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1552 - Tolots Terror

Titel: 1552 - Tolots Terror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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steht konträr zu Gedanken der Gleichheit. Die 87. Lektion beinhaltet Unlogik. „ „Im Hajmayur gibt es keine Unlogik!" rief sie. „Das ist nicht möglich!
    Wie kommst du nur auf solche Gedanken?"
    „Durch selbständiges Denken, Prina. Das hat mir der Lehrer beigebracht. „ Sie konnte nichts mehr sagen.
    Von diesem Augenblick begann sie zu glauben, daß in Barons Fall nicht nur sie versagt hatte, sondern das gesamte Denksystem der Linguiden. Sicher hatte der Junge zu einem gewissen Grad recht, wenn er dem Hajmayur Unlogik vorwarf. Aber er hatte Logik mit Ethik verwechselt; und sich damit dem entfremdet, was den gemeinsamen Geist der Linguiden ausmachte.
    Baron war auf einem gefährlichen Weg.
     
    *
     
    Am nächsten Tag traf sie eine Entscheidung. Es war Zeit für das, was irgendwann jedem Linguiden bevorstand. Vielleicht würde das ihn wieder in Einklang mit der Welt versetzen.
    Schweren Herzens sagte sie für diesen Tag ihre Pflichten ab. Alle Organisationsarbeit blieb heute an Kogano Mint hängen - auch, wenn es ihr leid tat. „Baron, ich will mit dir reden."
    Der Junge sah überrascht auf. Wahrscheinlich hatte er in ihrer Stimme den ungewohnten Tonfall wahrgenommen. „Was ist denn?" fragte er unwirsch. „Ich möchte mit dir einen Ausflug machen. In einer Stunde. Sei bitte bereit."
    „Wohin?"
    Prina dachte nicht daran, es ihm vorzeitig mitzuteilen. Statt dessen sagte sie nur: „Du wirst es sehen. Aber wir verlassen Sagno Ciff, es geht in die Muuniberge östlich."
    Ausnahmsweise war er pünktlich, und sie machten sich schweigend auf den Weg. Mit einem Ciffton erreichten sie binnen weniger Minuten die große Ostschleuse. Hier existierte ein größeres Lager von Ciffton-Pfeilen, das von einem der ortsansässigen Linguiden verwaltet wurde. Viele Erholungssuchende kamen hierher - von dieser Schleuse aus hatte man den besten Zugang zum Muunisektor.
    Wer eine wilde, zerklüftete Landschaft suchte, war dort am besten aufgehoben.
    Geduldig stellten sich die beiden an.
    Zwanzig weitere Linguiden warteten auf Anzüge und Fahrzeuge; lachend und scherzend verkürzten sie die Wartezeit. Wenn sich die anderen aber an Baron oder Prina wandten, ernteten sie höchstens verkrampfte Blicke. Die meisten hatten es rasch begriffen.
    Endlich war es soweit. Prina und Baron streiften Schutzanzüge über und verließen auf ihren Ciffton-Pfeilen die Mondstadt. Hinter ihnen blieben alle Geräusche zurück. In den Ohren hatte Prina nur das Rauschen des eigenen Blutes, außerdem Knistergeräusche aus der aktivierten Funkstrecke. Die Sender waren auf zehn Meter Reichweite eingestellt.
    Zunächst flogen sie zwei Kilometer hanganwärts. Baron Singhai blieb direkt hinter ihr. Mit Bedacht wählte sie eine Route durch tiefliegende Rinnen im Fels, die möglichst weit abseits der oft beflogenen Strecken lag, denn Prina wollte nicht, daß andere Linguiden in ihrer Nähe blieben. Dies war eine zutiefst private Angelegenheit. „Was willst du eigentlich?" fragte er leise über Funk. „Kannst du es dir nicht denken?" fragte sie zurück. „Doch." Seine .Antwort kam unwillig, zögernd. „Du bist sieben Jahre alt, Baron. Es wird höchste Zeit. Ich hätte es schon lange tun sollen. Aber nie war ich der Ansicht, daß du genügend im Gleichgewicht mit dir selber seist."
    Sie verließen den Bereich der tiefen Rinnen und wandten sich weiter ostwärts den höheren Berggipfeln zu. Von oben herab beleuchtete ein heller Sternenschimmer ihren Weg. Die ganze Schönheit des Mondes Sagno Ciff wurde auf diesem Weg offenbar. Das war einer der Gründe, warum sie vor sieben Jahren diese Gegend überhaupt gewählt hatte. „Gleich sind wir da, Baron."
    Der Junge folgte ihr noch immer auf seinem Ciffton-Pfeil. Eine so fragile Gestalt, dachte sie, als sie ihn auf dem Flieger liegen sah, und eine Gestalt, die sie mit sehr viel Zärtlichkeit betrachtete. Warum nur kam so wenig davon bei ihm an? Dabei mangelte es nicht am guten Willen. Nein, daran gewiß nicht; eher an den Fähigkeiten.
    Sie folgten einem Berggrat, der zum höchsten Gipfel der Umgebung führte. Vor sieben Jahren hatte Prina eine Zukunft voller Glück und Erfolg für ihn erträumt - und dieser Ort war ein Symbol dafür.
    Vielleicht hätte sie lieber wünschen sollen, er möge seinen Platz im Leben finden. „Wie weit ist es noch?"
    „Nicht mehr weit." Ihre Stimme klang dumpf in der Enge des Anzugs. „Da vorn."
    Den Gipfel des Berges bildete ein kleines, rechteckiges Plateau.
    Und in der Mitte erhob

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