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1528 - Im Schlund der Bestie

1528 - Im Schlund der Bestie

Titel: 1528 - Im Schlund der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hinein. Der Hausmeister saß weiterhin an derselben Stelle. Jetzt verstand ich auch, warum er einen grauen Kittel trug. Und doch war für mich nicht verständlich, warum er dort in dieser Haltung hockte. War er tot?
    »Warum sprechen Sie ihn nicht an, John? Befürchten Sie, dass er Ihnen nicht mehr antworten kann?«
    »So ähnlich.«
    »Aber warum sollte er tot sein?« Sie schüttelte den Kopf. Danach klang ihre Stimme, als wäre sie von einem Lachen unterlegt worden. »Sie müssen mir nichts sagen. Das verdammte HöllenPhantom war hier. Es ahnte, dass wir den Keller besuchen würden, und es hat bereits seine Macht bewiesen. Es hat Pat Windrock getötet. Ausgerechnet ihn, der keiner Fliege etwas antun konnte.«
    »Noch steht nicht fest, dass er tot ist.«
    »Was sollte er denn sonst sein?«
    »Ich werde es feststellen.«
    »Soll ich den Schlüssel holen, oder soll ich die Tür aufbrechen?«
    »Das überlassen Sie mal mir.«
    »Das Holz ist morsch. Sie können es eintreten, glaube ich.«
    »Gut, das werde ich dann tun.«
    Ich nahm einen kurzen Anlauf. Nach dem dritten Tritt hatte ich die Holzlatten nach innen gewuchtet. Zwar hingen sie noch an einigen Nägeln, aber ich konnte sie jetzt mit ein paar Handgriffen entfernen.
    Die Polizistin schaute mir zu, wie ich noch einige störende Latten aus dem Weg schlug, sodass ich den Keller betreten konnte. Ich wollte schon durch die Lücke steigen, als ich den leisen Schrei in meinem Rücken hörte.
    Ich drehte mich um.
    Stefanie deutete an mir vorbei. »Da - da…«, flüsterte sie. »Er hat sich bewegt!«
    Ich fuhr wieder herum und leuchtete mit meiner kleinen Lampe.
    Es gab nichts, was dem Strahl im Weg stand. Er traf direkt sein Ziel, und das war der Hausmeister.
    Er hockte noch immer in der gleichen Haltung. Nur etwas hatte sich verändert: Sein Kopf war nicht mehr nach vorn gebeugt.
    Er hatte ihn angehoben und schaute direkt in das Licht meiner Lampe hinein…
    ***
    Die folgenden Sekunden wurden zu kleinen Ewigkeiten. Eigentlich war es eine völlig normale Szene. Ein Mann war aus dem Schlaf erwacht und blickte sich jetzt um. Doch in Anbetracht der Dinge, die wir erlebt hatten, war es nicht mehr normal, und so schätzte ich auch den Hausmeister ein.
    Es ging mir in diesen Momenten nicht um seinen Körper, das Gesicht war wichtiger. Es gab noch den menschlichen Ausdruck darin, wovon ich mich aber nicht täuschen ließ. Ich hatte schon Wesen erlebt, die ganz normal aussahen und sich später als grauenvolle Kreaturen entpuppten.
    Das Licht strahlte ihn an.
    »Es ist unser Hausmeister«, flüsterte Steffi Kirchner neben mir. »Aber ich weiß nicht…« Sie konnte sich nicht richtig ausdrücken, was ich durchaus verstand, denn was uns da präsentiert wurde, war ein Gesicht ohne jeglichen Ausdruck. Man konnte davon ausgehen, dass in ihm kein Leben mehr steckte.
    Für mich war er zu einem Opfer geworden. Er hatte eine Begegnung mit der Bestie gehabt, die auf unserer Liste stand, und hatte ihr den entsprechenden Tribut zollen müssen.
    Leider hatte das Licht nur kurz in seine Augen geleuchtet. Er hatte der Blick niedergeschlagen wie jemand, der sich schämt, und er hockte auch noch immer in der gleichen Haltung da.
    Plötzlich ging ein Zucken durch seinen Körper. Es war so etwas wie ein Startsignal, und er blieb nicht mehr auf seinem Platz. Er drückte sich fast so geschmeidig in die Höhe wie ein normaler Mensch. Sein Kittel verrutschte dabei auf der rechten Seite, weil etwas Schweres in seiner Tasche steckte.
    Sein Blick war jetzt offen.
    Ich leuchtete in die Augen.
    Waren sie da?
    »Himmel, was ist das?«, flüsterte die Polizistin.
    Ich gab ihr keine Antwort, weil ich erst noch genauer hinschauen wollte.
    Leer waren die Augen nicht. Aber auch nicht normal gefüllt. In ihnen lag was, das man als eine schwarze Masse bezeichnen konnte. Etwas, das tot war, weil man ihm das entzogen hatte, was einen Menschen zu einem Menschen machte.
    Fehlte ihm die Seele?
    In diesem Moment dachte ich so. Welche Gedanken meine Begleiterin beschäftigten, wusste ich nicht. Sie sagte nur mit leiser und völlig fremd klingender Stimme: »So etwas habe ich noch nie gesehen. Ist da einer von den Toten auferstanden, John?«
    So ähnlich konnte man es sehen, obwohl ich die Gestalt in dem Verschlag nicht als einen echten Zombie ansah. Er war für mich ein Mittelding zwischen Mensch und Zombie. Vielleicht sogar etwas völlig Neues, mit dem ich mich auseinandersetzen musste. Jedenfalls zählte ich ihn nicht

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