1543 - Die Flammen-Furie
Sprache?«
»Ich bin nicht erst seit gestern in dieser Zeit. Ich habe Geduld haben müssen. Kara hat sich versteckt, und so musste ich warten, bis sie wieder da war. Aber jetzt ist sie hier. Sie hat ihre Insel verlassen, und sie wird sich mir stellen müssen, wenn sie nicht die Schuld daran tragen will, dass viele Menschen sterben.«
»Warum?«
»Sie kann sie retten.« Jamina ging nicht auf meine Frage ein. »Und was soll sie tun?«
»Nicht mehr fliehen.«
»Ich werde es ihr sagen.«
»Du kennst sie gut?«
»Ja.«
Jamina überlegte einen Moment, bevor sie eine Frage stellte, die mir ganz und gar nicht gefiel. »Kannst du dir vorstellen, dass ich in der Lage bin, dich zu töten? Dich zu verbrennen, sodass von dir und deinem Auto nur noch Asche und verbogenes Metall übrig bleibt?«
»Das kann ich.«
»Dann bist du sehr mutig, dass du zu mir gekommen bist.«
Da hatte sie ins Schwarze getroffen, denn mir gegenüber gab ich zu, dass dieser Mut schon beinahe lebensgefährlich gewesen war. Und ich schaute weiterhin in ihre kalten, grausamen Augen, die etwas mehr Farbe erhielten, als sie die rechte Hand anhob, sodass sich die Fackel ihrem Gesicht näherte.
Ich hatte es vorhin als starr angesehen. Durch den Widerschein des Feuers bekam es Leben, und auf der Haut schienen zahlreiche Geister zu tanzen. Flecken, die sich bewegten. Ich musste wieder daran denken, dass sie selbst für Kara zu stark gewesen war.
Und ich sah meine Chancen ziemlich sinken.
Sie nahm den Arm zur Seite, schwenkte ihn auf und nieder, und von der Fackel lösten sich plötzlich kleine Flammen, als hätten sie einen Befehl erhalten, sich ein Ziel zu suchen.
Meine Augen weiteten sich, und zugleich wurde mir recht unwohl, denn nicht das gesamte Feuer hatte sich gelöst, sondern nur ein Teil davon.
Die kleinen Flammen schwebten über dem Boden. Sie tanzten dort und bildeten immer neuer Figuren. Sie kreisten, stiegen in die Höhe, bildeten eine Spirale.
Ich hielt den Atem an, als sich diese Feuerinsel auf die Kühlerhaube des Rover zu bewegte. Mein Wunsch, dass sich die Flammen im letzten Moment wegdrehen würden, erfüllte sich nicht. Der feurige Gruß erreichte die Kühlerhaube und ließ sich darauf nieder.
Es war der reine Wahnsinn! Wie eingeklemmt hockte ich auf meinem Sitz und war nicht fähig, etwas zu unternehmen. Ich dachte nur daran, wie leicht es für die Flammen sein würde, den Rover und auch mich in Brand zu setzen. Mein Wunsch, die Tür aufzurammen und aus dem Wagen zu hechten, wurde übergroß. Ich blieb trotzdem sitzen, weil ich einfach nicht fähig war, mich zu rühren.
Die Feuerinsel veränderte ihre Form. Sie wurde noch flacher und schaffte es schließlich, sich auf der gesamten Motorhaube auszubreiten, sodass ich auf einen zuckenden Teppich schaute.
Erst als Jamina mich ansprach, ließ ich mich von ihm ablenken.
»Ich beherrsche das Feuer«, flüsterte sie mir zu. »Es sind die magischen Flammen der Göttin, und nur ich kann sie entstehen lassen oder sie löschen. Ich kann ihnen befehlen, dich zu vernichten. Ich kann aber auch etwas anderes tun.«
»Ja, ich weiß«, brachte ich mühsam hervor und hatte längst festgestellt, dass auf meiner Stirn ein dünner Schweißfilm lag. Mir war innerlich heiß geworden.
»Willst du wissen, was?«
»Es liegt an dir, es mir zu erzählen.«
»Gut. Wie heißt du?«
Ich flüsterte meinen Namen. Die Hände hatte ich um das Lenkrad gelegt, und auch sie waren feucht geworden. Dass ich das Kreuz vor meiner Brust trug, daran dachte ich zwar, doch ich war nicht bereit, es einzusetzen. Es half mir nicht gegen die atlantische Magie. Das Rufen der Formel wäre wirkungslos verpufft.
»Gut, John Sinclair. Ich habe beschlossen, dass du mein Bote sein wirst.«
»Und wie sieht das aus?«, flüsterte ich und starrte wieder auf die Flammen, die weiterhin den unruhigen Teppich auf der Kühlerhaube bildeten, um mich in Schach zu halten. Da war ich mir ziemlich sicher.
Wenn ich etwas tat, was dieser Person nicht passte, dann würde sie den Flammen befehlen, den Rover und vielleicht auch mich in Brand zu setzen. Deshalb musste ich einfach mitspielen.
»Es ist ganz einfach. Da Kara sich mir entzieht, weil sie Angst vor mir hat und du sie kennst, wirst du dich für mich mit ihr in Verbindung setzen. Du wirst ihr sagen, wo sie mich treffen kann. Ich mache hier weiter, denn Atlantis ist nicht vergessen. Ich habe damals das in Flammen aufgehen lassen, was den Menschen Freude bereitete, und es hat sich
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