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1523 - Das Projekt

Titel: 1523 - Das Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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emporglitten. Loydel hatte zu Ende des Massakers einigermaßen deutlich erkennen können, wohin der letzte überlebende Crocobuf geflohen war. Weiter oben in den Felsen, wo die Vegetation begann, fanden sie die Spur, die er ins schüttere Gehölz getrampelt hatte. Sie fanden noch mehr: einen breiten Pfad, auf dem alles niedergewalzt war, was an Pflanzen früher dort gestanden hatte. Das war der Weg, auf dem die achtzig Crocobufs angerückt waren. Mit diesem Pfad vereinigte sich nach wenigen hundert Metern die Spur des einzelnen Tieres.
    Sie bewegten sich mit geringer Geschwindigkeit. Das Bergland war unübersichtlich und bot den Crocobufs, falls doch noch ein paar von ihnen hier zurückgeblieben sein sollten, jede Möglichkeit der Deckung. Sie selbst waren leicht erkennbare Ziele. Sie hatten die Scheinwerfer, die in die Brustteile der SERUNS eingearbeitet waren, eingeschaltet. Loydel Shvartz legte eine Flughöhe von fünf Metern über dem Boden vor.
    Den Felsen, die immer wieder rechts und links aufragten, ging er so weit wie möglich aus dem Weg.
    Das Bergland bildete hier eine Art Plateau, das sich mehrere Kilometer in südlicher Richtung erstreckte, bevor es sich zur Ebene des Binnenlands hinabsenkte. Die Landschaft war urweltlich. Die Vegetation bestand aus verkrüppelt wirkenden, kieferähnlichen Gewächsen. Der Boden war von Moosen und Flechten bedeckt; hier und da erhob sich auch eine Farnstaude. Vor langer Zeit schienen die Titanen hier mit großen Felsstücken Ball gespielt zu haben. Felsbrocken bis zur Größe eines dreistöckigen Hauses lagen überall umher.
    Sie waren eine halbe Stunde unterwegs, als sie am Fuß eines Felsens die Leiche des Crocobufs fanden, dessen Spur sie gefolgt waren. Das Tier hatte Wunden am ganzen Körper. Es war erstaunlich, daß es noch die Kraft gehabt hatte, sich bis hierher zu schleppen. „Wir haben ihn also doch erwischt", sagte Bordur Ohlsan und klang dabei nicht besonders glücklich. „Keine Sentimentalität", mahnte Loydel Shvartz in seiner gewohnt forschen Art. „Es bleibt uns immer noch die Spur, die die Horde hinterlassen hat, als sie anrückte."
    Er glitt weiter. Inzwischen war die Sonne aufgegangen. Eisiger Nebel hing zwischen den Felsen.
    Die Temperatur begann zu steigen, aber es würde bis kurz vor Mittag dauern, bevor sie den Gefrierpunkt überschritt. Das Gelände senkte sich allmählich. Die südliche Binnenlandebene war nicht mehr fern. Da hatten sie plötzlich den Ort vor sich, an dem die Fährte der Crocobufs ihren Ausgang nahm.
     
    *
     
    Es war eine Gruppe ungewöhnlich großer Felsen, der größte unter ihnen gut 80 Meter hoch und am Fuß ebenso weit. Der Mund einer geräumigen Höhle durchbrach die graue Eintönigkeit der Gesteinsfläche.
    Aus dem Höhlenmund kam die Spur der Bestien hervor. Die Höhle mußte ihnen als Sammelpunkt gedient haben.
    Sie flogen zuerst die Felsengruppe ab. Sie zog sich über einen Kilometer den Hang hinab. Auf der südlichen Seite war die Vegetation unversehrt. Woher auch immer die Crocobufs gekommen waren: Sie mußten sich längere Zeit in der Höhle aufgehalten haben. „Wir gehen hinein und sehen uns das an", entschied Loydel Shvartz.
    Vor dem Höhlenmund desaktivierten sie die Gravo-Paks. Die Brustscheinwerfer wurden wieder eingeschaltet.
    Die Höhle bestand zunächst aus einem geradlinig verlaufenden Gang von zehn Metern Weite.
    Tiefer im Innern des Felsens verbreiterte sie sich jedoch und bildete einen kesseiförmigen Raum von gut vierzig Metern Durchmesser und ebensolcher Höhe.
    Spuren, die auf die Anwesenheit der Crocobufs hinwiesen, waren überall zu sehen. Kot lag umher. Loydel Shvartz’ Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf eine Ansammlung elfenbeinfarbiger Gebilde, die die Größe und die Form von Dachsparren besaßen. Sie waren zu Tausenden entlang der Höhlenwand aufgestapelt. Mit der behandschuhten Hand nahm Loydel vorsichtig einen der Gegenstände auf und betrachtet ihn angelegentlich. „Sie sehen nicht aus wie Knochen, an die wir gewöhnt sind", sagte er. „Aber es sind Knochen."
    Bordur Ohlsan schaute lange und nachdenklich auf die Ansammlung blasser, seltsam geformter Gebilde. „Die Siedler von Quorda dachten, sie hätten die Crocobufs bis in die südliche Ebene hinab vertrieben", sagte er schließlich. „Nehmen wir an, sie hätten richtig gedacht. Irgend etwas - vielleicht unsere Ankunft - hat die Tiere wieder herauf- und dann ins Tal gelockt. Aber südlich von hier finden wir ihre Spur nicht

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