1530 - Das Grab-Gespenst
Patterson hatte alles mitbekommen. Er schaute Sheila an, dann wieder Bill und fragte mit leiser und schon besorgt klingender Stimme: »Rechen Sie damit, dass etwas passiert sein könnte?«
»Ausschließen kann man das nie.«
»Und was, Mrs. Conolly?«
»Wenn ich das wüsste, ginge es mit besser. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es mit den Knochen in einem unmittelbaren Zusammenhang steht.«
»Wieso?«
Sheila lächelte. »Mister Patterson«, sagte sie leise, aber eindringlich, »Sie leben hier. Sie kennen sich hier aus, und ich bin sicher, dass Sie auch mehr über die Knochen wissen. Oder liege ich da falsch?«
»Nein.« Er räusperte sich. »Aber das mit den Knochen, das ist eine alte Legende.«
»In der schon Wahrheit steckt. Sonst wären gewisse Vorfälle nicht passiert.«
»Ich hoffe nicht.«
»Ist es so schlimm?«
James Patterson wischte sich mit einem Tuch Schweißtropfen von der Stirn. »Es ist mir einfach alles zu suspekt, und auch zu weit weg.«
Sheila ließ nicht locker. Wenn sie einmal anfing, war sie nicht zu stoppen.
»Aber der Junge hat Knochen gefunden und sie seiner Mutter gebracht.«
»Das ist korrekt, und Emma Kline gab sie mir zur Aufbewahrung. Mehr ist nicht passiert.«
»Geschieht das öfter, dass hier Knochen gefunden werden?«
»Nein.«
»Aber es liegen zahlreiche auf der Oberfläche des Sumpfes. Davon können Sie sich gern überzeugen. Es ist nicht weit. Ich würde vorschlagen, dass wir gemeinsam hinfahren. Weder mein Mann noch ich wissen, was hier los ist, aber ein Spaß kann es nicht sein.«
»Das fürchte ich auch.«
Bill sagte: »Sie sind plötzlich so ernst. Haben wir etwas aufgewühlt, das am besten vergraben bleibt?«
»Es ist nur eine Legende, Mister Conolly.«
»Gut. Aber wir können ihr trotzdem nachgehen. Es bleibt bei meinem Vorschlag. Fahren Sie mit zu Ron Sherwood. Vielleicht kann er uns inzwischen mehr sagen.«
James Patterson überlegte nicht mehr lange. Dafür nickte er und stand auf.
»Gut, ich fahre mit Ihnen.«
»Danke, Sir!«
***
Sein Hals schmerzte innen und außen. Als hätte jemand Stacheldraht darum gewickelt. Aber Ron Sherwood konnte Luft holen. Wenn auch nicht tief, aber es ging, und so stellte er fest, dass er noch am Leben war.
Nur befand er sich nicht mehr in seinem Haus. Man hatte ihn in seinem bewusstlosen Zustand weggeschleppt und irgendwo im Freien abgelegt, das spürte er, als der Wind über sein Gesicht strich. Und ihm fiel auch die Feuchtigkeit auf, die durch seine Kleidung gedrungen war und nun auf seiner Haut lag.
Er lag irgendwo draußen.
Sehr schwerfällig öffnete er die Augen und sah zunächst mal nichts, denn um ihn herum war es dunkel. Glaubte er. Später konnte er seine Umgebung besser erkennen.
Ja, er lag im Freien. Und man hatte ihn auf einem feuchten Bogen gelegt. Gras wuchs in der Nähe. Laub lag auf dem Boden, und als er mit seinen Händen durch das Gras fuhr, da waren sie nass, als hätte er sie unter Wasser gehalten.
Er fühlte sich ausgelaugt und fertig. Der Hals machte ihm zu schaffen und auch das Atmen fiel ihm nicht leicht.
In seinem Hals kratzte es, während die Außenseite ebenfalls Schmerzen verströmte.
Er dachte daran, einen Filmriss erlebt zu haben. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt war noch alles normal gewesen, ab dann nicht mehr, und so dachte er darüber nach, wie er in dieser, für ihn schlimme Lage, hineingeraten war.
Sein Erinnerungsvermögen spielte noch mit, und es erwischte ihn wie ein scharfer Stich.
In seinem Haus hatte nicht nur ein Knochen auf dem Kopfkissen gelegen, man hatte ihm auch dort aufgelauert. Und das war kein normaler Mensch gewesen. Er dachte an die Gestalt, die einen langen, schwarzen und vorne offenen Umhang getragen hatte, und mit einem Schädel bestückt war, der nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Ein grüner Totenschädel!
Alles war wieder da. Die gesamte Erinnerung stürzte förmlich auf ihn ein.
Das Blut stieg in seinen Kopf. Trotz der liegenden Position hatte er das Gefühl, von einem gewaltigen Schwindelanfall überfallen und weggetragen zu werden. Der Schwindel musste einfach der Ausdruck seiner großen Angst sein.
Die Gestalt - er musste einfach darüber nachdenken, und es fiel ihm die Geschichte ein, die allen Bewohner von Gwenter bekannt war, die aber niemand so recht glauben wollte.
Es war das GrabGespenst!
Gerade Cornwall gehörte zu den Landstrichen, die eine besondere Bevölkerung aufwiesen. Man war hier sehr erd-und naturverbunden,
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