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1533 - Ende der Sonnenzeit

Titel: 1533 - Ende der Sonnenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte sie. „Es kann nicht anders sein."
    Ihr wurde bewußt, daß der Metallene die Gestalt eines Cryers hatte.
    Erschrocken richtete sie sich auf und blickte sich um. Sie sah, daß die dicke Frau zu sich gekommen war. Sie durchwühlte mit ihren Händen den Schlamm. Daß ihre Waffe mehrere Meter von ihr entfernt an den Zweigen eines Buschs hing, schien sie noch nicht bemerkt zu haben.
    Der hagere Mann kroch rücklings von ihr weg. Er stemmte Arme und Beine gegen den Boden, ohne den Blick von ihr zu wenden, und rückte immer weiter von ihr weg.
    Saprin erkannte, daß er Angst hatte, und sie lachte. Glaubte er wirklich, auf diese Weise vor ihr fliehen zu können? Wenn sie gewollt hätte, wäre sie mit einigen schnellen Schritten bei ihm gewesen.
    Die Cryer-Frau gab ihre Suche auf. Sie hatte gemerkt, daß mit dem dicken Mann irgend etwas nicht in Ordnung war. Auf allen vieren kroch sie zu ihm hin und öffnete ihm das Hemd über der Brust.
    Saprin näherte sich ihr vorsichtig, ohne die Waffe aus der Hand zu legen. Sie wunderte sich über sich selbst, weil sie nicht davonrannte, wie es ihr erster Impuls gewesen war.
    Erschrocken bemerkte sie, daß ein Stück Metall aus der Brust des Mannes ragte. Die Frau griff behutsam danach und zog es heraus. Dann drückte sie ihre Hände gegen die heftig blutende Wunde. „Eppure si muove!" rief sie mit klagender Stimme.
    Die Rarapetsch wußte nicht, was diese Worte zu bedeuten hatten. Sie vermutete, daß sie die Geister beschwören sollten. Zweifelnd schüttelte sie ihre Hände. Auf diese Weise war die Blutung ganz sicher nicht zu stillen.
    Sie fuhr herum, ließ sich auf alle viere herabfallen und rannte in höchster Eile davon. Die vier verkümmerten Beine an den Seiten des Stummelschwanzes, die normalerweise kraftlos herabhingen und höchstens zur Stabilisierung taugten, wirbelten erregt durch die Luft, als könnten sie ihren Lauf durch ihre Tätigkeit noch mehr beschleunigen.
    Saprin brach in das Unterholz ein und folgte dem Pfad, über den sie schon oft zu Rara gegangen war. „He, he, bleib hier!" schrie Galilea Galilei. „Ich bringe dich um, wenn du wegläufst!"
    Die Rarapetsch ließ sich nicht aufhalten. Sie war auch schon viel zu weit von der Cryerin entfernt, als daß diese sie noch hätte erreichen können.
    Sie rannte einen Abhang hinunter, sprang über einen Bach, durch den das Wasser der Fontäne in den See abfloß, und kletterte dann auf einen Baum, dessen einziger, fächerförmiger Ast wie der Arm einer überdimensionalen Waage aussah. Sie kroch auf dem Ast entlang bis zu der gelben, kugelrunden Frucht hinüber, die das „Gewicht" der „Waage" bildete. Mit einem Messer schnitt sie vorsichtig etwas Fruchtfleisch heraus, stopfte es sich in den Mund und begann damit, es durphzukauen und mit Speichel zu vermengen. Dann machte sie sich auf den Rückweg.
    Galilea Galilei griff zu ihrer Waffe, als sie urplötzlich wieder vor ihr auftauchte, doch Saprin schob ihren Arm zur Seite und beugte sich über den schwerverletzten Aspor. Das Blut schoß pulsierend aus der Wunde, ein deutliches Anzeichen dafür, daß er noch immer lebte.
    Saprin drückte ihren Mund auf die Wunde und preßte das zermalmte und mit Speichel vermengte Fruchtfleisch in die Wunde.
    Galilea Galilei packte sie wütend und riß sie zurück. „Soweit kommt es noch, du Teufel!" schrie sie. „Ich lasse nicht zu, daß du ihm das Blut aussaugst!"
    Doch dann ließ sie die zum Schlag erhobene Hand wieder sinken. Verblüfft blickte sie auf die Wunde in der Brust ihres Ersten. Sie schloß sich. Das Blut vermischte sich mit der gelblichen Fruchtmasse und erstarrte zu einer Kruste. „Jetzt verstehe ich", sagte sie. „Du versuchst, ihm zu helfen."
    Sie kniete sich neben Aspor hin.
    Bespa, der bisher still auf dem Boden gekauert hatte, richtete sich nun langsam auf. Er kroch lautlos von hinten an Saprin heran und richtete seine Waffe auf ihr Genick. „Taktaktak!" schrie er so laut, daß sie erschrocken zurückfuhr.
    Galilea Galilei stieß ihn so heftig zurück, daß er rücklings in den Schlamm stürzte. „Hör auf, du Dummkopf!" schrie sie ihn an, „Siehst du nicht, daß dieser Salamander gerade dabei ist, meinem Ersten das Leben zu retten?"
    Sie versenkte ihre Hand in den Boden und schleuderte ihm dann etwas Schlamm ins Gesicht. „Hast du gesehen?" fragte sie die Rarapetsch. „Ich habe ihn bestraft. Hoffentlich begreifst du das! Ihr seid ja nicht besonders intelligent, aber von eurer Heilkunst habe schon viel

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