1520 - Schöhneit, die der Satan schenkte
Internet. Sie preist sich in den höchsten Tönen an. Da kannst du von Europa-und Weltmeisterschaften lesen. Ein Wahnsinn, sage ich dir.«
»Und? Ist sie so gut?«
»Wenn man ihrer Homepage glauben kann, dann schon.«
»Da werde ich mich mal genauer erkundigen.«
»Hältst du das für gut?«
»Und ob.«
»Aber sie kennt dich.«
Ich hob die Schultern. »Na und? Ändern kann ich das nicht.« An der Kaffeemaschine holte ich mir einen frischen Wachmacher und setzte mich auf Glendas Schreibtischecke. »Wenn ich nicht bei ihr erscheine, hält sie mich möglicherweise für dumm oder ängstlich. Nein, da ist es schon besser, wenn ich ihr einen Besuch abstatte.«
»Wie du meinst. Es kann auch sein, dass du nicht der Einzige bist, der was von ihr will.«
»Wieso das denn?«
»Vorhin rief Bill an. Er hat sich auch sehr interessiert an dem Fall gezeigt.«
»Ach. Und was hat er vor?«
Glenda machte ihr Ich-weiß-nicht-was-Gesicht und hob dabei noch die Schultern an.
»Okay, dann werde ich ihn mal anrufen. Vielleicht ist er noch zu Hause.«
Ein ungutes Gefühl stieg schon in mir hoch, als ich zum Hörer griff. Ich kannte meinen ältesten Freund lange genug. Wenn der einmal Blut geleckt hatte, war er nicht zu halten. Da konnte man ihn mit einem Hai vergleichen, der auf Beutezug war.
Es meldete sich nicht Bill, sondern Sheila. »He, Traumfrau, gib mir mal deinen Mann.«
»Bitte?«
»Ich möchte Bill sprechen.«
Sheila räusperte sich kurz. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Nein, ich will nur Bill haben.«
»Aber er ist doch mit dir zusammen. Ihr wolltest diesen komischen Schönheitschirurgen besuchen und zur Klinik fahren.«
»Ach so«, sagte ich müde.
»Und ich verstehe jetzt.« Es war zu hören, wie Sheila Luft holte. »Dann hat mein Mann mich gelinkt. Er erzählte mir nämlich, dass ihr euch die Klinik zusammen anschauen wolltet und…«
»Das hatten wir auch vor, Sheila.«
»Und wo steckst du jetzt?«
»Im Büro.«
»Perfekt geleimt. Dann ist Bill allein unterwegs.« Sie lachte. »Er schafft es doch immer wieder.«
»Keine Sorge, Sheila, er wird nicht mehr lange allein bleiben. Ich bin praktisch schon auf der Piste. Und du hörst von uns, das verspreche ich.«
Glenda Perkins schaute mich nur aus großen Augen an. Dann fragte sie: »Du bist also weg?«
»Ja, ich will mir eine Klinik anschauen, mir einige Tänzerinnen ansehen und mich mit einer gewissen Alexa van Dalen unterhalten.«
»Und was ist mit Bill?«
»Frag mich nicht, Glenda…«
***
Auf dem letzten Stück der Strecke war Bill Conolly sehr langsam gefahren. Es war ein schmaler Weg gewesen, der dort endete, wo das Grundstück begann.
Der Blick war frei geworden, und Bill schaute hin bis zu dem Haus, das den Mittelpunkt des Grundstücks markierte. Es war nicht besonders groß, aber groß genug, um eine Klinik aufzunehmen oder sonst einen Gewerbebetrieb.
Um das Haus zu erreichen, musste er quer über den Rasen fahren, was vor ihm schon andere Fahrzeuge getan hatte, denn die Spuren des platt gedrückten Grases waren deutlich zu erkennen.
Der Reporter ließ den Porsche weiterrollen und wurde leicht durchgeschaukelt.
Bäume standen nur an den Seiten des Grundstücks, ansonsten gab es kein Hindernis, sodass er bis dorthin fahren konnte, wo schon andere Autos parkten.
Unter anderem ein Kleinbus für ungefähr zwölf Personen. Dessen Seite war bemalt. Wer genau hinschaute, der sah die Tänzerinnen auf dem Blech. Die Girls waren nur spärlich bekleidet und schmissen ihre Beine ebenso in die Höhe wie die Arme.
Nichts deutete darauf hin, was das Haus verbarg. Es war nicht sehr hoch. Kleinere Vorbauten wie Simse und Erker schmückten die Fassade in der ersten Etage. Über dem Eingang war der Name zu lesen.
»Klinik Dr. Morris«, las Bill halblaut vor und grinste. »Er kann es wohl nicht lassen.«
Bill parkte den Porsche neben zwei anderen Fahrzeugen, einem flachen BMW der 6er-Reihe und einem Van, der schon etwas angestaubt aussah.
Als er ausstieg und die paar Schritte bis zur Eingangstür ging, fiel sein Blick auf das Klingelschild. Auch dort las er noch mal den Namen Dr. Morris, aber einen Hinweis auf die Tanzschule entdeckte er nicht.
Der Reporter klingelte. Er hörte im Innern keinen Widerhall. Er sah auch keine Kamera, die seine Ankunft beobachtete hätte, dafür hörte er den Summton und drückte mit der Schulter gegen die Tür, die nach innen schwang und Bill den Weg freigab.
Er ging ins Haus hinein und konnte kaum glauben,
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