1553 - Der Feind aus dem Dunkeln
sondern auch unsere Brüder hier.«
»Das denke ich auch und hoffe, dass er in dieser Nacht die Nase voll hat, denn er weiß jetzt, dass wir nicht so wehrlos sind, wie er es gern hätte…«
***
Ich war da!
Das heißt, noch nicht ganz. Von meinem Leihwagen aus schaute ich auf die Stadt Alet-les-Bains, die ich seit einigen Jahren kannte, und die in der vergangenen Zeit ein anderes Bild bekommen hatte, denn durch zahlreiche Neubauten am Stadtrand war sie gewachsen. Aber der Charme der alten Siedlung war noch vorhanden.
Das Kloster lag am Stadtrand. Da ich aus nördlicher Richtung kam, musste ich nicht durch den Ort fahren, um mein Ziel zu erreichen. Die Stunden waren förmlich nur so dahin geflogen.
Ich hatte mich so früh wie möglich auf den Weg gemacht, und mit den Verbindungen hatte alles wunderbar geklappt. Sogar der Leihwagen, ein Renault Clio, hatte für mich bereitgestanden.
Und jetzt rollte ich auf die kleine Stadt zu. Kaputt war ich nicht, denn ich hatte in den beiden Fliegern schlafen können, denn in Paris war ich zwischengelandet.
Ich rollte langsam dahin, weil ich mit meinen Gedanken beschäftigt war. Ein weiches Lächeln lag auf meinen Lippen, als ich daran dachte, was mich mit diesem Ort in Südfrankreich verband. Es war so viel.
Wie oft hatte ich hier meine Einsätze gehabt!
Ich hatte einen Horror erlebt, als das Kloster fast zerstört worden war. Es hatte Tote und Verletzte gegeben, die nie vergessen werden würden, aber die Templer hatten es geschafft, das Kloster wieder aufzubauen. Viel dazu beigetragen hatte das Templer-Gold, das wir damals gefunden hatten. Es war so viel, dass die Gruppe auf lange Jahre hinaus unabhängig bleiben konnte.
Die Zeit hatte ich gut eingehalten. Auch die Dämmerung hielt sich noch zurück, obwohl der schwache Umriss des Vollmonds schon am klaren Himmel zu sehen war.
In der herrlich kühlen Luft lag die kleine Stadt wie ein Gemälde unter mir. Ich war gespannt darauf, was mir Godwin und seine Frau alles zu berichten hatten.
Das Pflaster vor dem Eingang des Klosters schimmerte bläulich.
Mein Clio war Sekunden später der einzige Wagen, der hier parkte. Man hatte mich bestimmt schon gesehen, und so erwartete ich, dass die Tür geöffnet wurde.
Das traf auch tatsächlich zu. Aber nicht Godwin de Salier erwartete mich, sondern einer der Templer, der mich willkommen hieß und sich als Carlo vorstellte.
»Und wo finde ich Godwin?«
»Nicht hier, John.«
Man kannte mich, man duzte mich, und so war ich über die Ansprache nicht überrascht.
»Wo denn?«
»In der Stadt. Er und Sophie sind beim Polizeipräfekten.«
»Was ist passiert?«
Carlo atmete schwer. »Man hat uns in der vergangenen Nacht den abgeschlagenen Kopf eines Menschen vor die Tür gelegt.«
»Oh…«
»Ja.« Carlo schüttelte sich. Er senkte die Stimme. »Und ich habe ihn gefunden.«
»Weiß man, wer da ermordet wurde?«
»Ein junger Mann, der im Ort als Kellner gearbeitet hat. Es ist ein scheußliches Verbrechen.«
Das glaubte ich ihm aufs Wort. »Und darüber sprechen Sophie und Godwin mit dem Präfekten.«
»Ja.«
»Haben sie erwähnt, wann sie ungefähr zurück sein werden?«
»Nein, sie konnten keine genaue Uhrzeit angeben. Ich sollte dir nur sagen, was passiert ist.«
»Kann ich zu ihnen fahren?«
»Davon haben sie nichts gesagt. Es liegt an dir. Aber wir sind alle froh, dass du gekommen bist. Es ist eine sehr negative Kraft, die sich hier ausgebreitet hat.«
»Ja, das kann ich mir denken.«
»Wenn du willst, koche ich dir einen Tee oder Kaffee. Du kannst dich auch hinlegen und nach der langen Reise ausruhen.«
»Nein, nein, das ist nicht nötig. Ich kenne mich hier im Ort aus und werde zur Präfektur fahren.«
»Gut, dann sehen wir uns später.«
Ich winkte Carlo zu und setzte mich wieder in den Clio.
Mit dieser Eröffnung hatte ich nicht gerechnet.
So ruhig wie dieser Ort aussah, war er also doch nicht. Das Wort trügerisch fiel mir dazu ein, aber ich dachte auch daran, wie oft ich so etwas schon erlebt hatte und nicht nur hier in Alet-les-Bains.
Der Weg in die Stadt führte mich auch an dem alten Kurhaus entlang, einem Bau, der in der Zeit des Klassizismus entstanden war. Er stand in einem Park, und da die Bäume noch ohne Laub waren, erhaschte ich einen Blick darauf.
Viel Verkehr gab es nicht in der kleinen Stadt. Da die Straßen manchmal sehr eng waren, kam es immer wieder zu kleinen Staus, die sich allerdings immer schnell auflösten.
Die Präfektur stand an
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