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1522 - Metalyse

Titel: 1522 - Metalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gleichzeitig mit einer Summe von über fünftausend Galax belastet. So teuer war die Übertragung auf der Hyperfunkspur, und das, obwohl solche Übertragungen als Begleitimpulse an irgendwelche wichtigen Hyperfunksprüche angehängt wurden.
    Eine halbe Stunde verging. Myles rührte sich nicht und starrte unentwegt in das Okular seines Teleskops. Als endlich Bewegung in ihn kam, da drang aus seinem Mund ein tiefes Geräusch, das der Syntron als Seufzer wiedergab. „Die Uhr!" murmelte Myles. „Die Uhr ist bald abgelaufen!"
    Notkus nahm seinen Sohn in den Arm und zog ihn langsam aus dem Schalensitz. Er stemmte ihn hoch und trug ihn hinaus auf das Dach, wo er ihn dem Medorobot übergab, der ihn ins Bett brachte. Myles redete immerfort von der Uhr.
    Notkus gab dem Medo verschiedene Anweisungen und suchte das Wohnzimmer auf. Er stellte eine Verbindung mit der Kublai Khan-Klinik in Terrania-Nord her und schilderte den Fall. Der dortige - Koordinationssyntron schuf einen permanenten Kontakt mit dem Medorobot des Hauses und sagte zu, den Jungen ununterbrochen zu beobachten.
    Auf Zehenspitzen schlich Notkus zum Schlafzimmer zurück und ließ die Tür auffahren. Licht drang ihm entgegen und blendete ihn.
    Enza saß aufrecht im Bett. Sie zitterte, und ihr ganzer Körper war schweißbedeckt. Sie sah ihn flehend an und streckte ihm die Arme entgegen.
    Er nahm sie in die Arme und preßte sie an sich. „Notkus!" krächzte sie. „Ich hatte einen furchtbaren Alptraum!"
    „Schon gut, Maus." Er holte ein Handtuch und begann ihren Körper abzutrocknen. Er streichelte sie, und sie sah ihn unentwegt an, voller Dankbarkeit und Zuneigung. Als er aufhörte, drängte sie sich eng an ihn und küßte ihn. „Was hast du geträumt?"
    „Ich habe geträumt, Myles sei tot", hauchte sie. „Aber der Syntron hat mich beruhigt. Es ist nicht wahr!"
    „Wir wollen schlafen", murmelte er. „Komm, leg dich wieder hin!"
    Morgen mußten sie darüber reden. Unbedingt! Vielleicht mußte Myles in die Klinik. Und das so kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag.
    Dem Synergistiker kam ein Begriff in den Sinn. Takvorianismus.
    Er hatte keine Ahnung, ob es so etwas überhaupt gab.
     
    *
     
    Sie wußten jetzt, daß Myles etwas in sich trug, was nicht faßbar war. Es zeigte sich in unregelmäßigen Abständen in Form der verlangsamten Körperfunktionen. Myles ging zu Bett wie immer, doch nachts wachte er aus unerfindlichen Gründen auf, ging auf das Dach ans Teleskop oder schritt hinaus in den Garten vor dem Haus. Er setzte sich zwischen die Büsche und redete mit den Pflanzen.
    Alles viereinhalbfach verlangsamt.
    Ein einziger körperlicher Anhaltspunkt war da. Das Blutbild veränderte sich jedesmal, als müsse der Körper gegen eine Krankheit ankämpfen. Myles war jedoch absolut gesund. Mit der Zeit stellte sich allerdings heraus, daß er seinen Körper nicht in der Stärke belasten konnte wie seine Altersgenossen. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr wurde er bei geistiger oder körperlicher Anspannung schneller müde als die anderen.
    Er brauchte seinen regelmäßigen Schlaf, und jedesmal, wenn er eine Phase des Takvorianismus hinter sich hatte, wie Notkus die Erscheinung noch immer für sich nannte, konnte Myles sich am nächsten Morgen nicht daran erinnern. Er spürte nur, daß in seinem Körper etwas vorgegangen war. Er erholte sich innerhalb weniger Tage, und sein Blutbild war wieder normal.
    Ein Dutzend Male schaute er sich dann die Aufzeichnungen seines nächtlichen Tuns an, und er war genau so ratlos wie seine Eltern und die Mediker.
    Was war das für eine Uhr, die bald abgelaufen war? Hing es mit Enzas Alptraum zusammen, Myles sei gestorben? Sie hatte ihn nur ein einziges Mal gehabt, danach nie wieder.
    Das Synergistikerpärchen zog NATHAN zu Rate. Die Syntronik auf Luna konnte am ehesten nicht ersichtliche Zusammenhänge aufspüren. Doch auch NATHAN wußte nicht, wie er helfen sollte. „Es fehlen konkrete Anhaltspunkte", erklärte er, als Enza und Notkus wieder einmal mit dem Transmitter von der Erde heraufkamen. „Es existieren inzwischen an die hundert Psychogramme eures Sohnes.
    Sie alle zeigen eindeutig, daß Myles so normal ist wie die meisten Terraner. Er fällt in keiner Weise aus dem Rahmen. Er ist intelligent, eifrig, unbefangen und verantwortungsbewußt zugleich. Er ist ein wenig reifer und ernsthafter als die meisten seiner Altersgenossen, aber das ist auch der einzige Hinweis darauf, daß er sich mit einem Problem herumschlägt, das nicht

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