1537 - Der Schlafwandler
gepresst gehalten, denn sie wollte sich nicht durch einen Schrei verraten.
Glenda hatte nicht die geringste Chance gegen diese verfluchte Waffe, die schon beim ersten Schlag ihren Kopf spalten würde.
Und dann geschah buchstäblich im letzten Augenblick das Unwahrscheinliche.
Glenda verschwand!
Sie beamte sich weg!
Sheila konnte es kaum fassen. Aber sie wurde Zeugin eines Vorgangs, der sie trotzdem nicht sehr überraschen musste, denn über Glendas Fähigkeiten war oft genug gesprochen worden. Bisher nur in der Theorie, nun aber erlebte sie es in der Praxis.
Glenda war weg, und der Schlag ging ins Leere! Die Axt wuchtete in den Teppich und blieb darin stecken.
Von nun an war alles anders. Zwar hatten sich die Verhältnisse nicht auf den Kopf gestellt, aber sie hatten sich verschoben, und auch jemand wie Angel musste sich erst auf die neue Lage einstellen. Darüber war sich Sheila Conolly klar.
Die Frau mit der Waffe war wütend, durcheinander, und sie war es nicht allein, denn da gab es noch Karel Sorbas, der an ihrer Seite stand.
Er hatte bisher wenig getan. Jetzt fühlte er sich gefordert. Mit einer wilden Kopf bewegung deutete er die Veränderung an. Er ging auf Angel zu und blieb vor ihr stehen. Beide sprachen flüsternd miteinander, wobei Angel noch immer den Kopf suchend bewegte, um herauszufinden, ob sich die Frau nicht doch im Zimmer verborgen hielt.
Dort nicht, aber im Nebenraum. Auf die Idee kam Sorbas, denn er deutete auf den Vorhang. Er hatte vorhin schon geschnüffelt, es dann wieder gelassen, sich um Angel gekümmert und nur seine Worte wiederholt, dass sich noch jemand im Geschäfl versteckt hielt.
Sheila wusste, dass es jetzt gefährlich für sie wurde. Einen zweiten Fluchtweg aus dem Büro gab es nicht für sie. Sie musste sich hier ein Versteck suchen und darauf hoffen, dass Sorbas den Raum nicht zu genau durchsuchte.
Sheila zog sich zurück, so lange noch die entsprechende Zeit vorhanden war.
Da blieb ihr nur eines. Weg vom Vorhang, sich klein machen und unter den Sehreibtisch kriechen. Eine andere Möglichkeit gab es für sie nicht. Hier gab es kein Fenster, durch das sie hätte kriechen können.
Sheila bewegte sich trotz der Hektik leise. Sie wusste nicht, wie gut die Ohren des Verfolgers waren. Ihr kam jetzt in den Sinn, dass sie doch einen Fehler begangen hatte, der sogar tödlich für sie enden konnte. Sie war zu forsch gewesen. Sie hätte nachdenken sollen. Alles, was sie ihrem Mann oft genug vorwarf, das traf jetzt auf sie persönlich zu, und das war schwer zu fassen.
Sie hatte Glück. Der Platz unter dem Schreibtisch reichte gerade noch aus für sie. Und hier duckte sie sich zusammen und versuchte, ihren Atem so gut wie möglich unter Kontrolle zu bekommen. Sie schloss sogar die Augen, um sich besser konzentrieren zu können.
Dass der Vorhang bewegt wurde, merkte sie auch, denn sie wurde von einem schwachen Luftzug erfasst. Danach hörte sie, wie jemand seinen Fuß härter als gewöhnlich aufsetzte. Es folgte ein schleifendes Geräusch, wie es nur beim Gehen entstehen konnte.
Sorbas war im Büro!
Sheila Conolly hockte unter dem Schreibtisch. Allein, verloren, verlassen. Auf Glenda Perkins konnte sie nicht setzen. Sie war ganz auf sich allein gestellt.
Die Hände hatte sie zu Fäusten verkrampft. Der eigene Herzschlag war für sie hörbar, und sie hatte auch das Gefühl, dass jeder Schlag überlaut klang und von der anderen Person gehört werden konnte.
Jemand atmete zischend aus. Anschließend erfolgte ein Lachen, und danach war die Stimme zu hören, die alles andere als freundlich klang, auch wenn nur geflüstert wurde.
»Ich hole dich. Ich weiß genau, dass du hier steckst. Du kommst hier nicht mehr raus. Das verspreche ich dir.«
Sheila hütete sich, eine Antwort zu geben. Nach wie vor kauerte sie geduckt in ihrem Versteck, das letztendlich keines war. Hier konnte man sich nicht verbergen.
Karel Sorbas kam näher. Als Sheila ihren Kopf nach vorn drückte, sah sie seine Füße. Der dunkle Stoff des Mantels schwang darüber hinweg.
Er ging den nächsten Schritt und musste jetzt den Schreibtisch erreicht haben.
Ja, das hatte er auch. Sheila hätte ihn anfassen können, wenn sie ihren Arm ausgestreckt hätte, doch darauf verzichtete sie. Weiterhin blieb sie hocken und hielt den Atem an.
Sorbas schnaufte. Danach lachte er. An den Bewegungen des Mantels war zu erkennen, dass er etwas vorhatte und dies auch in die Tat umsetzte. Sekunden später übersprang Sheilas Herz
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