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1545 - Die Welten von Truillau

Titel: 1545 - Die Welten von Truillau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Residenzschiffs verschwinden konnten.
    Als Gesil gegen Mittag Hunger verspürte, begab sie sich wieder in ihre Suite. Beim Betreten der Räume der zweiten Ebene stutzte sie.
    Ein ganz leises Signal rumorte in ihrem Kopf. Sie öffnete den phrenopathischen Sinn, so gut es eben ging. Sie spürte Pak-O-Noor und Quest-U-Rag. Da sie wußte, wo sich die beiden befanden, stellten diese Mentalechos eine gute Orientierungshilfe dar.
    Da war noch ein drittes Signal. Die Ähnlichkeit mit jenem vor Wochen mitten der Nacht war nicht zu übersehen. Das mußte der Bewahrer sein. Der zweite Kontaktversuch bahnte sich an.
    Sie tat so, als ob sie nichts bemerkt hätte, aber ihre Sinne waren bis zum äußersten angespannt.
    Das Gefühl, daß sich ihr jemand nähern wollte, wurde von Sekunde zu Sekunde stärker. Die Mentalimpulse kamen aus der gleichen Wohnebene, aber noch hatte Gesil keine Richtung bestimmen können.
    Sie hatte sich schon vor Wochen geschworen, beim nächsten Kontaktversuch behutsamer vorzugehen, um den so merkwürdig scheuen Unsichtbaren nicht wieder zu verschrecken.
    Während sie wartete, wurden die Impulse noch kräftiger. Nun konnte sie eine erste Richtungsbestimmung wagen. Der Unsichtbare kam durch den Korridor, der quer durch die ganze Ebene lief. Er bewegte sich sehr langsam.
    Sie sortierte ein paar Kleidungsstücke und drehte sich dabei wie zufällig in Richtung der Eingangstür, wo sie den Unsichtbaren spürte. Auch diesmal schien er nicht körperlich anwesend zu sein. Der Bewahrer behielt das Geheimnis seines Aussehens und seiner Identität für sich.
    Der Unsichtbare füllte nun mit seiner Aura den ganzen Raum aus. Dadurch wirkte er auf eine nicht näher definierbare Art auch körperlich anwesend. Wo er sich genau befand oder welche tatsächliche Körpergröße er besaß, das konnte Rhodans Frau nicht feststellen.
    Plötzlich vermeinte sie, die körperliche Nähe deutlich zu spüren. Er stand direkt hinter ihr.
    Sekunden später nahm sie die geballten Gefühle des Bewahrers wahr.
    Da waren wieder Scheu und Furcht. Beide Regungen erkannte Gesil genau.
    Aber da war noch etwas. Sie konnte es nicht identifizieren, denn es war zu fremd.
    Die unmittelbare Nähe der Emotionen blieb bestehen. Die Frau ließ sie auf sich einwirken, um sie zu verstehen, um sie in lesbare Gedanken zu transferieren.
    Sie war sich nicht sicher, ob das gelingen würde.
    Mit schnellen Schritten eilte sie auf die andere Seite des Raumes. Es war erstaunlich, denn das Empfinden der körperlichen Nähe und der Gefühle blieb unverändert. Es war, als ob der unsichtbare Bewahrer sie auf Schritt und Tritt begleitete.
    Er will etwas von mir, überlegte Gesil. Was ist es? Eine Bitte, eine Forderung oder ein Verlan|en?
    Suchte er am Ende gar Hilfe?
    Das war undenkbar. Nein. Alles war denkbar.
    In ihren Gedanken spielte die Frau alle Möglichkeiten, die ihr einfielen, durch. Sie verglich jede mit den Gefühlen, die sie aufnahm. Das führte zu einem ersten verständlichen Gedanken.
    Es war eine Forderung, eine sanfte Forderung.
    Diese Erkenntnis brachte die Interpretationsversuche nun schneller voran. Sie hatte einen Ansatzpunkt, und auf dem ließ sich aufbauen.
    Sie schloß die Augen und empfing die Nachricht, die in all den Emotionen steckte: Ich brauche dich, Gesil!
    Das war die Forderung!
    Und es handelte sich um eine erste klare Aussage.
    Das „Brauehen" war allgemeiner Natur. Es ließ sich gut interpretieren.
    Es ging auch nicht darum, daß sie für irgend etwas gebraucht wurde. Oder gar, daß sie für etwas benutzt werden sollte.
    Den letzten Gedankenschritt verstand sie nicht ganz.
    Es ging um eine Frage der Existenz.
    Existenz? Wessen Existenz?
    Ihre?
    Oder die des Bewahrers?
    Die ihres Mannes?
    Oder gar die Existenz von ES?
    Wie weit reichte der Einfluß des unbekannten Herrschers von Truillau?
    Sie fand auf keine dieser Fragen eine Antwort in den Empfindungen, die sie empfing.
    Es gab keine letzte Klarheit über das Ansinnen des Bewahrers.
    Sie drehte sich langsam um und versuchte, alle natürliche Sperren in ihrem Bewußtsein zu beseitigen. Ihr Geist öffnete sich dem Unsichtbaren.
    Sie tat dies alles so sanft und behutsam, wie es nur möglich war.
    Der Bewahrer mußte das merken.
    So geschah es.
    Und im gleichen Moment strömte eine Flut aus panikartiger Angst auf Gesil ein. Sie fühlte, wie sich alle Gedanken verflüchtigten.
    Keine zwei Sekunden später war da nichts mehr. Der Unsichtbare war vor dem letzten Schritt zur Kontaktaufnahme

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