Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
mensch­li­chem Er­mes­sen muß­te sich sein Kör­per schon vor vie­len, vie­len Jah­ren in Staub ver­wan­delt ha­ben.
    Aber die mensch­li­che Lo­gik und Ver­nunft las­sen uns im Stich, wenn uns die Dun­kel­heit mit al­ler Macht zum Be­wußt­sein kommt; wenn wir ah­nen, was die Dun­kel­heit al­les ver­ber­gen kann. Wenn die Mas­ken von den Ge­sich­tern fal­len und sich Ge­dan­ken und Ab­sich­ten ins Herz ein­schlei­chen, die so fins­ter wie die Dun­kel­heit sel­ber sind …
    Sir Guy Hol­lis schrie auf.
    Dem Schrei folg­te ein dump­fer Auf­schlag.
    Als Les­ter Bas­ton das Licht an­ge­schal­tet hat­te, schri­en al­le auf.
    Sir Guy Hol­lis lag mit­ten im Zim­mer auf dem Fuß­bo­den aus­ge­streckt. Sei­ne Hand um­klam­mer­te im­mer noch den Re­vol­ver.
    Ich schau­te von ei­nem zum an­de­ren und staun­te, wie ver­schie­den die Aus­drucks­fä­hig­keit der Men­schen ist, wenn sie ei­nem grau­en­haf­ten Ge­sche­hen ge­gen­über­ste­hen.
    Ich ver­miß­te kein Ge­sicht in der Run­de. Kei­ner war ge­flo­hen. Und Sir Guy Hol­lis lag am Bo­den …
    La­Ver­ne Gon­nis­ter jam­mer­te und ver­barg ihr Ge­sicht in den Hän­den.
    »Das wär’s!«
    Sir Guy sprang auf und lä­chel­te.
    »Das war ein klei­nes Ex­pe­ri­ment, mei­ne Freun­de. Wenn sich Jack the Rip­per un­ter Ih­nen be­fun­den hät­te und ge­dacht hät­te, ich sei er­mor­det wor­den, wür­de er sich, so­bald das Licht an­ging, ir­gend­wie ver­ra­ten ha­ben.
    Ich bin jetzt von der Un­schuld je­des ein­zel­nen über­zeugt. Ich ha­be mir nur einen klei­nen Scherz er­laubt, mei­ne Freun­de.«
    Bas­ton glotz­te Sir Guy an. Auch die an­de­ren schau­ten nicht ge­ra­de geist­reich drein.
    »Wol­len wir ge­hen, John?« wand­te sich Sir Guy an mich. »Ich glau­be, es ist spät ge­wor­den.«
    Als wir gin­gen, sag­te kei­ner ein Wort.
    Ich kann mir nicht vor­stel­len, daß an die­sem Abend die Par­ty noch sehr lus­tig ge­wor­den ist.
     
    Ich hat­te mich mit Sir Guy für den nächs­ten Abend an ei­ner Stra­ßen­e­cke von South Hals­ted ver­ab­re­det.
    Nach den Er­eig­nis­sen der letz­ten Nacht war ich so ziem­lich auf al­les vor­be­rei­tet. Sir Guy stand in einen dunklen Haus­ein­gang ge­preßt und er­war­te­te mich be­reits.
    »Buh!« mach­te ich und sprang plötz­lich auf ihn zu.
    Er lä­chel­te. Aber sei­ne ra­sche Hand­be­we­gung ver­riet mir, daß er in­stink­tiv zur Waf­fe ge­grif­fen hat­te.
    »Wir wol­len al­so jetzt das Phan­tom auf­spü­ren, nicht wahr?« frag­te ich mit lei­sem Lä­cheln.
    »Ja«, nick­te er. »Ich bin Ih­nen sehr dank­bar, daß Sie auf die­se Ver­ab­re­dung ein­ge­gan­gen sind, oh­ne viel zu fra­gen. Das be­weist mir, daß Sie Ver­trau­en zu mei­nem Un­ter­neh­men ha­ben.« Er nahm mei­nen Arm und zog mich auf die Stra­ße. Wir gin­gen lang­sam wei­ter.
    »Es ist heu­te sehr neb­lig, John«, mur­mel­te Sir Guy nach ei­ner Wei­le. »Wie in Lon­don …«
    Ich nick­te.
    »Für No­vem­ber ist es auch schon be­acht­lich kalt.«
    Ich nick­te wie­der und schlug au­to­ma­tisch den Man­tel­kra­gen hoch.
    »Selt­sam«, mur­mel­te Sir Guy ver­son­nen. »No­vem­ber und Lon­do­ner Ne­bel. Die Zeit und der Schau­platz der Rip­per-Mor­de.«
    Ich grins­te ihn durch die Dun­kel­heit an. »Aber darf ich Sie dar­auf auf­merk­sam ma­chen, daß das hier Chi­ca­go und nicht Lon­don ist? Es ist au­ßer­dem nicht der No­vem­ber 1888 . Wir schrei­ben das Jahr 1963.«
    Sir Guy er­wi­der­te mein Grin­sen oh­ne Fröh­lich­keit. »Ich bin da nicht so ganz si­cher«, sag­te er lei­se. »Schau­en Sie sich doch nur ein­mal um. Die Gas­sen sind ge­nau­so eng und wink­lig und schmut­zig wie in East End. Und ganz ge­wiß sind sie fünf­und­sieb­zig Jah­re alt, wenn nicht äl­ter.«
    »Aber wir sind nicht in East End, son­dern im Ne­ger­vier­tel in der South Clark Street«, be­merk­te ich tro­cken. »Und warum Sie mich in die­se gott­ver­las­se­ne Ge­gend ge­schleift ha­ben, ist mir im­mer noch nicht klar.«
    »Es ist ei­ne fi­xe Idee von mir«, gab Sir Guy zu. »Oder nen­nen Sie es ei­ne Vor­ah­nung, John. Ich möch­te hier in die­ser Ge­gend her­um­strei­fen. Die Gas­sen hier glei­chen de­nen, in de­nen sich Jack the Rip­per her­um­trieb und

Weitere Kostenlose Bücher