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1505 - Der blinde Blutsauger

1505 - Der blinde Blutsauger

Titel: 1505 - Der blinde Blutsauger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in Höhe der Frau.
    »Was soll das, Mr Sinclair?«
    »Das werden Sie gleich sehen.« Es bereitete mir keine Probleme, die Jalousie wieder in die Höhe zu ziehen. Ich musste nur eines der beiden Bänder bewegen.
    Augenblicklich erhellte sich der Raum. Es flutete kein Sonnenlicht herein, aber es wurde schon heller, und diese Helligkeit erreichte auch die Heimleiterin.
    Sie sprang in die Höhe. Das heißt, es sah aus, als wollte sie von ihrem Stuhl hochschnellen, aber sie blieb sitzen, als hätte man ihr einen entsprechenden Befehl gegeben.
    Ich drehte mich um und schaute direkt in ihr angespanntes und zugleich leicht verzerrtes Gesicht. Im ersten Augenblick wusste sie nicht, wie sie reagieren sollte. Möglicherweise konnte sie es auch nicht mehr. Sie saß auf ihrem Platz, als hätte sie einen Stab verschluckt. Diese Haltung dauerte nicht lange an. Wenig später riss sie die Arme hoch, wollte die Hände gegen ihr Gesicht pressen, überlegte es sich aber anders und drehte ihren Kopf zur Seite.
    »Lassen Sie die Jalousie wieder runter, Mr Sinclair!«
    Ich blieb stur. »Warum sollte ich das tun?«
    »Lassen Sie sie wieder runter!«
    »Nein.«
    Sie beugte sich vor, und diesmal legte sie die Hände vor ihr Gesicht.
    Durch diese Geste und auch ihr übriges Verhalten war mir inzwischen klar geworden, in welch einer Klemme sie steckte. Diese Frau zählte nicht mehr zu den normalen Menschen. Sie war jemand, der sich bereits auf dem falschen Weg befand. Und sie war zugleich körperlich so schwach, dass sie sich nicht mehr wehren konnte. Weder verbal noch körperlich, und so hatte ich alle Chancen, die ich natürlich nutzen wollte.
    Stella Doyle reagierte nicht, als ich mich vom Fenster löste. Dicht neben ihr stoppte ich. Ohne dass sie es mitbekam, hatte ich mein Kreuz abgehängt und es in der Tasche verstaut.
    Mit Vampiropfern kannte ich mich aus. Diese Frau musste Kontakt mit einem Blutsauger gehabt haben. Aber er war noch nicht sehr intensiv gewesen. Sie befand sich auf dem Weg zur Veränderung, nahm ich zumindest an. Wenn meine Annahme zutraf, dann war es verdammt kritisch.
    Die Heimleiterin eine Wiedergängerin man brauchte nicht viel Fantasie mitzubringen, um sich auszumalen, was da passieren konnte.
    Sie hatte sich nach vorn gebeugt und die Hände noch immer nicht vom Gesicht genommen. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter. Ihre Reaktion erfolgte prompt.
    »Lassen Sie mich in Ruhe, verflucht!«
    »Nein, das werde ich nicht. Sie müssen vernünftig sein!«
    »Das will ich nicht! Lassen Sie mich…«
    »Bitte«, flüsterte ich. »Es ist alles nicht so schlimm. Ich denke, dass wir noch etwas retten können!«
    Stella Doyle schüttelte den Kopf.
    Ich konnte nicht länger warten. Ich hatte bisher einen Test durchgezogen, und nun wollte ich Gewissheit haben. Ich konzentrierte mich auf das Pflaster, und als meine Finger ihren Hals berührten, zuckte die Frau zusammen.
    Sie sprang nicht in die Höhe, wie ich es vermutet hatte. Zudem ließ ich ihr nicht die Zeit, denn ich zerrte Pflaster mit einer schnellen Bewegung von der Haut weg.
    Jetzt lag die linke Halsseite frei!
    Und ich sah die Wunden!
    Die Frau reagierte nicht mehr, sodass ich mir das genau anschauen konnte, was sich am Hals abmalte. Falls man von einem idealen Biss sprechen konnte, so war das hier gegeben. Ich schaute auf die beiden Bissstellen, die eigentlich nur eine Stelle waren. Die beiden blutigen Punkte lagen nebeneinander, und für mich kam keine andere Erklärung infrage. Hier hatte jemand zugebissen. Hier hatte jemand seine spitzen Zähne in den Hals geschlagen. Für einen Moment durchströmte mich ein heißes Rieseln. Das Blut stieg mir in den Kopf.
    Ich warf das Pflaster in einen Papierkorb neben dem Schreibtisch und stellte meine erste Frage.
    Die Frau hatte ihre Haltung nicht verändert. Sie schnappte nach Luft, als stünde sie dicht davor, zu hyperventilieren.
    »Es ist alles okay. Können wir jetzt normal miteinander reden, Miss Doyle?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie eine Antwort geben konnte. »Was wollen Sie denn?«
    »Die Wahrheit wissen.«
    »Die ist schlimm.«
    »Das weiß ich. Aber ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen, Miss Doyle.«
    »Wie denn?«
    »Wir werden es gemeinsam schaffen. Sie müssen nur wollen.«
    »Gut, nun gut«, gab sie zu. »Aber mich stört das Licht. Es schmerzt. Es ist viel zu grell.«
    »Keine Sorge, das lässt sich ändern.« Ich ging zum Fenster und zog die Jalousie wieder herab.
    Als ich zum Schreibtisch zurückging,

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