Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
laut zu la­chen. Wuß­test du nicht, daß Jack the Rip­per in Wirk­lich­keit auch ei­ne Frau sein kann? So ei­ne Art ›Jill the Rip­per‹.«
    »Soll das hei­ßen, daß tat­säch­lich ei­ner von uns ver­däch­tigt wird?« kreisch­te La­Ver­ne Gon­nis­ter und lä­chel­te Sir Guy ein­fäl­tig an. »Aber ist die­ser Jack the Rip­per nicht seit Ewig­kei­ten ver­schwun­den? War das nicht so um 1888?«
    »Aha!« gröl­te Bas­ton. »Jun­ge Da­me, wie kommt es, daß du so gut Be­scheid weißt? Das ist ja sehr ver­däch­tig! Be­hal­ten Sie sie im Au­ge, Sir Guy – viel­leicht ist sie nicht mehr ganz so jung, wie sie er­scheint. Die­se weib­li­chen Poe­ten ha­ben meist ei­ne dunkle Ver­gan­gen­heit!«
    Die Span­nung war ge­wi­chen; die ei­gen­tüm­li­che Stim­mung war ver­flo­gen. Das Gan­ze war zu ei­nem ver­rück­ten Par­ty­scherz ge­wor­den.
    Der Pia­nist fing wie­der an, das Kla­vier zu be­ar­bei­ten, La­Ver­ne Gon­nis­ter stieß John­ny Od­cutt in die Rip­pen, und Ly­dia Dare ließ sich von Bar­clay Mel­ton einen neu­en Drink mi­xen.
    Les­ter Bas­ton nahm sei­nen Arm von Sir Guys Schul­tern und ließ ihn sin­ken. Da­bei streif­te er zu­fäl­lig einen har­ten Ge­gen­stand in Sir Guys Ta­sche.
    »Wißt ihr was, Freun­de«, schrie er. »Un­ser Wal­roß hat ei­ne Ka­no­ne bei sich.«
    Ehe es Sir Guy ver­hin­dern konn­te, hat­te der an­de­re die Pis­to­le aus sei­ner Ta­sche her­vor­ge­zo­gen.
    Ver­rück­te Freun­de hin, ver­rück­te Freun­de her, ich hat­te das Ge­fühl, daß das Gan­ze an­fing, ent­schie­den zu weit zu ge­hen. Aber als mir Sir Guy jetzt einen ra­schen Blick zu­warf, er­in­ner­te ich mich an sei­ne Wor­te, daß ich mich durch nichts aus der Fas­sung brin­gen las­sen soll­te.
    Dar­um misch­te ich mich auch nicht ein, als Bas­ton jetzt ei­ne ech­te Schnaps­idee vor­brach­te.
    »Wir wol­len un­se­rem Freund, dem Wal­roß, ei­ne faire Chan­ce ge­ben«, gröl­te er. »Sir Guy hat in sei­ner Missi­on den wei­ten Weg von Eng­land zu un­se­rer Par­ty nicht ge­scheut. Da kei­ner von euch be­reit zu sein scheint, ein Ge­ständ­nis ab­zu­le­gen, wür­de ich vor­schla­gen, daß wir un­se­rem Freund die Chan­ce ge­ben, die Wahr­heit selbst her­aus­zu­fin­den, ei­ne Chan­ce, bei der es al­ler­dings um ›al­les oder nichts‹ geht.«
    »Fa­bel­haf­te Idee«, grunz­te John­ny Od­cutt. »Aber kannst du dich nicht deut­li­cher aus­drücken?«
    »Ich wer­de ei­ne Mi­nu­te lang das Licht aus­ma­chen. Sir Guy kann hier mit sei­nem Re­vol­ver in der Hand ste­hen­blei­ben. Falls ei­ner in die­sem Raum Jack the Rip­per sein soll­te, kann er sich ent­we­der aus dem Stau­be ma­chen oder aber die Ge­le­gen­heit beim Schop­fe fas­sen und – nun ja, sei­nen Ver­fol­ger mund­tot ma­chen. Ist das ein fai­rer Vor­schlag?«
    Die­ser Vor­schlag war viel­leicht noch ver­rück­ter, als er im ers­ten Au­gen­blick klang, aber er ent­sprach ge­nau der Men­ta­li­tät der An­we­sen­den. Sir Guys Pro­tes­te gin­gen in dem Stim­men­ge­wirr un­ter. Und ehe ich vor­tre­ten konn­te, um ein paar pas­sen­de Wor­te zu sa­gen, stand Les­ter Bas­ton schon beim Licht­schal­ter.
    »Und daß sich kei­ner von der Stel­le rührt«, warn­te er mit ge­spiel­tem Ernst. »Ei­ne Mi­nu­te lang wer­den wir im Dun­keln blei­ben. Viel­leicht wird uns ein Mör­der da­für dank­bar sein. Wäh­len Sie Ih­re Part­ner, mei­ne Da­men und Her­ren.«
    Das Licht er­losch.
    Ir­gend je­mand ki­cher­te.
    Ich hör­te Schrit­te in der Dun­kel­heit.
    Ei­ne männ­li­che Stim­me mur­mel­te et­was.
    Ei­ne Hand fuhr über mein Ge­sicht.
    Mei­ne Arm­band­uhr tick­te auf­rei­zend laut. Aber et­was war noch lau­ter; und das war das Po­chen mei­nes Her­zens.
    Es war ab­surd. Ich stand hier im Dun­keln zwi­schen ei­nem Hau­fen an­ge­trun­ke­ner Nar­ren. Aber den­noch: Ei­ne fins­te­re Ah­nung schi­en die An­we­sen­den zu be­fal­len; ein un­ge­ahn­tes Grau­en er­füll­te die Dun­kel­heit.
    Jack the Rip­per wähl­te für sei­ne Streif­zü­ge die­se Dun­kel­heit. Und Jack the Rip­per hat­te ein Mes­ser. Jack the Rip­per hat­te einen kran­ken Geist. Die Ta­ten be­wie­sen sei­nen Wahn­sinn.
    Aber Jack the Rip­per war tot.
    Nach

Weitere Kostenlose Bücher