg­lich – und die Spie­gel sag­ten im­mer die Wahr­heit.
    Lau­ra ver­brach­te im­mer mehr Zeit mit ih­ren Spie­geln. Sie pu­der­te sich, such­te un­ent­wegt nach Fält­chen und färb­te ihr lan­ges Haar. Die Au­gen­li­der flat­ter­ten, aber sie lä­chel­te und mach­te einen Schmoll­mund. Sie wir­bel­te vor den Spie­geln her­um und konn­te sich nicht ge­nug an ih­rer per­fek­ten Schön­heit satt­se­hen.
    Es kam auch vor, daß sie die Ver­eh­rer wie­der nach Hau­se schick­te. Sie ließ ih­nen durch die Hausan­ge­stell­ten sa­gen, daß sie nicht da wä­re, denn es schi­en ihr ir­gend­wie ei­ne Zeit­ver­schwen­dung zu sein, von den Spie­geln weg­zu­ge­hen. Aber die­se Sor­ge brauch­te sie nicht mehr lan­ge zu ha­ben, denn die Ver­eh­rer blie­ben nach und nach völ­lig aus. Die Hausan­ge­stell­ten ka­men und gin­gen. Wenn ei­ner starb, fand sich rasch ein Er­satz. Nur Lau­ra und die Spie­gel blie­ben. Die neun­zi­ger Jah­re wa­ren aus­ge­spro­chen fröh­lich. Aber es gab Leu­te, die das nicht so recht ver­stan­den. Sie schüt­tel­ten ih­re Köp­fe über die Art und Wei­se, wie Lau­ra lach­te, sich im Bett wälz­te und ih­re fri­vo­len Ge­heim­nis­se mit den Spie­geln teil­te.
    Die Zeit ver­ging wie im Fluge. Aber Lau­ra lach­te nur. Sie ki­cher­te und glucks­te, wenn die Hausan­ge­stell­ten mit ihr spra­chen, und sie fand es jetzt viel be­que­mer, die Mahl­zei­ten von ei­nem Ta­blett in ih­rem Zim­mer ein­zu­neh­men.
    Nur mit den an­de­ren stimm­te et­was nicht. Mit

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