1533 - Ende der Sonnenzeit
einige der kegelförmigen Gebäude, die im Zentrum des Talkessels standen und die von den Ältesten des Stammes bewohnt wurden. Jetzt klangen in den Wäldern die Gesänge der Saallke auf, der gigantischen Fleischberge, die während der Dunkelheit aus ihren Höhlen kamen, um breite Schneisen in den Dschungel zu fressen. Sie sangen regelrechte Melodien, mit denen sie sich über weite Entfernungen verständigten. Ihre Gesänge waren langgezogen und unheimlich. Viele Sorbater glaubten fest daran, daß es die Gesänge der Geister und Dämonen waren, die in der Dunkelheit auf menschliche Opfer warteten. „Wir sind an der richtigen Adresse", bemerkte Aspor, bückte sich und half dem Zweiten auf die Beine. Bespa war völlig durcheinander. Der Flug hatte ihn überfordert. Er befand sich in einem Zustand geistiger Lähmung, in dem er kaum in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Aspor führte ihn zu einem der Gebäude. „Vergiß nicht", sagte er mehrere Male zu ihm. „Sie werden uns töten, wenn sie glauben, daß wir Galilea auf dem Gewissen haben."
Bespa klammerte sich an ihn und bat ihn, den Alten zu erklären, was geschehen war.
Sie betraten das aus vorgefertigten Teilen zusammengesetzte Haus. Wie alle anderen Gebäude der Siedlung war es extrem gut isoliert, so daß drinnen von den Außentemperaturen so gut wie nichts zu spüren war. An Kammern vorrüber, die bis zur Decke mit Korn und getrockneten Früchten für die Kaltzeit gefüllt waren, gingen die beiden Männer in einen Raum, in dem zwanzig alte Frauen um eine offene Feuerstelle herum saßen. Über dem Feuer drehte sich ein großes Stück Fleisch. Herabfallendes Fett ließ die Flammen immer wieder hoch aufschießen. „Die Rarapetsch haben den Krieg gegen uns eröffnet", begann Aspor, noch bevor er die Hände zum Gruß erhoben hatte. „Vor unseren Augen haben sie Galilea Galilei heimtückisch getötet, und sie hätten auch uns umgebracht, wenn es uns nicht gelungen wäre, ihnen im letzten Moment zu entkommen."
Seine Worte lösten wütendes Geschrei aus. Die Frauen sprangen auf und redeten wild durcheinander, bis Asian, die Copa und Stammesälteste, sie energisch zum Schweigen brachte. „Ich will genau wissen, was geschehen ist", erklärte sie. „Und wenn sie Galilea Galilei wirklich ermordet haben, dann greifen wir noch heute nacht an. Die Salamander haben den Tod tausendfach verdient, denn seit Jahrhunderten hindern sie uns daran, während der Kaltzeit nach draußen zu gehen. Dieser für Menschen unwürdige Zustand muß endlich beendet werden."
Dieser Meinung waren alle anderen auch. Sie bedachten Asian mit stürmischen Beifall.
Aspor trat näher an das Feuer heran. Er begann mit einem Bericht, den er sich schon vorher sorgfältig überlegt hatte und in dem er schilderte, wie die Rarapetsch sie grundlos angegriffen und Galilea Galilei getötet hatten.
Kein Wort davon entsprach den Tatsachen, doch der Bericht traf genau das, was die Alten hören wollten. Viele von ihnen waren nicht damit einverstanden, daß sie sich den Planeten mit einer anderen Intelligenz teilen mußten, von der sie zudem befürchteten, daß sie ihnen eines Tages überlegen sein könnte und die ihnen den Tod brachte, sobald sie während der Kaltzeit ihre Behausungen verließen. „Galilea Galilei hatte also einen Flieger gefunden?" fragte Asian, als Aspor seinen Bericht beendet hatte. „So war es", bestätigte der Erste. „Die Maschine war in Ordnung. Wir hatten sie gerade gesäubert, und Galilea wollte zur Probe damit fliegen. Da fielen die Salamander über uns her. Sie sprangen zu Galilea auf die Sitze und starteten mit ihr."
Aspor senkte theatralisch den Kopf und fügte mit schwankender Stimme hinzu: „Während sie aufstiegen, verfolgten wir, wie die Salamander Galilea bestialisch ermordeten."
„Und es gibt keinen Zweifel?" fragte die Copa. „Nicht den geringsten", schwor Aspor. „Dann ist das Maß voll", erwiderte die Stammesälteste. „Immer wieder haben die Salamander Korn und Früchte von unseren Feldern gestohlen. In der Kaltzeit bringen sie uns den Tod. Dafür sollen sie jetzt bezahlen."
Aspor wußte ebenso wie jeder andere im Raum, daß die Rarapetsch gar nicht die Diebe gewesen sein konnten, da noch nie in der Geschichte der Besiedlung des Planeten Sorbat eines dieser Wesen während der Erntezeit an die Oberfläche gekommen war. In dieser Zeit war es viel zu heiß für die Rarapetsch. Sie blieben in ihren Hohlen, bis die Kaltzeit einbrach, und nur höchst
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