1524 - Schreckens-Zoo
ist es passiert. Ich wurde von dem verdammten Vogel angegriffen.«
»Gut, das habe ich akzeptiert, und ich denke auch, dass es kein Vogel aus dem Zoo gewesen ist.«
»Das können Sie dreimal unterstreichen.«
Maxine stellte die nächste Frage: »Wer oder was kann dafür gesorgt haben, dass sich ein Tier so verändert?«
»Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht. Das ist jenseits meiner Vorstellungskraft. Ich kenne den Film ›Die Vögel‹, aber da sind sie ja nicht gewachsen, sondern…« Er winkte ab, auch weil er den nachdenklichen Ausdruck im Gesicht der Frau gesehen hatte.
»Mir ist da eine Idee gekommen, Till.«
»Welche denn?«
Maxine lächelte, bevor sie sagte: »Es ist verrückt, ich weiß. Sie haben einen übergroßen Vogel gesehen. Stellen Sie sich mal vor, dass die Veränderung nicht nur den Vogel erwischt hat, sondern noch ein anderes Tier.«
Der Tierpfleger zuckte zusammen. »Sie meinen damit keinen weiteren Vogel?«
»So ist es.«
Tills Augen weiteten sich. Seine Gedanken waren leicht zu erraten. Er dachte bestimmt an einen Löwen, einen Tiger oder andere Wildkatzen und wurde blass.
»Nein, das will ich mir gar nicht erst vorstellen. Das ist einfach zu verrückt, Dr. Wells. Andere Tiere, ein Löwe vielleicht oder…«
»Genau, Till.«
»Das - das - wäre tödlich.«
»Eben.«
Er wischte über seine Stirn. »So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Dass der Vogel erst so etwas wie ein Anfang gewesen ist.«
»Ja. Man könnte von einem verseuchten Zoo sprechen. Auf welch eine Weise dies allerdings geschehen ist, das kann ich Ihnen nicht sagen, Till.«
»Es reicht mir auch so. Die Tiere sind manipuliert worden. Man hat sie verändert. Man hat ihre Wachstumsgene verändert, und deshalb ist so etwas dabei herausgekommen. Mit dem Vogel ist das geschehen, wovor viele Kritiker dieser Technik warnen. Er ist verändert worden und sah plötzlich wie ein Monster aus. Ein Monster, das nur Gewalt wollte.«
»Nicht schlecht.«
»Meinen Sie, dass es Menschen gibt, die in der Lage sind, Tiere gentechnisch so zu verändern, dass aus ihnen diese schrecklichen Wesen werden? Glauben Sie das?«
»Keine Ahnung, Till.«
»Aber Sie sind doch Tierärztin.«
»Ja, aber ich beschäftige mich nicht mit Gentechnik.«
»Schade.«
»Das kann man so oder so sehen.« Maxine Wells trank ihren Milchkaffee und hörte danach die Frage des Tierpflegers.
»Was haben Sie denn jetzt vor?«
»Ich werde dem Zoo einen Besuch abstatten.«
Till Mitchum schaute sie an und schluckte dabei.
»Überrascht?«, fragte Maxine lächelnd.
»Ja, schon«, flüsterte er. »Sie wollen in den Zoo und mit Dr. Hardy reden.«
»Davon habe ich nichts gesagt. Ich werde mich wie eine normale Besucherin benehmen. Ob ich mit Dr. Hardy spreche, entscheide ich zu gegebener Zeit.«
»Ich - ahm - ich verstehe.«
»Und wenn Sie wollen, können Sie mich ruhig begleiten. Sie kennen sich besser aus als ich.«
Der Vorschlag kam für Till Mitchum so überraschend, dass er zunächst nichts sagte. Er überlegte noch und erklärte dann, dass er mal kurz austreten wollte.
»Bitte, ich warte.« Es war der Tierärztin sogar sehr recht, dass Till Mitchum verschwand. So hatte sie die nötige Zeit, um Carlotta anzurufen. Zuvor legte sie einen Geldschein auf den Tisch und hörte wenig später die Stimme des Vogelmädchens.
»Pass mal auf, Carlotta. Ich denke nicht, dass ich so schnell wieder in der Praxis sein werde. Ich halte sie heute geschlossen. Wenn die Leute mit den Patienten kommen, kannst du Ihnen sagen, dass es mir nicht gut geht. Ist das okay?«
»Ja, schon. Und was ist der wahre Grund?«
»Der Vogel.«
»Also doch.«
»Du bist nicht die Einzige, die ihn gesehen hat.«
»Es waren zwei.«
»Bei dir. Bei dem Tierpfleger war es nur einer, aber der hat ihn attackiert. Er hat ihn gebissen. Die Schnabelhiebe haben bei ihm Wunden hinterlassen. Da hast du großes Glück gehabt.«
»Und was hast du vor, Max?«
»Ich werde einen Rundgang durch den Zoo machen, weil ich befürchte, dass noch andere Tiere manipuliert sein könnten.«
»Meinst du wirklich?«
»Das will ich herausfinden. Deine Aufgabe ist es, die Besucher für heute wegzuschicken. Aber häng dich bitte nicht zu weit aus dem Fenster. Ich möchte, dass unser Geheimnis bewahrt bleibt.«
»Da musst du keine Angst haben, Max. Aber bitte, sei vorsichtig.«
»Versprochen. Bis später.« Maxine Wells ließ das Handy wieder verschwinden. Gerade im rechten Augenblick, denn der Tierpfleger
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