1528 - Im Schlund der Bestie
zu meinen Freunden.
Noch blieb uns Zeit, denn er hatte nach dem ersten Schritt angehalten.
Auch Steffi Kirchner konnte ihren Blick nicht von ihm loseisen. Sie allerdings machte sich mehr Gedanken um das Allgemeine als um den Hausmeister. Denn sie fragte: »Wie kann so etwas passieren, John? Was ist hier los gewesen? Hier sind doch alle Regeln über den Haufen geworfen worden. Das hat nichts mehr mit der Schöpfung zu tun. So etwas ist genau das Gegenteil. Eine Unschöpfung. Etwas Fürchterliches, das nicht zum Leben gehört, sondern zum Tod.«
»Kann sein.«
»Ein Toter, der lebt?«
»So ähnlich.«
»Der eine - eine…« Sie fand nicht die richtigen Worte und winkte ab.
Es war schwer für mich, ihr eine Antwort zu geben. Sogar unmöglich. Sie würde es nicht begreifen, denn auch für mich war es verdammt schwer, dem Lauf der Dinge zu folgen. Manchmal gab es keine Erklärung. Da musste man die Dinge einfach hinnehmen, so wie hier. Hier hatte das HöllenPhantom seine Zeichen gesetzt.
Ich wusste nicht, weshalb der Höllendiener erschienen war. Es konnte sein, dass er eine Falle hatte stellen wollen. Aber eine, in die zahlreiche Menschen hineintappten. So wie wir es an der Autobahn erlebt hatten.
Da hatte sich plötzlich der Boden geöffnet, um Menschen zu verschlingen.
Im Lift hatten wir Ähnliches erlebt, auch dieser Ort war von diesem HöllenPhantom unterwandert worden, und wenn ich es ganz streng sah, dann stand er in der Gestalt des Hausmeisters vor uns.
Der Mann war von der anderen Seite übernommen worden. Er war nicht im eigentlichen Sinne tot und wieder zum Leben erweckt worden, nein, so war das nicht. Da konnte man auch nicht unbedingt von einem Zombie sprechen, wie ich es zunächst gedacht hatte. Ich ging davon aus, dass die Macht des höllischen Phantoms in diese Person eingedrungen war und für immer alles Menschliche in ihm ausgelöscht hatte.
Der nächste Schritt!
Er ging ihn langsam. Nahezu vorsichtig setzte er einen Fuß nach vorn und schien dabei den Boden abzutasten. Dabei hatte sich auch seine Kopfhaltung verändert. Pat Windrock schaute uns jetzt an, so blickten wir zwangsläufig in seine Augen.
In meiner Nähe stieß die Polizistin einen überraschten Schrei aus. Wie ich, so hatte sie zum ersten Mal einen Blick genau in die Augen werfen können. Es waren keine richtigen Augen mehr. Sie konnten keinem normalen Menschen gehören, und der Begriff von seelenlosen Glotzern fiel mir ein.
Dieser Mensch war voll und ganz von der anderen Seite übernommen worden. Es konnte keine Seele mehr in seinem Innern geben. Wenn man davon ausging, dass die menschlichen Augen der Spiegel der Seele sind, dann hatte der Hausmeister seine Seele verloren. Sie war ihm brutal geraubt worden, um ihn nun als seelenloses Geschöpf durch die Welt wandern zu lassen, damit er den Befehlen einer anderen Seite gehorchte.
Stefanie Kirchner stieß mich an.
»Schauen Sie sich seine Haut an, John! Sehen Sie genau hin! Die ist völlig anders geworden. Sie ist dunkel. Sie kommt mir vor, als würde sie sogar das Licht aufsaugen. So was kann es doch nicht geben, aber bei Rico war es ähnlich.«
Sie hatte das Richtige gesagt. Auch die Haut des Hausmeisters war dunkelblau geworden, und damit hatte sich auch sein Inneres verändert.
Windrock ging weiter. Den Kopf behielt er oben. Uns traf kein böser Blick, er schien uns gar nicht wahrzunehmen. Alles in seinen Augen schwamm. Alles war leer und trotzdem gefüllt. Er wusste genau, was er wollte, denn er sah in uns sein Ziel.
Er griff in die rechte Kitteltasche, die durch ein Gewicht nach unten hing.
Mit einer schnappenden Bewegung umfasste er den darin steckenden Gegenstand, den wir erst sahen, als er die Hand anhob. Ich hatte mit einem Hammer gerechnet, tatsächlich aber umfasste er mit hartem Griff eine Rohrzange.
Auch sie war eine gefährliche Waffe, mit der man einen Menschen erschlagen konnte. So weit wollte ich es nicht kommen lassen. Mir würde schon vorher etwas einfallen. - »Der will uns erschlagen, John.«
»Das schafft er nicht.«
»Was wollen Sie tun?«
Ich hatte vor, ihr eine Antwort zu geben. Die verschluckte ich aber, denn mich störte etwas.
Der Seelenlose war so nahe an uns herangekommen, dass ich einen Geruch wahrnahm, der mir völlig fremd war, und ich versuchte vergeblieh, ihn zu bestimmen. Es roch nicht direkt verbrannt, es roch auch nicht nach vermoderten Leichen, was da meine Nase kitzelte, war etwas völlig anderes und hatte auch eine gewisse
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