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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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davon besetzten sie.
    »So ist es gut«, lobte der Mann und lächelte. »Zwar seid ihr noch keine großen Sünder, aber ich möchte verhindern, dass ihr mal dazu werdet. Ach ja, der Pfarrer.« Er lachte, bevor er an den großen Schrank herantrat und die breite Tür öffnete.
    Beide Jungen saßen so, dass sie auf den Schrank schauten.
    Die Tür quietschte etwas in den alten Angeln, als sie aufgezogen wurde.
    Der erste Blick brachte ihnen nicht viel. Auf mehreren Bügeln, die von einer Stange gehalten wurden, hingen die langen Kleidungsstücke des Pfarrers. Messgewänder in verschiedenen Farben, und auch ein dunkler Anzug war zu sehen, der sich plötzlich bewegte, als eine Hand nach ihm griff. Er fiel nach vorn.
    Es war kein Anzug, es war ein Mensch, der aus dem Schrank kippte und mit dem Gesicht auf den Boden schlug. Schmerzen verspürte er nicht, denn der Pfarrer war tot…
    Die beiden Freunde saßen unbeweglich auf ihren Stühlen. Keiner von ihnen war noch in der Lage, etwas zu sagen. Sie hatten das Gefühl, in einer fremden Welt zu hocken und von einer eisigen Kälte umgeben zu sein. Sie hielten die Blicke gesenkt, sie sahen den Rücken des Toten, Wo sich eine Wunde abmalte, die einen dunkelroten Rand hatte, der bereits eine dünne Kruste bekommen hatte.
    Die Stille war kaum zu beschreiben, und sie wurde vom Lachen des Mannes unterbrochen.
    »Da habt ihr euren Pfarrer!«, sagte er.
    Florian sprach nicht, sein Freund auch nicht. Aber ihnen war jetzt klar, wem sie da in die Falle gegangen waren.
    »Sie sind der Mörder!«, flüsterte Florian.
    »Nein, kein Mörder. Ich bin der Richter. Ich besorge es den Menschen, die es verdient haben, in der Hölle zu landen. Und ich möchte noch lange weiter richten. Deshalb kann ich auch keine Zeugen gebrauchen, egal, wie alt sie sind. So was müsstet ihr doch eigentlich verstehen. Ihr seht doch immer diese schlimmen und gottlosen Filme. Ich bin es, der die Zeichen setzt. Ich mache den Anfang, der irgendwann mal ein Ende haben wird.«
    Beide Junge hatten Mühe, die Tränen zu unterdrücken. »Aber wir haben doch gar nichts gemacht.«
    »Bis jetzt nicht. Nur will ich kein Risiko eingehen. Die Totenlichter sollen noch oft brennen. Ich habe eure bereits drapiert. Ihr werdet an einem besonderen Ort euer Leben aushauchen. Aber keine Sorge, in die Hölle werdet ihr nicht kommen, das verspreche ich euch. Euch wird zuerst das Fegefeuer aufnehmen, und vielleicht bekommt ihr dann die Chance, das Paradies zu sehen.«
    »Hör doch auf mit dem Mist«, sagte Florian mit bibbernder Stimme. »Wir wollen das nicht hören.«
    »Es ist die Wahrheit!«
    »Nein, nein, nein!« Der Junge schrie den Mann an. Er sprang plötzlich hoch und rannte auf ihn zu. Auch ein Vierzehnjähriger kann schon eine gewisse Kraft besitzen, die einen erwachsenen Menschen in Schwierigkeiten bringt.
    Nicht aber den Killer. Der reagierte eiskalt, und die Reichweite seiner Arme war enorm.
    Florian Thamm rannte genau in die harte Faust hinein, die ihn am Kinn traf.
    Abrupt blieb der Junge stehen, es löste sich nicht mal ein Schrei aus seinem Mund. Noch im Stehen verdrehte er die Augen und sackte in sich zusammen. Schlaff fiel er auf den Boden, wo er liegen blieb und sich nicht mehr rührte.
    Moritz Müller hatte alles mit angesehen. Er konnte es nicht glauben, das war deutlich von seinem Gesicht abzulesen. Für ihn war eine Welt zusammengebrochen, und jetzt kam der Mörder auf ihn zu, wobei wieder dieses Grinsen auf seinem Gesicht lag. »Bitte nicht…«
    Der Mann kicherte. »Ihr hättet euch alles früher überlegen sollen. Heute ist mein Tag.«
    Moritz sprang hoch. Er rannte nach vorn, um seinen Kopf in den Leib des Mannes zu rammen.
    Der streckte beide Hände vor, fing den Kopf ab, umklammerte ihn und schleuderte den Jungen wo wuchtig herum, dass er quer durch den Raum stolperte, über die Leiche fiel und gegen den breiten Schrank mit der offenen Tür prallte.
    Erblieb auf dem Bodenliegen, stöhnte und wollte trotzdem wieder hoch.
    Doch dagegen hatte der Mörder etwas.
    Er schlug noch mal zu.
    Und wieder traf er mit seiner harten Faust das Kinn. Den Schlag verkraftete Moritz nicht. Erst explodierte in seinem Kopf etwas mit einem hellen Feuerwerk, dann riss es ihn in die Tiefe, die auch als Bewusstlosigkeit bekannt war…
    ***
    Man hatte uns gebeten, ins Wartezimmer der Kanzlei zu gehen, um dort auf Margot Thamm zu warten. Wir wollten jede Chance nutzen. Vielleicht wusste sie ja, wo die Jungen steckten. Jetzt warteten wir

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