150 - Demaskierung der Ungeheuer
sprang vom Hocker, ging zum Telefon, hob den Hörer ab und meldete mich.
„Ihr Gespräch mit Island", sagte eine angenehm klingende Frauenstimme.
Es krachte in der Leitung.
„Hallo", sagte ich.
„Bist du es, Dorian?" fragte Unga.
„Ich bin es, alter Knabe", sagte ich grinsend. „Gibt es etwas Neues bei dir?"
„Darüber will ich am Telefon nicht sprechen, Dorian. Doch ich bin ziemlich sicher, daß unsere Vermutung richtig ist. Ich habe einige Beweise gefunden, die du dir unbedingt ansehen solltest. Wie lange bleibst du in New York?"
„Keine Ahnung."
„Dann werde ich zu dir kommen. Ich springe sofort los."
„Nimm lieber ein Flugzeug, Unga. Die Magnetfelder sind im Moment recht tückisch."
„Ich fliege mit der nächsten Maschine los. Nach meiner Ankunft melde ich mich über den Kommandostab bei dir."
Unga unterbrach die Verbindung.
Irgendwie war ich erleichtert, daß Unga kommen würde.
„Du kennst ja Unga", sagte ich.
„Nur flüchtig", erwiderte Tim. „Damals warst du ziemlich unnahbar."
Deutlich erinnerte ich mich an die Ereignisse, als Luguri das „Atlantic Palace Hotel" besetzt hatte. Aber das war schon lange her.
„Stimmt", sagte ich. „Mein ganzes Sinnen und Trachten galt nur Hermes Trismegistos' Erbe."
Wir sprachen von den alten Zeiten, als ich Tim in L.A. kennengelernt hatte, und von unseren gemeinsamen Abenteuern. Ich berichtete ihm von den Entwicklungen der vergangenen Monate und sprach über unseren Sohn Martin.
Wir waren so in unsere Unterhaltung vertieft, daß wir nicht merkten, wie Coco ins Zimmer trat. In der Zwischenzeit hatte sie geduscht und war mit einem Bademantel bekleidet.
„Das Essen ist in ein paar Minuten fertig", sagte sie.
Tim und ich deckten den Tisch. Als ich Coco in der Küche helfen wollte, lehnte sie ab. Sie verschwand in einem der Zimmer und kleidete sich rasch an.
Tim und ich setzten uns an den Tisch, und nach wenigen Minuten erschien Coco mit einem Servierwagen.
Coco hatte eine köstlich schmeckende Kartoffelsuppe gekocht. Danach gab es Rindsrouladen, und den Abschluß bildeten Topfenpalatschinken.
Tim lehnte sich gesättigt zurück und blickte Coco lächelnd an. „Mein Kompliment, du bist eine Traumköchin."
„Danke", sagte Coco.
Das Geschirr räumten wir auf den Servierwagen, den wir in die Küche schoben.
Danach tranken wir starken Kaffee.
Solche entspannte Stunden liebte ich besonders. Die Vorstellung, sich nicht mit der Dämonenbekämpfung zu beschäftigen, war in solchen Augenblicken besonders verlockend.
Das Telefonläuten riß mich in die Wirklichkeit zurück.
„Für dich, Tim", sagte ich und reichte ihm den Hörer.
Kurze Zeit hörte er aufmerksam zu. „Der Sohn von Alfred Belmont will mich sprechen?" wunderte er sich. Wieder lauschte er. „Einen Augenblick, Jane." Er wandte sich uns zu. „Belmonts Sohn behauptet, daß es dringend sei. Was haltet ihr davon?"
„Er soll herkommen, Tim", sagte Coco.
Nachdem Tim das Gespräch beendet hatte, informierte ich die Kerle in der Halle, daß sie Peter Belmont zu uns lassen sollten.
Die Tote lag auf dem Obduktionstisch.
Die drei Pathologen hatten Ancella Liver genau untersucht. Sie wunderten sich, daß die Totenstarre noch nicht eingesetzt hatte. Die Leichenhaut war wachsfarben, was eigentlich auf einen natürlichen Todesfall hinwies. Auch die Röntgenaufnahmen hatten keine Aufschlüsse erbracht.
Alle notwendigen Instrumente lagen bereit, die sie für die Autopsie benötigen würden.
„Na, dann wollen wir mal", sagte der berühmte Wissenschaftler.
Die Skalpellspitze öffnete den Körper.
Ancella Liver oder was immer in ihrem Leib steckte war erst seit wenigen Stunden tot, aber der Geruch besagte etwas anderes.
„So riechen Leichen nach drei Monaten", stellte der Wissenschaftler verblüfft fest.
Er schob die Haut zur Seite und begann mit der Untersuchung der Lungen. Ein glucksendes Geräusch kam aus den Lungen, und eine grüne klebrige Flüssigkeit schoß hervor.
Der Pathologe trat einen Schritt zurück.
In diesem Augenblick veränderte sich der Körper der Toten. Er schrumpfte zusammen, die Haut wurde faltig und welk, die Haarsträhnen fielen büschelweise aus.
Es dauerte kaum zwei Minuten, dann lag eine uralte, kahlköpfige Frau vor ihnen, deren Fleisch rasend schnell verweste.
Vor der Penthousetür in der 20. Etage blieb Peter Belmont stehen.
Deutlich spürte er die Ausstrahlung dreier Personen. Wie ein Raubtier nahm er die Witterung auf. Er konzentrierte sich
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