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1522 - Metalyse

Titel: 1522 - Metalyse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erneut mit den Eindrücken, die in ihn hineinströmten.
    Reflexe im Farbenspektrum umtanzten ihn, und Notkus begann sich fast ein wenig vor der Vielzahl der Farbnuancen zu fürchten, die er unterschied. Seine Sinne erreichten eine Sensibilität und Aktivitat, wie er sie bei einem Menschen nie vermutet hätte.
    Oder doch? Bei einem Menschen der Neuen Galaktischen Zeit wurden sechzig Prozent des Gehirnvolumens nicht genutzt. Entsprechend groß mußte die vorhandene neurale Kapazität des Bewußtseins eingestuft werden.
    Die Frage, warum der Mensch sich mit so wenig Nutzvolumen begnügte, war müßig zu stellen.
    Vermutlich wäre ein Mensch in seinem Körper wahnsinnig geworden, wenn er so viele unterschiedliche Eindrücke des Normalraums auf einmal hätte verarbeiten müssen.
    Notkus in seiner Körperlosigkeit begann zu ahnen, wie groß die Dimensionen der Schöpfung waren. Die Körperwesen wie Terraner, Blues und andere besaßen weit größere Existenzkapazitäten, als sie für ein Leben in organischer, planetengebundener Form benötigten. Die Evolution hatte sie für eine weit bedeutendere Entwicklung geschaffen, und sie wußten es nicht.
    Es hatte bisher wohl nur ein einziges Wesen existiert, das sich der Bedeutung der Empfindungen und der Existenz seines Bewußtseins völlig im klaren gewesen war: Ernst Ellert, der Parapoler.
    Und Ellert hatte sich freiwillig für das Gefängnis entschieden. Er hatte den Körper eines Barkoniden erhalten, aber um welchen Preis!
    Jetzt, in diesen Augenblicken des Verharrens in einer Zone ohne Bewegung, in der die Zeit stillzustehen schien und Notkus unwillkürlich den Atem anhalten wollte, glaubte er fest daran, daß er Ellert bemitleiden mußte.
    Wieder zupfte etwas in seinem Bewußtsein, und dann strömte die gesamte Erinnerung auf Notkus Kantor ein.
    Alle in seinem bisherigen Leben gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse fielen gleichzeitig über ihn her. Er rang mit sich, um Ordnung in das Chaos aus Informationen zu bringen. Er war so damit beschäftigt, daß er nicht bemerkte, daß sein Bewußtsein den Bereich der Schnittstelle endgültig passiert hatte und in den Kosmos des Syntrons eindrang. Es eilte auf einer weißen Spur dahin, ohne sie zu realisieren. Er benötigte lange Zeit, bis er wenigstens einen Teil der Informationen aus dem Langzeit-, dem Mittelzeit- und dem Kurzzeitgedächtnis sortiert hatte und wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Da waren Erinnerungen, von denen er bisher nichts gewußt hatte. Sie vermittelten ihm den Eindruck eines gleichmaßigen Pochens und eines gewölbten Raumes, in dem es rhythmisch pulsierte. Er vernahm dumpfe Geräusche und konnte sie nicht erklären. Er schüttelte die zeitweise Benommenheit von sich ab.
    Notkus Kantors Bewußtsein schrie auf. !Er raste auf einer gekrümmten Spur entlang, konnte sich nicht halten und stürzte in eine bodenlose Leere, die von einem Farbgewitter durchtost wurde. Er spürte schmerzhaft die Impulse, die ihn trafen. Er wollte ausweichen, doch seine Gedanken waren fahrig und unkonzentriert. „NATHAN!" dachte er in höchster Not. „Wo bin ich? Wo bleibt der Kontakt?"
    Weiße und schwarze Gebilde tauchten um ihn herum auf, die er als Energiepfeile interpretierte.
    Sie glitten an ihm vorbei und irrten ziellos umher. Suchten sie ihn? „Null-Eins, Null-Eins", redete er sich ein. „Ich kann keinen Kode-Kontakt feststellen."
    Ein grellweißer Pfeil traf ihn. Er wollte schreien, aber der Pfeil schmerzte nicht. Er besaß einen milden Energieinhalt, und sein Bewußtsein identifizierte ihn. „Hier NATHAN", vernahm er die künstlichen Gedanken der Syntronik. „Ich habe dich auf der Impulsortung.
    Laß dich treiben, Notkus Kantor. Du hast den Syntron erreicht. Du brauchst nichts weiter zu tun als zu warten, bis die Kommunikation mit Enza und Myles hergestellt ist. Antworte nicht. Es dauert noch eine winzige Zeitspanne. Und werde nicht nervös. Ihr habt noch genug Zeit zur Verfügung!"
    Zeit! dachte Notkus Kantor. Was ist Zeit?
    Ihm war es, als seien bereits Jahre oder Jahrzehnte vergangen.
    Wieder drängte das rhythmische Pulsieren in einem kleinen Raum in den Vordergrund seines Bewußtseins. Die Geräusche verstand er noch immer nicht.
    Notkus begriff. Er konnte sie zu jenem Zeitpunkt nicht verstehen.
    Die Erinnerung stammte aus den Wochen, in denen sein Bewußtsein bereits voll entwickelt, er aber noch nicht geboren war.
     
    *
     
    Die Stille in der Halle wirkte auf unbeschreibliche Art unheimlich. Die

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