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1522 - Metalyse

Titel: 1522 - Metalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alltäglich ist."
    „Niemand kann ihm helfen", meinte Enza niedergeschlagen. „Nicht einmal wir selbst. Was ist mit der Uhr? Es kann doch keine fixe Idee sein, nur weil er sich in seiner Freizeit mit antiken Uhren befaßt?"
    „Sicher nicht, Enza", antwortete NATHAN. „Seine Vorliebe für antike Uhren ist erst in den letzten Jahren richtig erwacht. Sie ist eher eine Folge seines Problems. Nur weiß er es nicht."
    „Bist du absolut überzeugt, daß alles, was mit ihm geschieht, aus ihm selbst kommt?" fragte Notkus. „Absolut. Er wird nicht von einem anderen Wesen beeinflußt. Alles wächst aus ihm selbst!"
    Enza und Notkus erschraken. „Es wächst?"
    „Der Vergleich war bildlich gemeint. Allerdings ist nicht absehbar, wie sich das Problem eures Sohnes weiterentwickelt."
    „Danke für deine Mühe, NATHAN", sagten sie gemeinsam.
     
    *
     
    Sie merkten es am Beginn der fünften Stunde. Myles blieb in seinem Raumanzug zurück. Er sagte kein Wort, nur sein gleichmäßiges Atmen war zu hören. Sie riefen ihn, doch als Antwort drehte er ab und raste dicht über der Oberfläche des Asteroiden davon. „Myles!" rief Enza. „Komm sofort zurück. Wir dürfen den Automatikgleiter nicht verpassen. Er hält nicht an, wie du weißt!"
    „Ich komme, Enza", kam seine Antwort in ihrem Helm an. „Ich bin gleich da!"
    Sie schwebten hinauf zu den Markierungen der Gleiterbahn und warteten.
    Aber Myles kam nicht. Schließlich machte Enza sich auf die Suche. Sie folgte seiner Wärmespur bis an die kleinen Felsen, die dicht über dem Asteroiden durch den Leerraum trieben. Übergangslos war die Spur abgeschnitten. „Myles?" In Enzas Stimme keimte Angst auf. „Myles, bist du noch da?"
    „Ja", hörte sie ihn. Erleichtert wandte sie sich nach unten in die Richtung, in der ihr SERUN den Sender ausgemacht hatte. Im nächsten Augenblick waren die Taster leer.
    Enza beschleunigte und raste zwischen den Felsbrocken entlang. Sie prallte gegen ein hartes Hindernis und hätte den SERUN beschädigt, wenn dieser nicht rechtzeitig den Schirm eingeschaltet hätte. In dem matten Leuchten des HÜ-Schutzes erkannte sie undeutlich einen Schatten, der sich bewegte. „Myles?"
    Der Schatten bewegte sich seitwärts und verschwand. „Wieso kannst du Myles in seinem SERUN nicht orten?" fragte sie den Pikosyn. „Ich kann keinen SERUN feststellen. Die Felsen verwirren die Tastung. Myles nutzt die unterschiedlichen Reflexionsstufen der einzelnen Gesteinsbrocken geschickt aus. Frage ihn, was er damit bezweckt, Enza!"
    Sie tat es, aber ihr Sohn gab keine Antwort. Er blieb verschwunden und tauchte auch nicht auf, als der Gleiter kam. Enza und Notkus stiegen ein und machten sofort eine Meldung an Strabo III. Sekunden später befand sich ein Suchboot unterwegs. Es fand Myles mindestens hundert Kilometer von seinem ursprünglichen Aufenthaltsort entfernt. Die Systeme seines SERUNS waren abgeschaltet, er hatte einfach die Energieversorgung blockiert. Die Luft in seinem Helm war schon völlig verbraucht. Was Enza für ihn gehalten hatte, war nichts weiter als ein geschickt getarnter Sender gewesen. Nach Aussage des wenig später abgefragten Pikosyns hatte Myles das Observatorium auf dem in der Nähe gelegenen Felsen Huronne aufsuchen wollen.
    Enza und Notkus sahen sich stumm an. Sie wußten, was Myles dort gewollt hatte.
    Wenig später traten sie an das Lager ihres Sohnes. Myles Wangen waren eingefallen. Er wirkte völlig entkräftet. Er sah seine Eltern flehend an. „Seid mir nicht böse", bettelte er. „Es kam einfach über mich. Ich habe die Beherrschung verloren!"
    „Mein Gott!" Enza stürzte aus dem Raum hinaus. Notkus folgte ihr hastig. Sekunden später hatten sie eine Hyperfunkverbindung mit NATHAN. Enza berichtete von Myles’ Selbstmordabsicht. „Bringt ihn zu mir", erklärte die Mondsyntronik. „Ich werde dafür sorgen, daß so etwas nicht mehr vorkommt!"
    Es war seltsam. In jedem anderen Fall hätten Enza und Notkus das Ansinnen abgelehnt und Myles irdischen Psychologen anvertraut. In diesem Fall aber stimmten sie zu. Auf Terra konnte niemand Myles bei seinem Problem helfen. Und NATHAN?
    Sie flogen mit einer Space-Jet nach Luna, was sie ein Heidengeld kostete, wie der Ausflug in den Asteroidengürtel auch. NATHAN unterhielt sich einen halben Tag mit Myles, und die Eltern erfuhren nie, was zwischen der Mondsyntronik und dem jungen Kantor gesprochen wurde. Bevor Myles in das Haus auf Terra zurückkehrte, meldete sich NATHAN jedoch. „Er hat es

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