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1540 - Ein Freund der Linguiden

Titel: 1540 - Ein Freund der Linguiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Verstoßen. Wir haben uns entschieden, Gnade walten zu lassen. Das Urteil lautet also: Inozemm und Jelita müssen unser Dorf vor dem heutigen Verschwinden Ferduurs am Himmel verlassen und dürfen es nie wieder betreten."
    Die Menge johlte Beifall. Die beiden Betroffenen starrten sich entsetzt an. Ihr kurzes Fell nahm innerhalb von Sekunden alle möglichen Farben an - ein Ausdruck des seelischen Schmerzes.
    Mit dem Urteil waren sie für die anderen Sonnenanbeter nichts anderes als Luft. Keiner blickte zu ihnen hin.
    Keiner fand ein Wort des Bedauerns oder des Mitleids.
    Inozemm nahm eine Hand seiner Gefährtin. „Komm", sagte er leise. „Je eher wir gehen, um so besser ist es."
    Sie kletterten herab auf die Plattform, wo die Menge schon begonnen hatte, sich zu zerstreuen.
    Auch jetzt taten alle Sonnenanbeter so, als wären die beiden Verstoßenen gar nicht vorhanden.
    Auf der Plattform erreichten sie schnell eine Öffnung. An den Seilen ließen sie sich hinab auf den Boden.
    Die Entfernung zu ihrer Hütte war nicht groß. Inozemm hatte absichtlich diesen Weg auf dem Boden gewählt, weil sie hier kaum jemanden begegnen würden. Und die Dunkelheit, die hier unter der Plattform im dichten Wald herrschte, entsprach seinen aufgewühlten Gefühlen.
    Am Baum ihrer Hütte kletterten sie nach oben. Mit Bedacht suchten sie die Dinge zusammen, die ihr persönliches Eigentum waren. Inozemm packte seine Werkzeuge in einen Beutel, dazu ein paar Tongefäße, eine Rolle Bast und andere praktische Materialien wie Feuersteine und Zündlaub. Seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen hing er sich über die Schulter.
    Jelita hatte sich einen Sack geschnappt. Sie füllte ihn mit Nahrungsvorräten. Zum Schluß goß sie aus dem Vorratsbehälter Wasser und Fruchtsaft in zwei Schläuche und verschloß diese sorgfältig. Die Schläuche befestigte sie am Nahrungssack. „Fertig", rief sie Inozemm zu, der sich mit traurigem Blick in seiner Hütte umsah. Er wußte, daß er sie nie wieder sehen würde. „Ich bin auch fertig."
    Ein Geräusch am Eingang ließ die beiden herumfahren. Die Decke wurde zurückgeschlagen, und der Stammesälteste trat herein. Rasch schloß er den Eingang wieder. „Hört zu, ihr beiden", flüsterte er. „Der Medizinmann und die sieben Alten haben mich zu dieser Verbannung gezwungen. Ich glaube dir aber, Inozemm. Du und deine Jelita, ihr müßt jetzt gehen. Es gibt vielleicht einen Weg zurück, wenn ihr Zuganemm noch einmal begegnet und er euch hilft. Bringt ihn hierher.
    Oder holt mich und den Medizinmann. Du kannst dir eine Trommel bauen und mich rufen. Verwende dann das Geheimwort Gonago."
    Jelita schwieg. Sie hatte den Schock der Verbannung noch nicht überwunden.
    Und ihr Gefährte sagte nur: „Ja, danke."
    Kurz darauf war Tekumsemm wieder verschwunden. „Komm!" Inozemm winkte.
    Gemeinsam kletterten sie auf den Boden hinab. Erwartungsgemäß ließen sich hier keine anderen Sonnenanbeter blicken. Sie mieden diesen Teil des Dorfes bis zum Abend, also bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Verbannten verschwunden sein mußten.
    Eine andere Lösung als ein rasches Verschwinden gab es für die beiden Verstoßenen nicht, denn von dem Moment an, an dem Ferduur sein Gesicht verhüllte und die Dunkelheit sich übers Land senkte, waren die Ausgestoßenen Freiwild.
    Inozemm wählte zunächst eine Richtung aus, die ihn in bekanntes Gebiet führte. Dann - nach einer längeren Wanderung ohne Pause - änderte er diese plötzlich. „Was ist?" Jelita staunte. „Du hast gehört, was der Stammesälteste gesagt hat. Unsere Chance auf eine Rückkehr besteht allein darin, daß wir Zuganemm noch einmal begegnen. Also werden wir unser Quartier dort aufschlagen, wo ich ihn getroffen habe. Und das war in der Nähe der Biegung am großen Fluß."
    „Das ist ein weiter Weg", jammerte die Sonnenanbeterin. „Wir haben sehr viel zu tragen."
    „Wir haben keine Eile", entgegnete Inozemm. „Wenn wir heute nicht bis ans Ziel kommen, dann eben morgen.
    Wir werden von Zeit zu Zeit eine kleine Pause einlegen. Dann werden wir es schon schaffen."
    Sie gingen schweigend weiter, bis sie an den Fluß gelangten. Hier blieb Inozemm stehen und legte seine Sachen ab. Jelita folgte seinem Beispiel. Dann holte sie Nüsse und Trockenbeeren aus dem Vorratsbeutel und teilte diese in zwei Häufchen auf. Sie aßen und nahmen dann einen Schluck Fruchtsaft.
    Als Jelita die übrigen Sachen wieder verstaute, blickte sie ihren Gefährten plötzlich streng an. „Jetzt

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