1524 - Schreckens-Zoo
mich verstehen. Ich habe eine Praxis und bin ziemlich ausgelastet.«
»Das weiß ich alles.«
»Wie wäre es mir einem Stichwort?«, fragte Maxine knapp.
Der Anrufer druckste herum. Und als er die Antwort gab, sprach er sie sehr leise aus.; »Es geht um Vögel!«
Das war genau der Moment, als in Maxines Kopf die Alarmglocken zu läuten begannen. Sie spürte, wie ihr Herz schneller zu schlagen begann, warf Carlotta einen Blick zu, die aber nur die Schultern hob, und fragte dann nach.
»Was sagten Sie? Um Vögel?«
»Ja.«
»Und was macht Sie so…«
»Das möchte ich Ihnen nicht am Telefon erzählen. Es ist eine unglaubliche Geschichte, und nur Ihnen kann ich sie anvertrauen.«
»Gut, ich komme.«
»Danke.« Die Antwort klang mehr als erleichtert. »Wann haben Sie Zeit? Wann können wir uns treffen?«
»So schnell wie möglich.«
»Heißt das, dass Sie sich jetzt in den Wagen setzen und zum Animal kommen?«
»Genau das heißt es.«
»Danke, Dr. Wells, danke. Sie glauben gar nicht, welch einen Gefallen Sie mir damit tun. Ich warte dann auf Sie.«
»Tun Sie das.«
Maxine legte auf und schaute dabei Carlotta an. Das Vogelmädchen saß wie auf heißen Kohlen, und sein Blick war ein einziges Fragezeichen.
»Es ging um unseren Fall, nicht?«
»Ja. Das war eingewisser Till Mitchum. Er ist Pfleger im Zoo, und er will sich mit mir treffen, weil er mir unbedingt etwas über Vögel erzählen will.«
Carlotta riss ihre Augen weit auf. »Dann hat er sie gesehen?«, flüsterte sie.
Maxine erhob sich von ihrem Stuhl.
»Ich denke, dass wir davon ausgehen können…«
***
Wer aus den großen Bogenfenstern des Cafés schaute, dessen Blick fiel auf eine Straße, hinter der das Gelände des Zoos begann. Zwar wurde die Straße viel befahren, trotzdem hatte man es noch geschafft, einige Parkbuchten anzulegen. Eine war davon leer. Darin stellte Maxine ihren Geländewagen ab.
Durch die großen Fenster war die Straße genau zu beobachten. Deshalb wurde auch Maxine Wells gesehen, als sie die wenigen Schritte bis zum Eingang zurücklegte.
Till Mitchum hatte es nicht an seinem Platz gehalten. Er war aufgestanden und winkte der Tierärztin zu, damit sie wusste, wohin sie im Café zu gehen hatte.
Sie hatte sich noch umgezogen. Unter der rehbraunen Hemdenjacke aus dünnem Wildleder trug sie eine weiße Bluse und eine ebenfalls weiße Hose, deren Beine über den Knöcheln aufhörten.
Maxine sah den winkenden Mann schon durch die Scheibe und winkte selbst kurz zurück, damit der Tierpfleger beruhigt war.
Wenig später betrat sie einen hohen Raum.
Mitchum sah erleichtert aus, als er Maxine seine feuchte Hand reichte.
»Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Das tut mir wirklich gut, Dr. Wells.«
»Jetzt beruhigen Sie sich erst mal.«
»Das kann ich schlecht«, flüsterte er.
»Wollen Sie sich nicht setzen?«
»Ja, ja, natürlich.« Mitchum war noch immer nervös. Vor sich hatte er eine große Flasche Wasser stehen. Er trug seine rotblonden Haare kürzer geschnitten als früher, doch im Nacken wuchsen sie noch immer lang. Ein buntes Hemd, eine dünne graue Jacke und eine Hose im Röhrenschnitt bildeten sein Outfit. Das Gesicht zeigte auf den Wangen einen Bart, der mehr aus Flusen bestand.
Eine Bedienung kam, und Maxine bestellte einen Milchkaffee. Ihr Gegenüber am viereckigen Tisch goss sich wieder ein Glas Wasser ein und trank mit hastigen Schlucken. Als er es abstellte, stieß er die Luft aus und schloss für einen Moment die Augen.
»Jetzt rücken Sie mal heraus mit Ihren Problemen, Till. Was hat Sie so geschockt?«
»Geschockt, sagen Sie? Ja, Dr. Wells, da haben Sie genau den richtigen Ausdruck gefunden.«
»Und was genau ist Ihnen widerfahren?«
»Ich habe etwas gesehen, das es nicht geben kann.«
»Erzählen Sie.«
Mitchum fing erst damit an, als auch Maxine ihr Getränk erhalten hatte.
Dann sprach er mit recht leiser Stimme und betonte zuvor, dass nichts gelogen war. »Alles hat sich wirklich so abgespielt.«
»Gut.« Die Tierärztin nickte. »Sprechen Sie weiter.«
Der Tierpfleger hatte seine Hemmschwelle überwunden. Er redete, und er sprach schnell dabei. Seine Worte überschlugen sich fast. Er unterstrich die Sätze mit Gesten, und Maxine ließ ihn reden, bis er schließlich schwieg und die Schultern anhob.
»War’s das?«
Mitchum nickte.
»Und Sie meinen, dass ich Ihnen das glauben soll?«
»Es ist die Wahrheit.« Auf seinem Gesicht zeigte sich ein gequälter Ausdruck.
»Ich mache Ihnen
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