1524 - Schreckens-Zoo
tauchte wieder auf.
»Wir können, Till.«
»Und die Rechnung?«
»Ist bereits beglichen.«
»Danke.«
***
Die beiden hatten den Zoo nicht durch den Haupteingang betreten, sondern durch einen an der Seite, der nur für das Personal bestimmt war. Der Pfleger kannte sich damit bestens aus und fragte, wohin er seine Besucherin führen sollte.
»Zunächst mal eine andere Sache, Till. Müssen Sie nicht an Ihre Arbeitsstelle?«
»Nein, ich habe heute meinen freien Tag.« Er grinste etwas verlegen.
»Sonst hätte ich ja nicht so viel getrunken.«
»Okay.«
»Ich kann heute tun und lassen, was ich will. Wohin darf ich Sie zuerst führen?«
»Ich denke mal, wir sollten uns die Vögel anschauen.«
»Aber immer.«
Die Tiere lebten in Volieren, wenn sie zu den kleineren Arten gehörten.
Dazu zählten die einheimischen Vögel, aber auch die Exoten wie Wellensittiche und Papageien. Es gab auch größere Gehege, eben für Vögel, die mehr Platz brauchten. In diesen Gehegen wuchsen Bäume und Sträucher. So hatten die Tiere genügend Platz, sich zu verstecken.
Auf den Schildern war zu lesen, welche Tiere sich in dem riesigen Gehege aufhielten. Uhus, Eulen und Kauze, von denen Maxine und Till nichts entdeckten, als sie vor dem grünen Zaun aus Maschendraht standen. Dafür sahen sie einige Male Mäuse über den Boden huschen.
Sie waren die ideale Nahrung für die Nachtvögel.
Um diese Zeit herrschte kaum Betrieb im Zoo. Da Ferien waren, kamen auch keine Schulklassen. Das Schreien und Flöten der Papageien und Wellensittiche war hinter ihnen zurückgeblieben. In dem Bereich hinter dem Zaun war es ruhig.
»Das sind also die größten Vögel, die Sie hier haben?«
»Ja. Adler, Bussarde oder Falken sperren wir hier nicht ein.«
»Gibt es denn hier in der Nähe eine solche Station?«
»Nein, mir ist keine bekannt. Ich weiß nur, dass es weiter nördlich eine Vogelwarte gibt. Das liegt schon im Bereich der Sidlaw Hills.«
»Nun ja, so weit ist das auch nicht weg.«
»Stimmt, wenn man fliegen kann.«
»Waren Sie schon mal da?« Maxine fragte weiter. Den genauen Grund dafür wusste sie selbst nicht. Sie ließ sich da einfach von ihrem Gefühl leiten.
»Nein, das war ich noch nicht. Aber ich kenne die Chefin der Vogelwarte. Sie heißt Alina Erskine und ist als militante Tierschützerin verschrien. Auch sie unterhält so etwas wie einen Zoo, in dem es allerdings nur Vögel gibt, wie ich hörte.«
»Woher kennen Sie die Frau?«
»Durch Besuche hier im Zoo.«
»Dann ist sie öfter hier?«
»Ja.«
»Und was treibt sie her?«
»Der Protest. Sie hasst es, wenn sie Tiere hinter Gittern sieht. Und sie redet unserem Direktor immer wieder ins Gewissen, den Zoo aufzulösen, was er natürlich nicht tut. Ich bin ja schon länger dabei, und ich kann Ihnen versichern, Frau Doktor, dass es unseren Tieren hier nicht schlecht geht, auch wenn sie sich nicht so bewegen können wie in der freien Wildbahn. Viele sind auch gar nicht mehr dazu geschaffen, sich dort durchzuschlagen. Das sollte man auch nicht vergessen. Darüber können Sie mit der Erskine aber nicht reden.«
»Nicht schlecht«, murmelte Maxine.
»Wieso?«
»Nun ja, ich habe auch mit Tieren zu tun. Ich bin auch für den Tierschutz, und ich würde mich gern mal mit dieser Person unterhalten.«
»Da kriegen Sie keine Schnitte.« Till schüttelte den Kopf. »Die ist für Argumente nicht zugänglich. Das weiß ich.«
»Wir werden sehen.«
Beide setzten ihren Weg fort. Sie betraten das Affenhaus, in dem es sehr warm war und auch feucht. Hier konnten sich die Tiere in ihrem gewohnten Klima austoben.
Maxine Wells schaute genau hin, ob an den Tieren irgendwelche Veränderungen zu erkennen waren. Aber sie konnte nichts feststellen.
Die Affen verhielten sich wie immer. Sie turnten, sie balgten sich, sie spielten auch, und die älteren Tiere hockten in der Ecke und schauten ihnen zu.
Besonders fasziniert war die Tierärztin von den Gorillas, die oft menschliche Bewegungen und Reaktionen zeigten. Da konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ein Gorilla hatte einen Narren an ihr gefressen. Er verfolgte sie dicht an der Scheibe entlang und machte ihr auf seine Art Avancen.
»Der mag Sie, Dr. Wells.«
Maxine lachte. »Das soll vorkommen.«
»Das trifft aber nicht bei jeder Frau zu.«
»Dann kann ich mir darauf also etwas einbilden.«
»Das können Sie.«
Maxine war froh, als sie das Affenhaus verließen. Die Luft dort hatte ihr nicht gefallen.
Nicht weit vom
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