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1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre

Titel: 1555 - Zu Arkons Ruhm und Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Medotechnik-Spezialistin und ihr cholerischhysterisches Gehabe lediglich eine Maske war, mit der sie sich interessant zu machen versuchte, stand auf einem anderen Blatt. „Wenn ich dir die Zusammenhänge erkläre", sagte Atlan ernst, aber nicht unfreundlich, „wirst du es zu verschmerzen wissen, daß du dir die halbe Nacht um die Ohren schlagen mußt."
    „So ernst war das nicht gemeint", erwiderte die Medotechnikerin. „Man muß ab und zu jammern, sonst meint die ganze Welt, es ginge einem zu gut."
    Sie scheuchte die beiden Medo-Roboter, die sich bisher um den Toten gekümmert hatten, beiseite und schickte ihre eigenen Roboter an die Arbeit. Die Medo-Robotik an Bord der ATLANTIS entsprach dem neuesten Stand der Technik. Mayhels Roboter waren denen, die auf Atlans Hilferuf reagiert hatten, weit überlegen. Atlan war sicher, daß man ihm binnen weniger Minuten eine zuverlässige Diagnose vorlegen würde, aus der eindeutig hervorging, woran Enderoa gestorben war.
    Er wollte sich abwenden, da sah er, daß auf der Konsole eines Datengeräts ein Signallicht zu blinken begonnen hatte. Er trat hinzu und schaltete einen Kommunikationskanal. Das blinkende Licht erlosch. Statt dessen entstand über der Konsole eine Bildfläche, die sich binnen weniger Zehntelsekunden mit Text füllte. Erstaunt las Atlan: „Wer dies liest, hat mich bereits gefunden. Ich bin der Welt keine Erklärung meines Verhaltens schuldig. Aber man soll wissen, daß ich nicht leichtfertig mein Leben beendet habe. Es gibt Dinge, die wichtiger sind als die körperliche Existenz. Zu ihnen gehört die Ehre Arkons ebenso wie die Ehre des Individuums Enderoa."
    Erschüttert las Atlan weiter: „Ich habe im Auftrag Atlans, dem nach wie vor meine höchste Verehrung gilt, gewisse Einzelheiten einer Periode der arkonidischen Geschichte zu erforschen versucht. Diese Periode liegt knapp 11000 Jahre zurück und umfaßt unter anderem die Regierungszeit des Imperators Reomir I.
    Nach anfänglichen Mißerfolgen gelang es mir schließlich, zu einer Sammlung von Informationen vorzustoßen, die die von mir gesuchten Daten enthielt. Ich hatte kaum mit der Datenanalyse begonnen, da wurde mir klar, daß ich gewissermaßen mit bloßer Hand in ein Nest voll giftiger Schlangen gegriffen hatte. Was da berichtet wurde, war so fremdartig, so unglaublich, so abweichend von allem, was die arkonidische Zivilisation verkörpert, daß mich die allertiefste Scham ergriff. Hier war etwas geschehen, was nicht hätte geschehen dürfen. Hier hatte das arkonidische Volk Schuld auf sich geladen, die ihm das Universum niemals vergeben würde.
    Geschehenes kann nicht ungeschehen gemacht werden. Die Schuld ist vorhanden. Jetzt gilt es zu verhindern, daß sie der galaktischen Öffentlichkeit bekannt wird. Ich bin einer von zweien, die wissen, was damals geschah.
    Ich ziehe die erforderlichen Konsequenzen. Von mir wird niemand mehr etwas erfahren, weil ich in ein paar Minuten aufhören werde zu leben. Mein Mitwisser mag über sein Schicksal selbst entscheiden.
    Wichtig ist, daß die Informationssammlung so schnell wie möglich zerstört wird, nachdem man sich vergewissert hat, daß keine Kopien existieren.
    Damit habe ich meine Schuldigkeit getan.
    Lang lebe Arkon!
    Lang lebe Seine Imperiale Majestät, Gonozal IX.!"
    Atlan stand reglos. Minuten verstrichen. Hinter sich hörte er die Geräusche der Medo-Roboter und zwischendurch Mayhel Tafgydos Stimme. Er starrte mit brennenden Augen die Schrift auf der Bildfläche an.
    Enderoas Vermächtnis! Was, im Namen aller Götter der Vergangenheit, war es gewesen, das dem Historiker einen solchen Schock versetzt hatte?
    Es drang ihm nicht ins Bewußtsein, daß die Geräusche hinter ihm verstummten. Er spürte Atem, der ihm über den Nacken strich, wandte sich um und sah die Medotechnikerin hinter sich stehen. Ihr Blick war ebenfalls auf das Bild gerichtet. Er sah, wie ihre Augen die Zeilen entlangglitten. „Tragisch", sagte sie schließlich mit halblauter Stimme. „Es muß etwas Furchtbares sein, was er da gefunden hat. Ich kannte ihn flüchtig. Er schien mir nicht der Typ, der sich um einer Lappalie willen das Leben nimmt."
    „Weißt du, woran er gestorben ist?" fragte Atlan.
    Die Frage schien ihr nicht zu behagen. Sie wand sich ein wenig und brachte schließlich zögernd hervor: „Ich kenne die medotechnische Ursache seines Todes. Er hat sich Pneumakolysin, ein relativ seltenes Gift, injiziert, das nach einer gewissen Anlaufzeit die Lunge

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