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1522 - Metalyse

Titel: 1522 - Metalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Mal, daß sie es erlebte.
    Die Tests hatten ihr ein Gespür für die Sicherheit des Vorgangs vermittelt. Der Separator arbeitete einwandfrei, und er nahm ihr die innere Anspannung, die aus einer Wechselwirkung zwischen nervlichen Impulsen und Reaktionen der Muskulatur bestand. Von den Muskeln kamen keine Reaktionen mehr, und die Nerven hörten automatisch damit auf, Reize in das Nichts abzustrahlen.
    Das Nichts.
    Sie wußte, daß sie in diesem Augenblick mitten im Nichts hing. Ihr Körper lag irgendwo in der Nähe auf einer Liege, während ihr Bewußtsein in der Haube des Separators verschwand und dort in ein Energiefeld eingebunden wurde. Vage empfand sie die Nähe von zwei Erscheinungen, und sie wußte, daß es sich um Notkus und Myles handelte. Noch ehe sie den Gedanken richtig gedacht hatte, raste ein energetischer Sturm durch ihr Bewußtsein. Die Trennung vom materiellen Gehirn war endgültig abgeschlossen, und die wohlige Wärme des schützenden Formerfelds umhüllte sie und ließ sie alles andere vergessen. Sie fühlte sich ganz einfach geborgen, und die Geborgenheit führte sie weit zurück in ihrer Existenz. Sie fand bis in die Nähe des Anfangs, und sie ahnte, daß es ihren beiden Begleitern ebenso erging. „Notkus, Myles!" wollte sie rufen. „Beschreibt, was ihr empfindet!"
    Es gab keinen Kontakt. Noch war es nicht soweit. Noch befand sich das energetische Feld in der Phase der Festigung und der Wandlung. Das Bewußtseinspotential verdichtete sich in dem Feld, und Enzas Bewußtsein wurde noch heller und wacher, seine Sensibilität nahm erneut um ein Zehnfaches oder Hundertfaches zu.
    Bis hierher waren sie in den Tests gekommen. Hier an dieser Stelle hatten die Syntrons sie, Notkus oder Myles jedesmal zurückgeholt.
    Diesmal taten sie es nicht.
    Sie hatten sich dazu entschlossen, nicht umzukehren.
    Die nächste Phase des Vorgangs spielte sich innerhalb einer Tausendstelsekunde ab. Enza spürte kaum etwas davon, nur dieser Sog war plötzlich da, als sich das energetische Feld in den Hypergenerator einfädelte und in ein hyperenergetisches Feld des 5-D-Kontinuums umwandelte.
    Ein Regenbogenblitz raste durch Enzas Bewußtsein, und sie schrie vor Überraschung auf. Sie hörte ihren eigenen Schrei, und er kehrte als zigfaches Echo zu ihr zurück.
    Nicht schreien! prägte sie sich ein. Gib dir keine Blöße!
    Da war es, was sie in ihrem Alltagsleben immer so gut zu verbergen glaubte. Sie wollte nichts tun, um sich bloßzustellen und dem heimlichen Gespött anderer auszusetzen. Sie strebte in blindem Ehrgeiz die Perfektion an, besonders wenn es um ihre synergistische Gabe ging.
    Doch plötzlich war dieses innere Unbehagen wieder da, über das sie mit Notkus gesprochen hatte. Jetzt wußte sie, was es verursacht hatte. Es war ihre innere Angst gewesen, etwas sehr Wertvolles zu verlieren, was sie bisher stark gemacht hatte.
    Sie wollte bei dem Gedanken weinen. Die Vorstellung, aus der Mondsyntronik zurückzukehren und ihre synergistische Fähigkeit verloren zu haben, peinigte sie und setzte ihr Bewußtsein unter Druck.
    Der Energiehaushalt veränderte sich, und von irgendwoher drang ein Warnsignal in Form eines Hitzepfeils zu ihr vor.
    Sie schaltete übergangslos ab und ließ sich einfach treiben, irgendwohin zu einem unbekannten Ufer. Ihr Weg führte zurück in ihre Kindheit, und sie sah sich selbst zu, wie sie an der halbhohen Hecke stand, mitten in dem geschnittenen Grünzeug. Sie starrte hinüber auf das Nachbargrundstück, wo ebenfalls ein Roboter die Hecke schnitt. Aber sie achtete nicht auf die Maschine. Sie hatte nur Augen für den Jungen mit den braunen Haaren, der ständig mit seiner Haarsträhne kämpfte, die ihm über die Augen hing. „Fang mich doch, Notkus!" rief sie ihm zu. „Wetten, diesmal erwischst du mich nicht!"
    Notkus lachte und winkte ihr zu. Ehe sie sich’s versah, rannte er los, wählte den kürzesten Weg zur Hecke und sprang über sie hinweg. Sie wandte sich zur Flucht und rannte in der Deckung eines Containerrobots zum Haus.
    Ehe Notkus sie einholte, hatte sie die Tür erreicht. Sie verschwand im Haus, schlug die Tür zu und verriegelte sie. „Ätsch!" lachte sie. „Diesmal hast du mich nicht erwischt!"
    Sie ging zum Fenster und sah, wie Notkus mit hängendem Kopf auf das Grundstück seiner Eltern zurückkehrte.
    Er ließ sich eine ganze Woche nicht mehr sehen, und Enza begriff nicht, was mit ihm los war.
    Erst viel später erkannte sie, daß sie sich in ähnlichen Situationen ebenso

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