1524 - Schreckens-Zoo
dieses Wesen endgültig vernichtet.
Carlotta hob die Hacke wieder an. Sie wollte gehen, aber sie schwankte nur zur Seite. Wenn sie nach unten blickte, hatte sie den hässlichen Anblick des toten Vogels vor sich. Es war ihre Tat gewesen, aber kein schlechtes Gewissen stieg in ihr hoch.
Einer weniger!
Von ihrer Ziehmutter sah sie noch immer nichts. Auch nichts von der Frau, der hier alles gehörte. Beide hielten sich noch in der Blockhütte auf, ebenso dieser Otto. So hatten sie von dem Vorgang wohl nichts mitbekommen.
Die beiden anderen Killervögel entdeckte Carlotta auch nicht. Sie waren verschwunden, wie abgetaucht ins Nichts, doch das Vogelmädchen wusste sehr genau, dass dem nicht so war.
Zunächst einmal musste sie Maxine befreien. Carlotta fühlte sich stark genug, um dies durchzuziehen. Sie war nicht mehr das kleine Mädchen, dieser Fall hatte sie erwachsen werden lassen.
Kein Gefahr aus der Luft. Keine vom Boden her. Besser hätte es für sie nicht laufen können, aber sie war trotzdem vorsichtig, denn vor Überraschungen konnte man nie sicher sein.
Das passierte auch hier.
Sie hörte ein Geräusch, das von der Tür her klang. Sekunden später presste sich Carlotta an die Wand und befand sich so im toten Winkel.
Wenn jemand aus der Hütte trat, dann musste er schon einige Schritte gehen, um sie zu entdecken.
Sie hörte auch etwas. Füße, die durch das Gras strichen, und einen Moment später hatte sie freie Sicht.
Eine Frau hatte die Hütte verlassen, und es war Maxine Wells!
***
Die Unsicherheit war noch vorhanden. Die Tierärztin spürte sie in jeder Faser ihres Körpers. Sie wusste auch, dass sie nicht aufgeben durfte.
Sie sah sich selbst als Kämpferin an und wollte auch diesmal nicht aufgeben, solange noch ein Funken Leben in ihr war.
»Geh nur weiter!«, hörte sie die Flüsterstimme der Frau in ihrem Rücken.
»Ja, zeig dich. Meine Freunde sollen dich sehen.«
»Keine Sorge, sie werden schon auf mich warten.«
»Das hoffe ich.«
Maxine brauchte die frische Luft. Sie atmete sie so tief wie möglich ein.
Bisher hatte sie ihren Blick nur nach vorn gerichtet. Nun traute sie sich, den Kopf in den Nacken zu legen, um den Himmel über sich abzusuchen. Sie sah die Wolkenschiffe, die über ihn hinweg glitten. Es war alles so friedlich, ein Firmament wie aus dem Bilderbuch - bis sie die kleinen, sich dort bewegenden Schatten erkannte, die noch in recht großer Höhe flogen.
Sie kamen von Süden her, als hätten sie noch in dem kleinen Ort Newtyle nach irgendetwas Ausschau gehalten. Aber sie waren schnell.
Maxine brauchte nicht lange hinzusehen, um zu erkennen, dass die beiden Vögel in ihr ein Opfer gefunden hatten.
Je näher sie kamen, umso besser war zu sehen, welche Spannweite ihre Schwingen hatten. Durch die dreifache Größe wirkten sie wie Monster der Lüfte. Fliegende Rochen, allerdings ohne Stachel, dafür mit messerscharfen Schnäbeln bewehrt.
»Jetzt kannst du zeigen, wie gut du zu Mandragoro stehst. Los, ruf ihn! Sag ihm, dass dich seine Geschöpfe nicht angreifen sollen, sag es ihm!«
Maxine tat es nicht. Ihr Behauptung hatte sich auf Vermutungen gestützt, außerdem war der Dämon Mandragoro unberechenbar. Welchen Grund hätte er haben sollen, sie am Leben zu lassen?
Die beiden Vögel rauschten heran. Urplötzlich waren sie da. Maxine erschrak heftig, obwohl sie damit gerechnet hatte. Sie sah die griffbereiten Krallen, die ihr wie das Fahrwerk an einem Flugzeug vorkamen, kurz bevor es zur Landung ansetzte.
Sie warf sich hin!
Die beiden Flugmonster rauschten über sie hinweg und stiegen wieder hoch. Keinen Kratzer hatte sie abbekommen, aber sie wusste, dass es nur der erste Versuch gewesen war. Weitere würden folgen, und ob sie denen entgehen konnte, war mehr als fraglich.
Sie richtete sich trotzdem wieder auf und riskierte sogar einen schnellen Blick über die Schulter.
Alina Erskine hatte die Blockhütte verlassen. Sie stand vor der offenen Tür, die Arme angewinkelt, die Fäuste in die Hüften gestützt. Auch sie wartete auf den zweiten Angriff.
Und der folgte Sekunden später. Diesmal hatten sich die Vögel getrennt.
Sie flogen von zwei Seiten auf die Tierärztin zu…
***
Das Vogelmädchen erlebte eine Stresssituation nach der anderen.
Carlotta wusste nicht, wann und wie sie eingreifen sollte. Sie war zu langsam gewesen, um den ersten Angriff auf Maxine zu stoppen, aber diese hatte genau richtig reagiert. Nur brachte sie das nicht viel weiter.
Die beiden
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