1528 - Im Schlund der Bestie
ebenfalls aus Metall bestand.
»In der Regel ist sie offen«, hörte ich hinter mir die Stimme meiner Begleiterin.
»Dann hoffen wir mal, dass Sie recht haben.« Ich legte meine Hand auf die schwarze Klinke, die sich leicht klebrig anfühlte. Es war mir in diesem Fall egal, ich wollte wieder in normale Gefilde zurückkehren, und das würde hinter der Tür der Fall sein.
Vor uns lag der Bereich, der noch zum Eingang gehörte. Mein Blick flog bis zur Tür, die geschlossen war. Im Moment betrat kein Bewohner das Haus, und ich machte Platz für Steffi Kirchner, die froh war, den Keller verlassen zu können.
Sie lächelte erleichtert, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und presste die Hand gegen die Brust. Dabei atmete sie tief aus und schloss für einen Moment die Augen.
»Ich wollte, es wäre alles nur ein Traum gewesen. Aber leider ist es das nicht.«
»Auch das geht vorbei.«
»Und wenn nicht?«
»Daran sollten Sie nicht denken, Steffi. Bitte, Sie müssen mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben, auch wenn es Ihnen verdammt schwerfällt.«
»Das stimmt.« Sie hatte die Augen wieder geöffnet und fragte: »Was machen wir jetzt? Können Sie sich vorstellen, dass ich Angst davor habe, in meine Wohnung zurückzukehren?«
»Ja, das kann ich.«
»Und was sagen Sie dazu?«
»Ich bin auch nicht dafür.«
»Dann bin ich beruhigt. Ich - ich - könnte keinen Fuß mehr über die Schwelle setzen. Ich hätte immer das Gefühl, meine eigene Gruft zu betreten. Ich will auch nicht mehr, dass sich unser Feind hier im Haus aufhält. Es sollen keine Unschuldigen sterben. Das will ich nicht. Der Tod des Hausmeisters hat mir gereicht. Verstehen Sie das, John?«
Ich nickte.
Sie fasste mich an beiden Armen an. »Aber es muss doch weitergehen oder nicht?«
»Das wird es auch.«
Damit hatte ich sie nicht überzeugen können.
»Und wie?«
»Ich kann nicht in die Zukunft schauen, Steffi, aber wir werden eine Lösung finden. Wir dürfen nur nichts überstürzen und müssen der Reihe nach vorgehen. Momentan ist unser Feind irritiert. Ich will nicht behaupten, dass er geschwächt ist. Aber er ist irritiert. Er braucht eine Pause. Er muss nachdenken. Er weiß, dass er in mir einen Gegner gefunden hat, wie er ihn nicht auf der Rechnung hatte. Also muss er sich etwas Neues einfallen lassen, um an uns heranzukommen. Es kann böse Überraschungen geben, das will ich nicht leugnen, aber denken Sie daran, dass wir ihm schon einmal entkommen konnten.«
»Das weiß ich alles. Nur bringt es uns nicht weiter.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will auch nicht mehr länger hier im Haus bleiben. Sorry, aber so lange es diese Bestie noch gibt, fühle ich mich hier nicht wohl.«
»Gut, wir gehen vor die Tür.«
»Danke.«
Ich konnte die Frau verstehen. Ihr Leben war durch die ungewöhnlichen Ereignisse auf den Kopf gestellt worden.
Kinderlachen klang uns entgegen. Jungen und ein Mädchen stürmten aus der Liftkabine und rannten der Haustür entgegen.
Als Steffi Kirchner es sah, erstarrte sie.
»Mein Gott, was haben die für ein Glück gehabt«, flüsterte sie.
»Ja, man hat sie in Ruhe gelassen. Das zeigt uns, dass die andere Seite nur hinter uns her ist. Mal abgesehen von dem toten Hausmeister. Ich glaube, dass er zu der Falle gehört hat, die man für uns aufgebaut hat. Aber das haben wir auch hinter uns.«
Ich öffnete die Tür und ließ die Polizistin vorgehen, die nicht so forsch wie sonst das Wohnhaus verließ.
Sie bewegte sich sehr vorsichtig, schaute sich um, und erst als sie sah, dass die Luft rein war, atmete sie auf.
»Und wie geht es jetzt weiter?«, wollte sie wissen. »Haben Sie einen Plan?«
»Keinen genauen. Ich habe lange nichts mehr von meinem Freund Harry Stahl gehört und möchte ihn jetzt anrufen.«
»Und dann?«
»Werden wir sehen.«
»Haben Sie die Kirche vergessen, in die wir wollten?«
Ich schaute Steffi überrascht an.
»Das habe ich tatsächlich.«
»Aber ich nicht.«
»Gut. Dann haben wir ja ein Ziel.«
»Das meine ich auch.«
Ich holte das Handy hervor und nahm mit Harry Stahl Verbindung auf.
Der Ruf ging einige Male durch, bis Harry schließlich abhob. »Ja, ich weiß, dass du es bist, John.«
»Und?«
»Ich hätte dich ebenfalls längst angerufen, aber ich stecke hier voll im Stress. Du kannst dir nicht vorstellen, was hier los ist. Man will Erklärungen haben, besonders was Rico Appelt angeht, der seinen Arm verloren hat. Die Wahrheit kann ich hier nicht zum Besten geben. Sie klingt
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