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1531 - Besuch auf Terra

Titel: 1531 - Besuch auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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für den Besuch des „Terranischen Museums des 19. und 20. Jahrhunderts". Costa Alexoudis schloß sich ihm an.
    Ida verlangte nach etwas Nervenkitzel. Das „Hyperdrom" hatte es ihr angetan. Massimo Prioretti wunderte sich ein bißchen, weil Venja Apyrin diesen Wunsch mit ihr teilte.
    Das Hyperdrom war eine Gravitation-, Bild- und Lichtschau, an der die Besucher aktiv teilnehmen konnten.
    Beispielsweise wurde simuliert, wie man in ein Black Hole fiel oder in eine Sonne. Rasende Flüge in Kraterschlünde oder Fahrten in einem Faß über die Niagarafalle waren ebenso möglich wie der Kampf gegen einen Haluter in der Drangwäsche.
    Die Zwillinge waren sich schnell einig. Daniela kannte sich mit den Museen besser aus. Also würde sie Ho-Munn-Kun und Costa Alexoudis begleiten. Für Massimo Prioretti blieb also das Hyperdrom.
    Sie verabredeten das Zusammentreffen zwei Stunden vor Mitternacht in einem kleinen Bistro, das zwischen den beiden Besuchsorten lag. Dann trennten sich die beiden Gruppen.
    Massimo und die beiden Frauen legten den restlichen Weg zu Fuß zurück. Der Touristenführer sah dem Hyperdrom mit gemischten Gefühlen entgegen, denn eigentlich machte er sich nichts aus solchen simulierten Erlebnissen.
    Welche Partien Ida und Venja auswählten, überließ er diesen. Er nahm in einer Kabine hinter den Frauen Platz.
    Aus dem Angebot suchte er etwas Harmloses aus - eine Achterbahnfahrt à la 21. Jahrhundert.
    Wie er vermutet hatte, war er der einzige Besucher, der dieses Programm gewählt hatte, denn seine Kabine verblieb an diesem Ort und wurde nicht mit anderen zusammengeschaltet.
    Der Startknopf, eine handtellergroße, rot leuchtende Fläche, flammte auf. Er brauchte ihn nur zu berühren, und schon würde die Fahrt beginnen. Massimo streckte seine Hand nach vorn.
    Wenn sich die glutroten Strahlen der expandierenden Sonne in meine Seele fressen ...
    Seine Hand begann zu zittern.-Sie wurde starr und ließ sich nicht mehr bewegen. Eine seltsame Stimme flüsterte in seinem Kopf. Vor den Augen senkte sich ein Schleier herab. Plötzlich war da nicht ein rot leuchtender Knopf, da waren zwei glutrote Sonnen, die sich schnell ausdehnten. „Verdammt!" entfuhr es ihm. „Die Idioten spielen mir ein völlig falsches Programm zu."
    Es gab hier irgendwo einen Ausschalter. Er tastete mit der noch beweglichen linken Hand herum, aber er fand den Knopf nicht.
    Inzwischen füllte das glühende Rot sein gesamtes Blickfeld aus. Massimo Prioretti wollte aufspringen und aus der Kabine rennen, aber die irrsinnigen Gravitationswerte, die ihm zugespielt wurden, preßten ihn in den Sessel.
    Wenn sich die glutroten Strahlen der expandierenden Sonne in meine Seele fressen, lockt mich das Inferno an die Ufer des Wahnsinns.
    Plötzlich wurde alles still und dunkel. Er lehnte sich zurück und fühlte sich befreit. Die seltsame Stimme drang noch einmal in seinen Kopf. Er hörte sie sehr leise, aber er verstand kein einziges Wort.
    Er ließ sich von der schweigenden Schwärze umhüllen und gab sich ganz diesen fremden Eindrücken hin. Auch wenn er sich jetzt wieder bewegen konnte, so verspürte er nicht den Wunsch, sich zu regen.
    Die Augen hielt er geschlossen.
    Dennoch erblickte er die beiden Gesichter, die sich ihm im Zeitlupentempo näherten und dabei immer deutlichere Konturen herausschälten. Ein Mann und eine Frau. Er kannte diese Gesichter, aber etwas in seinem Kopf wirkte wie eine undurchdringliche Mauer. Es wollte ihm nicht einfallen, wer das war.
    Die Gesichter verzerrten sich plötzlich. Aus den Mündern tropfte blutiger Speichel. Die Augen rotierten.
    Und plötzlich wußte er, wem die Gesichter gehörten. Es waren Vater und Mutter. Ihm wurde eiskalt.
    Es war unvorstellbar, daß deren Bilder hier im Hyperdrom verwendet wurden! Seine Eltern waren vor dreiundzwanzig Jahren auf Quadrolon gestorben. Im Wahn, an einer unheilbaren und unbekannten Krankheit.
    Die Ufer des Wahnsinns, röchelte Vater. Dann verschwand sein Bild.
    Auch Mutter sagte etwas, aber das konnte Massimo nicht verstehen.
    Er wollte schreien, aber seine Stimme versagte. Als sein Gehirn sich abschaltete, spürte er noch für Sekunden die wohltuende Ruhe.
    Dann war da nichts mehr.
     
    *
     
    Ho-Munn-Kun: Es war Daniela Prioretti schon auf dem Weg zum Museum aufgefallen, daß sich Ho-Munn-Kun mehrfach umdrehte oder Passanten auf der anderen Straßenseite musterte. Costa Alexoudis hingegen trottete ziemlich desinteressiert neben den beiden anderen her. Er hatte in einer

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